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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Doch stattdessen parkte sie direkt daneben.
    Nachdem Robert sich endlich beruhigt hatte, hatte sie ihn zu Cindy gebracht. Es war noch früh am Abend, Cindys Tochter Gail war noch wach, und Robert tat es offenbar ganz gut, mit einem anderen Kind spielen zu können. Wahrscheinlich wollte er vergessen. Alles vergessen. Es war nicht zu übersehen, dass Cindy wissen wollte, was los war, doch sie bohrte nicht nach. Lydia sagte nur, dass sie auf der Stelle mit Arthur reden musste. Alle Erklärungen – falls sie sich überhaupt je dazu durchringen würde, irgendjemandem, selbst Cindy, eine Erklärung abzugeben – konnten warten.
    Es machte ihr Sorgen, dass ihr Robert nicht sofort berichtet hatte, was Arthur ihm angetan hatte. Sie nahm an, dass er sich schämte. Aber sie wusste, dass es viel besser für ihn war, wenn er es sich von der Seele redete.
    »Fasst Daddy dich an?«, hatte sie ihn gefragt. »Fasst er dich da hinten an?«
    Er zuckte die Achseln. »Weiß nicht.«
    »Sag mir die Wahrheit, Schatz. Nichts von dem, was passiert ist, ist deine Schuld, und du musst dich auch nicht dafür schämen. Aber ich glaube, Daddy macht etwas, das er nicht machen sollte. Ich finde, du und ich sollten darüber reden.«
    Aber er saß nur auf dem Bett und sah sie an. Sie ließ ihm Zeit.
    »Meinst du, du kannst das? Willst du versuchen, darüber zu reden?«
    »H-hm.«
    »Nein?«
    »H-hm.«
    »Meinst du, wir könnten vielleicht später darüber sprechen?«
    Sie wollte ihn nicht unter Druck setzen. Nicht jetzt.
    »Weiß nicht.«
    »Wirst du’s versuchen?«
    »Glaub schon.«
    Danach hatte sie ihn fürs Erste in Ruhe gelassen.
    Sie würde sich erst einmal Arthur vornehmen. Solange ihre Wunde noch frisch war.
    Die Bar des Restaurants war gut besucht. Die Jukebox spielte einen Countrysong, in dem es darum ging, dass das zwanzigste Jahrhundert fast vorüber war. Sie entdeckte ihn an einem Ende des Tresens, wo er gerade mit Jake sprach, einem seiner Barkeeper. Jake war schon seit der Eröffnung des Lokals in seinem Team. Lydia kannte und mochte ihn. Sie wusste außerdem, dass er ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie ertappte ihn immer wieder dabei, dass er sie ansah.
    Nun, was sie zu sagen hatte, würde ihn sicher auch interessieren.
    Sie ging zu ihnen hinüber.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte sie. »Hier oder im Büro?«
    Sie musste zum Fürchten aussehen. Jetzt, da sie sich Auge in Auge gegenüberstanden, konnte sie ihre Wut nur mit Mühe im Zaum halten. Er dagegen wirkte einfach nur genervt.
    »Großer Gott, Lydia. Was ist denn jetzt wieder?«
    »Du willst also gleich hier reden? Na schön.«
    Sie war sich der Gegenwart von Jake und der Gäste, die neben ihnen saßen, vollauf bewusst. Es war ihr scheißegal, ob sie mithörten oder nicht.
    »Ich weiß, ich war heute spät dran. Ich habe irgendwie nicht auf die Uhr geguckt. Tut mir leid, okay? Kommt nicht wieder vor.«
    »Jede Wette, dass du nicht auf die Uhr geguckt hast! Was hast du gemacht, dass du die Zeit vergessen hast, Arthur? Was hast du mit meinem Sohn gemacht?«
    Er sah sie an. Nun schien er sie endlich wahrzunehmen und er erkannte in ihrer Miene das, was sie zu entdecken hoffte. Sie bemerkte, dass ihm ein Licht aufging.
    »Gehen wir in mein Büro«, murmelte er.
    »Nein, das werden wir nicht tun. Ich hab’s mir nämlich anders überlegt. Hier ist es doch ganz nett, findest du nicht? Oder ist Jake zu sensibel um zu hören, dass du deinen Sohn in den Arsch gefickt hast?«
    Er wirkte einen Moment lang so, als hätte sie ihn körperlich angegriffen. Sie sah Jake hinter dem Tresen zurückweichen. Er räumte das Feld, wahrte die Diskretion. Doch die Männer, die links und rechts von ihnen saßen, verstummten.
    »Scheiße, du bist ja völlig wahnsinnig!«
    Es war genau, wie sie es erwartet hatte. Er stritt alles ab.
    Was allerdings nicht so befriedigend für sie war, wie sie sich vorgestellt hatte. Sie konnte keine Schuldgefühle in seinem Gesicht erkennen, doch genau die hatte sie erwartet. Stattdessen sah sie nur Wut und Entrüstung.
    Er war ein verdammt guter Schauspieler.
    Jetzt fiel ihr auf, dass sie ihn überhaupt nicht kannte. Nie richtig kennengelernt hatte.
    Und das verschaffte ihr nicht die geringste Befriedigung.
    »Ich bin nicht wahnsinnig, Arthur. Aber du, wenn du glaubst, ich würde dich mit dem Jungen jemals wieder allein lassen, du perverser Hurensohn! Du willst ihn sehen? Du willst deine beschissenen Besuchszeiten? Du kannst deine Besuchszeiten haben. Ich lass dich ins

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