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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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so dass die Fingerspitzen seine Füße berührten.
    Er streckte ihr seinen blassen Hintern entgegen.
    Das kam so unerwartet, dass sie lachen musste.
    »Was machst du denn da, Robert? Wie soll ich dir so die Windel anziehen?«
    Was in dieser Position natürlich nicht ging. Unmöglich.
    Er antwortete nicht.
    »Robert?«
    Er rührte sich auch nicht.
    Er protestiert, dachte sie. Er will noch nicht ins Bett, und er will auch die Windel nicht anziehen, also hat er sich einen neuen Trick ausgedacht. Kinder.
    »Hey, Robert, das ist nicht lustig. Leg dich auf den Rücken, damit ich dir das Ding hier anziehen kann, okay?«
    Er tat, was sie sagte.
    Sie sah ihn schweigend an, während sie ihn wickelte. Er machte eine finstere Miene.
    Armer kleiner Kerl, dachte sie. Die Besuche bei Bromberg, seinem Kinderpsychologen, hatten anscheinend nicht das Geringste gebracht. Das braucht eben seine Zeit, hatte Bromberg gesagt. Nur dass jetzt schon verdammt nochmal viel zu viel Zeit vergangen war.
    Jeden Tag musste sie mit ansehen, wie ein weiterer Teil seiner Freude und seiner Kindheit fortgespült wurde. Ein Strom aus Einsamkeit und Erniedrigung, der seine Persönlichkeit aushöhlte wie Wasser ein Flussbett.
    Ich bin anders als die anderen, musste er denken.
    Ich stottere und mache ins Bett, also bin ich ein schlechter Mensch.
    Wie sollte sie ihm klarmachen, dass er deshalb kein schlechter Mensch war, ohne ihn dabei – und sei es nur dadurch, dass sie das Thema überhaupt zur Sprache brachte – erneut zu erniedrigen? Ohne zuzugeben, dass ein Kind in seinem Alter, das so etwas immer wieder tat, einen ziemlich guten Grund hatte, sich für verkorkst und anders zu halten.
    Er war das einzige Kind in seiner Klasse, das zu einem Psychologen ging.
    Auch das war ihm bewusst.
    Im Moment hatte sie Angst, überhaupt etwas zu sagen und noch mehr Aufmerksamkeit auf seine Probleme zu lenken. Sie hatte Angst, ihnen ohne Not ein unnötig großes Gewicht zu verleihen.
    Stattdessen beschloss sie, als sie ihm den Schlafanzug reichte, das Thema zu wechseln. Sie lächelte. »Was sollte das denn eben?«
    »Hm?«
    »Du hast deinen kleinen Hintern in die Luft gestreckt. Was hat das zu bedeuten?«
    Sie hatte erwartet, ihn lachen zu sehen, aber er zuckte nur mit den Achseln.
    »Tja, ich jedenfalls hab’s viel leichter, wenn du auf dem Rücken liegst, findest du nicht auch?«
    Er nickte.
    Sie zog die Bettdecke über ihn, beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
    »Nacht, Schatz«, sagte sie. »Schlaf schön.«
    »Nacht, Mom.«
    Seine Stimme kam ihr so dünn vor. Wie die Stimme eines halb so alten Kindes.
    Sie knipste das Licht aus und ging nach unten. Sie schlief Stunden später auf der Wohnzimmercouch ein, während sie überlegte, was oder ob sie überhaupt etwas für ihn tun konnte.

    In der Nacht dachte sie noch, dass sie sich zumindest über diese seltsame Stellung – den Hintern in die Luft gestreckt und die Knie an die Brust gedrückt – nie wieder Gedanken machen müsste.
    Aber dem war nicht so.
    Sie sah ihn immer wieder in dieser Position. Ohne jeden vernünftigen Grund. Sie kam mit den Windeln in sein Zimmer, und er kauerte vor ihr.
    Als würde er einem seltsamen Zwang unterliegen.
    Sie versuchte, ihn so weit zu bringen, dass er ihr erklärte, was es damit auf sich hatte. Er sprach über alles Mögliche mit ihr, aber nicht darüber. Bei diesem Thema stieß sie gegen eine Mauer des Schweigens.

    Allmählich befürchtete sie, dass ihr kleiner Junge wahrhaftig den Verstand verlor.
    Dass da etwas an die Oberfläche kam, das sie bisher übersehen hatte. Die Folgen irgendeines grundlegenden Fehlers, den sie gemacht hatte – was bedeutet hätte, dass sie als Mutter versagt hatte –, oder dass die Nachwirkungen der Eheprobleme, die er mitbekommen hatte, ihren schrecklichen Tribut forderten.
    Sie erzählte Bromberg davon, und er versuchte der Sache auf den Grund zu gehen, die Ursachen für sein Verhalten aufzudecken. Aber Robert wollte mit ihm ebenso wenig reden wie mit ihr. Er zuckte nur die Achseln, als wäre nichts gewesen.
    Während sie die Sorge um ihn allmählich innerlich auffraß.
    Das war doch nicht normal.
    Ihr war klar, dass ihre Reaktion darauf alles andere als förderlich war. Roberts Verhalten machte ihr Angst! Und auf die Angst folgte unweigerlich so etwas wie ein irrationaler Zorn. Sie fürchtete sich vor ihrem eigenen Sohn.
    Ein paarmal gingen die Nerven mit ihr durch und sie schrie ihn an – Was stimmt nicht mit dir? Ich

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