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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Verstand verloren?«
    Sansom schielte zur Tür des Richterzimmers auf der anderen Gangseite hinüber. Die Tür war geschlossen, aber Burke saß hinter sehr dünnen Wänden.
    »Ich glaube, wir gehen besser nach draußen«, meinte er. Er blickte den verlassenen Korridor rauf und runter. »Wir sollten vielleicht irgendwo einen Kaffee trinken. Hier …«
    »Ich will keinen Scheißkaffee!«
    »Lydia! Das ist genau das, was wir jetzt unbedingt vermeiden müssen. Himmel! Wir müssen solche Ausbrüche die nächsten sechs Monate vermeiden. Haben Sie mich verstanden?«
    Sie hatte schon von Leuten gehört, die durchdrehten und aus Frustration wildfremde Menschen umbrachten. Jetzt wusste sie genau, wie diese Leute sich fühlten. Sie wäre am liebsten durch diese Tür marschiert und hätte einen Stuhl auf Richter Burkes Schädel zertrümmert, hätte am liebsten auf ihn eingeschlagen, bis ihm das Blut aus dem Mund lief. Sie wollte jemanden verletzen. Zum ersten Mal im Leben wünschte sie sich, eine Waffe in der Hand zu halten.
    »Sie dürfen jetzt nicht die Kontrolle verlieren«, sagte Andrea Stone behutsam. »Lydia, sie müssen sich zusammenreißen. «
    Sie hätte beinahe aufgelacht. Kontrolle. Sie hatte die Kontrolle über die ganze Sache schon von Anfang an verloren.
    Aber Andrea hatte natürlich Recht. Sie würde sich für Robert zusammenreißen müssen.
    »Gehen wir«, sagte sie, »bevor ich da reingehe und dem Kerl seine verdammten Augen auskratze.«
    »Prima Idee«, sagte Stone. »Und zwar schnell, bevor ich in Versuchung gerate, Ihnen dabei zu helfen.«
    Sie traten in den morgendlichen Sonnenschein. Die Wärme auf ihrer Haut fühlte sich gut an. Einen Moment lang wähnte sie sich fast getröstet. Doch dann kam ihr ein Gedanke, bei dem sich ihr prompt der Magen umdrehte.
    »Harry und Ruth«, murmelte sie. »Was genau bedeutet ›eingeschränktes Umgangsrecht‹, Owen? Ich meine, wer beaufsichtigt Arthur? Wer entscheidet, wann ich ihn besuchen darf?«
    »Da Harry und Ruth die Vormundschaft innehaben, dürfen sie auch entscheiden.«
    »Ich traue ihnen nicht.«
    Scheiße, nach all den Jahren, hatte sie nicht mal das Gefühl, sie besonders gut zu kennen. Aber sie wusste immerhin, dass Arthur ihr Ein und Alles war.
    »Aber Lydia, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie daneben stehen und zusehen, wie Arthur ihr Enkelkind missbraucht«, sagte Sansom. »Der Richter wird sie darauf hinweisen, dass sie mit Strafanzeigen rechnen müssen, wenn so etwas auch nur im Entferntesten vorkommen sollte. Und nach dem ganzen … Wirbel in letzter Zeit werden sie wohl auf der Hut sein, meinen Sie nicht auch?«
    »Keine Ahnung.«
    Sie spürte, dass ein weiteres Stück ihrer Kontrolle entglitten war. Sie spürte diesen Verlust, obwohl er nicht zu vergleichen war mit der Tatsache, dass sie von nun an auf Roberts Nähe verzichten musste. Dass sie viele Tage und Nächte ohne ihren Sohn vergeuden würde, bevor sie ihn ihr wieder zurückgaben. Sie war fast so weit, sich mit diesen Verlusten abzufinden. Ein Teil von ihr wollte sich diesem unvermeidlichen Schicksal fügen.
    Aber das hieß nicht, dass sie zur Untätigkeit verdammt war.
    Sie würde wachsam bleiben. Und wenn Robert etwas zustieß … auch nur das Geringste …
    Dann würden sie sich wünschen, ihr niemals begegnet zu sein. Ruth und Harry. Arthur. Alle.

33
Entronnen
    Seit anderthalb Tagen suchte Duggan jetzt schon nach Arthur Danse und seinem großen, schwarzen Lincoln, nachdem sie vorgestern Nacht das Bernhardt-Mädchen vom Highway aufgelesen hatten, in eine Lastwagenfahrerdecke gewickelt, vergewaltigt, grün und blau geschlagen und aus einer tiefen Wunde an der Hand blutend. Ihrer Beschreibung nach konnte es sich bei dem Wagen des Täters ohne weiteres um Arthurs Lincoln handeln. Außerdem hatte sie sich mit dem Phantombildzeichner zusammengesetzt, der ein Gesicht aufs Papier gebracht hatte, das Arthur – abgesehen von dem weicher gerundeten Kinn und der etwas höheren Stirn – bemerkenswert ähnlich sah.
    Er hatte überall nach ihm gesucht. Nichts.
    Der Wagen stand nicht bei Arthur zu Hause, nicht bei seinen Eltern und auch nicht vor dem Caves. Er hatte den Lincoln zur Fahndung ausschreiben lassen, bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Arthurs Anwalt hatte seinem Mandanten nicht einmal das Ergebnis der jüngsten Verhandlung mitteilen können.
    Arthur Danse war wie vom Erdboden verschluckt.
    Was ihm gar nicht ähnlich sah.
    Jake, der Barmann vom Caves, meinte, das Geschäft würde zumindest

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