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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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kann dich nicht wickeln, wenn du nicht aufhörst! Wo hast du nur deinen Kopf Robert? Dann wurde ihr bewusst, dass aus ihrem Mund dieselben Sätze kamen, mit denen ihr Vater sie vor so langer Zeit traktiert hatte. Es bewirkte, dass sie sich dermaßen schuldig fühlte, dass sie am liebsten losgeheult hätte.
    Manchmal glaubte sie, ebenfalls den Verstand zu verlieren. Diese Sache stellte die Gewissheit, dass sie ihr Leben im Griff hatte, auf eine harte Probe.
    »Kinder machen jede Menge verrückte Sachen«, meinte Arthur. »Das geht vorbei. Du wirst schon sehen. Er macht bestimmt bloß eine Phase durch.«
    Er gab sich Mühe, sie zu trösten, doch in Wahrheit brachte er sie damit regelrecht zur Weißglut.
    Das war keine Phase.
    Ihr Sohn hatte Probleme. Und zwar sehr große Probleme.
    Dieses zwanghafte Verhalten – irgendetwas musste es doch bedeuten.

10
Partygespräche
    10. November 1994
    »Okay«, sagte er, nachdem sie die Mäntel ausgezogen, die Babysitterin bezahlt hatten und das Mädchen in der kühlen Nacht verschwunden war. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht? Was glaubst du eigentlich, wer du bist, Lydia?«
    Es war das erste Mal, dass er den Mund aufmachte, seit sie die Party verlassen hatten.
    Seit sie ihm gesagt hatte, was sie getan hatte.
    »Cindy ist meine Freundin«, gab sie zurück. »Ich finde, sie hat das Recht, zu erfahren, dass dieser Mann sie belügt.«
    Sie brauchte jetzt ein kaltes Glas Wasser. Der Nachgeschmack des Weins in ihrem Mund wurde mit jeder Minute saurer. Sie ging in Richtung Küche. Er folgte ihr.
    »Woher willst du wissen, dass er lügt? Wieso bist du dir da so sicher?«
    »Dir erzählt er, dass er sich endgültig entschieden hat, bei seiner Frau zu bleiben, und Cindy macht er weis, dass er bis über beide Ohren in sie verliebt ist? Ist das etwa nicht gelogen?«
    »Vielleicht ist er unentschlossen. Tanzt auf zwei Hochzeiten gleichzeitig. Das kannst du nicht wissen. Und außerdem geht dich das verdammt nochmal nichts an.«
    Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank es aus. Arthur ging zum Kühlschrank und nahm sich noch ein Miller Lite heraus. Sie war müde und hatte keine Lust, sich zu mit ihm streiten. Sie musste dringend ins Bett.
    »Hör mal, ich bin keine Klatschbase, Arthur. Ich habe mir das gut überlegt. Ich habe nicht einfach so drauflos gequatscht. Glaubst du denn, ich wollte es ihr unbedingt sagen? Glaubst du, es hat mir Spaß gemacht, ihr diese Neuigkeit unter die Nase zu reiben oder mich überhaupt in ihre Angelegenheiten einzumischen? Ganz im Gegenteil. Noch dazu, weil ich weiß, dass du mit ihm befreundet bist, auch wenn er kein sehr guter Freund ist …«
    »Wer sagt das? Wer sagt, dass er kein guter Freund ist?«
    Sie seufzte. »Arthur, du triffst dich ein-, zweimal im Monat mit ihm. Er kommt ins Restaurant. Du redest mit ihm. Du lädst ihn auf einen Drink ein. Und das war’s auch schon. Tu also bitte nicht so, als hätte er dir ’ne Niere gespendet.«
    »Zufälligerweise kann ich den Kerl ziemlich gut leiden. Himmel nochmal, Lyd, er ist Vorstandsvorsitzender bei Groton Chemical! «
    »Was hat das denn damit zu tun? Cindy ist meine beste Freundin. Verstehst du das nicht? Sie hat es nicht verdient, sich von diesem Kerl rumschubsen zu lassen! Das hat Ed vor der Scheidung weiß Gott oft genug getan.«
    Sie sah, dass das erste Bier bereits leer war und er die nächste Flasche öffnete. Sie drehte den Wasserhahn über der Spüle auf und fing an, das Geschirr abzuwaschen, obwohl gereicht hätte, es in die Spülmaschine zu räumen und bis morgen stehen zu lassen. Vielleicht würde er ja endlich verschwinden, wenn er sah, dass sie beschäftigt war.
    »Du hast mich bloßgestellt, Lydia. Du hast mein Vertrauen missbraucht. Ich kann einfach nicht glauben, dass du mir das angetan hast! Hast du eine Ahnung, wie sehr ich geschäftlich von dem Mann profitiere?«
    »Es ist mir egal, wie sehr du von ihm profitierst. Du bist doch überhaupt nicht auf ihn angewiesen. Ganz bestimmt nicht so sehr wie Cindy auf ein anständiges Leben mit einem anständigen Mann, der sie nicht wieder nach Strich und Faden belügt wie ihr gottverdammter Ehemann.«
    »Womöglich meint er es nur gut mit ihr. Womöglich ist er aber momentan auch etwas durcheinander.«
    »Das ist doch lächerlich, Arthur.«
    »Sieh mal, jeder lügt doch irgendwie. Man lügt, um das zu bekommen, was man will.«
    »Ich nicht.«
    »Nein. Du nicht. Du bist ja so beschissen perfekt.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich

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