Wahnsinn
Haus, und dann werd ich direkt neben dir im Zimmer stehen, damit ich sicher sein kann, dass du deine gottverdammten Drecksfinger von ihm lässt, du Schwein. Das wird bestimmt ein Heidenspaß für uns drei, glaubst du nicht auch?«
»Das kannst du nicht machen.«
»Kann ich nicht? Wart’s ab.«
»Hör mal, ich hab dem Jungen nie was getan. Hat er gesagt, ich hätte ihm was getan?«
Irgendwie schien er die Antwort auf diese Frage bereits zu kennen. Sie fragte sich, woher.
»Das muss er gar nicht.«
»Blödsinn. Er hat gar nichts gesagt, richtig? Du hast dir diesen ganzen Mist bloß ausgedacht, weil du wegen der Scheidung stinksauer bist. Wenn du mehr Geld willst, warum sagst du’s mir nicht einfach? Und jetzt verpiss dich und lass mich gottverdammt nochmal in Ruhe.«
»Liebend gern, Arthur. Aber merk dir meine Worte. Das war’s. Nie mehr. Nie wieder. «
»Ich zerr dich vor Gericht, du durchgeknallte Schlampe!«
»Nicht, wenn ich dich zuerst drankriege. Du bist krank, Arthur. Du brauchst Hilfe. Ich hoffe, du findest sie auch. Im Interesse von Robert.«
Sie drehte sich um, ließ ihn stehen und marschierte durch die Bar und zur Tür hinaus.
Wenigstens die kalte Luft fühlte sich gut an.
Andererseits hatte sie, ungeachtet ihrer Wut, das Gefühl, gleich losheulen zu müssen.
Robert lag im Bett und grübelte: Er hat mir versprochen, dass er es nicht mehr macht, aber er hat es doch wieder gemacht, und jedes Mal, wenn er es macht, tut er mir weh, und das macht ihm anscheinend gar nichts aus. Daddy macht es nichts aus, weil er es einfach machen will, ich glaube, irgendwas stimmt nicht mit ihm, weil es doch nicht sein kann, dass es ihm nichts ausmacht, wenn er mir wehtut, aber wenn ich was sage, sagt er, dass er mit Mama macht, was er mit dem Kaninchen gemacht hat, und obwohl er dabei gelacht hat, hat er es ganz bestimmt ernst gemeint. Das weiß ich. Ganz sicher.
Ich kann nichts sagen. Ich kann nicht machen, dass er aufhört.
Ich kann gar nichts machen.
Was habe ich ihm nur getan?
Was hab ich nur getan?
14
Erste Maßnahmen
Bromberg galt als der Beste in der Gegend, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie ihn mögen oder für gut befinden würde.
Er saß hinter seinem Schreibtisch in seinem mit Spielzeug übersäten Büro und trug einen billigen blauen Anzug von der Stange, in dem er wie ein allmählich kahl werdender Bankangestellter mittleren Alters auf sie wirkte. Nicht wie ein Kinderpsychologe. Sein weißes Hemd war schlampig gebügelt und stand am Kragen offen. Kleine, schwarze Haarbüschel wuchsen auf seinem Hals. Er trug eine Gleitsichtbrille, und sie konnte genau erkennen, wo die beiden unterschiedlichen Gläser aufeinandertrafen.
Plymouth kam ihr in diesem Moment unvorstellbar hinterwäldlerisch vor. Ein typisches amerikanisches Kaff. Himmelherrgott! Gerade jetzt war sie auf einen Experten angewiesen.
Doch Owen Sansom hatte gesagt, dass sie die Angelegenheit noch heute über die Bühne bringen musste. Daher musste sie sich also mit dem »Besten in der Gegend« zufriedengeben.
»Weiß Ihr Anwalt Bescheid?«, fragte Bromberg, als sie zu Ende erzählt hatte.
»Er war derjenige, der mir geraten hat, den Termin mit Ihnen und mit einem Proktologen zu vereinbaren. Wir wollen, dass Sie mit Robert sprechen und zweifelsfrei herausfinden, was Arthur getan hat, und dass es Arthur war, der es getan hat. Warum er einen Proktologen braucht, liegt auf der Hand.«
»Mit Ihnen will er nicht darüber reden?«
»Nein.«
Er zog die Stirn in Falten, seufzte und stützte sich schwer auf den Schreibtisch.
»Mir erzählt er auch nicht sehr viel. Wie Sie wissen, benutzen wir spielerische Therapiemethoden, auf die sich die Kinder für gewöhnlich nach einiger Zeit einlassen und sich öffnen. Erst wenn sie sich entspannen können, fangen sie auch an zu reden. Aber Robert hat meistens bloß gespielt, was wir als die sogenannte Spielphase bezeichnen. Ich habe ihn zumindest so weit gebracht, dass er mit mir über das Stottern geredet hat. Er hat mir von ein oder zwei Alpträumen berichtet – obwohl ich ehrlich gesagt der Meinung bin, dass er diese Träume ausschmückt, also sich etwas ausdenkt, von dem er glaubt, dass es eine interessante Ergänzung sein könnte. Irgendein Fantasiegebilde, was natürlich – mit Verlaub – nicht besonders hilfreich ist. Aber über die Angewohnheit, ins Bett zu machen und Windeln zu tragen, verliert er kein Wort.«
Er stand auf und begann hinter dem Schreibtisch auf und ab zu
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