Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
Ärzte, Sie, Ralph Duggan, der bezeugen kann, dass Arthur Sie geschlagen hat, wahrscheinlich Ihre Freundin Cindy, möglicherweise seine Lehrerin – und hoffentlich bis dahin auch Robert selbst. Ich habe bei Gericht die Ernennung eines sogenannten Verfahrenspflegers für Robert beantragt – einen Anwalt, der ihn während des Prozesses begleitet, seine Situation einschätzt und seine Interessen nach bestem Wissen und Gewissen vertritt. Das ist übrigens die Person, mit der Sie sich heute Abend treffen werden.«
    »Robert hat eine Anwältin?«
    »Ja. Hoffentlich jemanden, mit dem wir gut zusammenarbeiten können. Jemanden, der sich ganz auf unsere Seite schlägt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wenn Robert weiter schweigt, müssen wir uns auf Indizien stützen. Aber selbst dann ist der Fall noch ziemlich wasserdicht. Die Gegenseite könnte einwenden, dass sich Robert seine Verletzungen irgendwie selbst zugefügt hat – mit irgendeinem Gegenstand zum Beispiel. Doch das ist ja zweifellos recht unwahrscheinlich. Sie könnte einwenden, dass nicht Arthur, sondern jemand anderes ihm das angetan hat, ohne dass Arthur etwas davon wusste. In diesem Fall müsste die Gegenseite jedoch einen möglichen Verdächtigen liefern. Einen, der die Gelegenheit dazu hatte.«
    »Wie mich beispielsweise.«
    »Sie?« Er lachte.
    »Bromberg meinte, er hätte diese Möglichkeit in Betracht gezogen.«
    Sansom dachte einen Augenblick darüber nach und trommelte währenddessen mit einem Bleistift auf seinem Schreibtisch.
    »Wenn er Robert erst einmal gesehen hat, wird er seine Meinung hoffentlich ändern. Wenn nicht, werden wir ihn uns wohl mal zur Brust nehmen müssen, um uns seine Kooperationsbereitschaft zu sichern. Vielleicht müssen wir auch eine zweite Expertenmeinung einholen. Aber wir haben mit Abstand die besten Karten, wenn wir Ihren Jungen dazu bewegen können, dass er erzählt, was vorgefallen ist – so schwer ihm das auch fallen mag. Daran werden Sie hart arbeiten müssen.«
    Das würde sie auch, aber nicht sofort. Robert musste erst einmal mit Bromberg sprechen. Und danach mit seiner Anwältin.
    Was für ein Tag für ihn, dachte sie. Was für ein Scheißtag!
    Sie sah zu Robert hinüber, der aus dem vor Kälte beschlagenen Seitenfenster starrte.
    Als er sich ihr zuwandte, strahlte sein Gesicht vor unerwarteter Vorfreude.
    »Mom? Können wir morgen Abend ins Kino gehen?«
    Sie lächelte. »Klar.«
    »Jaaaa!«
    »Gar kein Problem.« Sie streckte den Arm aus und tätschelte seine Hand.
    »Aber wir müssen richtig früh losgehen, damit wir die Ersten sind und dieses Mal auch wirklich noch Plätze kriegen, okay?«
    »Einverstanden.«
    »Superklasse!«, rief er und sah wieder aus dem Fenster.
    Entweder hatte ihr Sohn ein Talent dafür, das Ganze vollständig auszublenden, oder Nerven wie Drahtseile. Ersteres war ein Problem. Letzteres jedoch, so vermutete sie, würde sich in Anbetracht dessen, was noch vor ihm lag, als dringend erforderlich erweisen.
    Sie konnte nur das Beste hoffen.

    Robert saß mit dem Rücken zum Fernseher auf dem Fußboden. Seine Mutter hatte ihn ausgeschaltet, bevor sie hinausgegangen war. Er hörte Miss Stone aufmerksam zu. Miss Stone war anscheinend jünger als seine Mutter. Er fand sie hübsch, seine Mutter fand er allerdings noch hübscher. Aber Miss Stone hatte schönes, weiches und glänzendes blondes Haar, genau wie Chrissy, mit der er zur Schule ging. Ihr Haar war genauso lang und glatt wie das von Chrissy.
    Chrissy war nett, obwohl er Laura noch lieber mochte.
    Es war anstrengend, sich auf das, was Miss Stone sagte, zu konzentrieren. Sie stellte ihm eine Frage nach der anderen. Den ganzen Tag schon hatten alle möglichen Leute alles Mögliche von ihm wissen wollen. Jetzt wünschte er sich wirklich, es wäre endlich Schlafenszeit.
    Und das war ja mal eine echte Ausnahme.
    Dann fing sie mit den echt schwierigen Fragen an.
    »Gibt es jemanden, der Sachen mit dir macht, Robert? Der dich anfasst, wo du lieber nicht angefasst werden möchtest?«
    Er konnte nicht anders. Er rutschte unruhig auf dem Teppich herum. Als hätte diese Frage etwas in ihm ausgelöst, ganz so, als hätte jemand auf einen Knopf seiner Spielkonsole gedrückt. Er lief sozusagen auf Autopilot.
    Wie viel durfte er ihr erzählen?
    Er wusste, dass er irgendwas sagen musste, dass er ihnen irgendwie weiterhelfen musste. Schließlich taten sie das für ihn, weil sie wollten, dass sein Dad damit aufhörte. Er wollte ja auch, dass sein Dad damit aufhörte,

Weitere Kostenlose Bücher