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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Hause, dachte sie, womöglich eine weitere Stunde, bis sie endlich im Bett lag. Dabei war sie schon jetzt todmüde.
    Es gab Zeiten, da hatte sie sich einen Mann und Kinder gewünscht, aber jetzt nicht mehr. Nicht mit diesem Ding in ihrem Innern.
    Ich hoffe bloß, dass morgen diese verdammte Straßenlaterne repariert wird, dachte sie. Wir brauchen hier dringend etwas Licht.

32 Das Urteil
    Sie sah die Tür aufgehen und erhob sich von ihrem Platz, als Sansom, Wood und Stone aus dem Zimmer des Richters kamen. Keiner von ihnen sah zufrieden aus. Wood hielt kurz inne, sagte etwas zu den beiden anderen und ging dann allein den Gang hinunter. Sansom und Stone warfen ihr einen Blick zu und schienen, während sie auf sie zukamen, jeden weiteren Blickkontakt zu vermeiden.
    Mein Gott. War es so schlimm?
    Wie viel schlimmer konnte es denn noch kommen?
    Sie setzte sich wieder, da sie ihren Beinen keinen Augenblick länger trauen konnte.
    »Es gibt in dieser Sache keinen Gewinner«, sagte Sansom und schüttelte den Kopf. »Gütiger Himmel.«
    »Sagen Sie es mir.« Ihre Stimme hörte sich seltsam an, heiser, als hätte sie stundenlang geschrieen.
    »Die gute Nachricht ist, dass Arthur kein unbeaufsichtigtes Umgangsrecht bekommt. Der Richter hat offenbar dem Video mehr Glauben geschenkt als dem Widerruf. Was mich betrifft, ist das jedoch das einzig Erfreuliche an der ganzen Sache. Immerhin haben wir dadurch bei der Berufung mehr Handlungsspielraum …«
    »Berufung? Oh Gott. Wieso müssen wir denn in Berufung gehen, Owen?«
    Er sah Andrea Stone an.
    »Weil Ihnen das Sorgerecht nicht zugesprochen wurde, Lydia. Es … es tut mir wirklich … sehr leid.«
    Sie war sprachlos. Sie konnte ihn nicht einmal fragen, wie es dazu gekommen war. Es war, als hätte sich ihre Seele irgendwohin zurückgezogen und nur eine leere Hülle zurückgelassen, die nun zwischen diesen Menschen saß. Sie glaubte, sich beinahe selbst hier sitzen zu sehen, kreidebleich in den warmen, hellen Sonnenstrahlen, die durch die kleinen Flurfenster fielen.
    »Burke ist besorgt, weil, wie er sagt, ›die Mutter ihr seelisches Gleichgewicht erneut verlieren könnte‹. Das klingt unglaublich, aber genauso hat er sich ausgedrückt. Er reitet immer noch darauf herum, dass wir Robert zu den verdammten Ärzten geschleppt haben, und auf Ihrer Absicht, Arthur das Umgangsrecht zu verweigern, falls er sich dafür entscheiden sollte – obwohl er sich gar nicht so entschieden hat. Was wir jetzt tun müssen, was wir jetzt beweisen müssen, ist, dass Sie alles andere als seelisch instabil sind. Und ich fürchte, das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen: Es könnte durchaus ein halbes Jahr dauern, bis wir den Fall neu verhandeln können. Bis dahin haben Sie das Umgangsrecht. Uneingeschränkt. Und Arthur nicht. Wir dokumentieren in der Zwischenzeit jede Facette Ihres Lebens, holen uns Unterstützung bei Ihren früheren Arbeitgebern, Ihren Verwandten, Ihren Freunden. Bei einem erneuten Anlauf in etwa sechs Monaten, müssten wir dann eigentlich den Durchbruch erzielen. Wegen Arthur müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, nur noch wegen Richter Burke. Das müsste die Sache eigentlich vereinfachen.«
    »Sechs … Monate? Wo? In diesem … Heim? Einem Kinderheim?«
    Sansom warf Stone abermals einen Blick zu.
    »Nein. Das, was wir Ihnen jetzt sagen müssen, wird Ihnen nicht gefallen. Das hat uns auch nicht gefallen. Aber Burke hat den Großeltern das Sorgerecht zugesprochen. Ruth und Harry, Arthurs Eltern.«
    »Das kann er doch nicht machen! «
    Sie spürte Andrea Stones kühle, weiche Hand auf ihrem Unterarm.
    »Das hat er bereits getan, Lydia«, sagte Owen Sansom. »Allerdings mit der strikten Einschränkung, dass Arthur nicht bei ihnen wohnen und nicht einmal dort übernachten darf. Ich bin immer noch der Meinung, dass ein Kinderheim besser wäre, und sowohl Andrea als auch ich haben dagegen Einspruch erhoben. Aber so etwas ist eine durchaus gängige Entscheidung, wenn ein Richter Zweifel an der Fähigkeit beider Elternteile hegt, das Sorgerecht angemessen wahrzunehmen. Es gibt dafür zahlreiche Präzedenzfälle. Wir haben uns für Barbara ausgesprochen, aber Barbara ist eine alleinstehende, berufstätige Frau. Wenn Ihre Eltern noch am Leben wären, hätte er wahrscheinlich …«
    Sie wurde plötzlich wütend.
    »Ruth und Harry haben einen verfluchten Kinderschänder großgezogen, Owen! Was zum Teufel denkt Burke sich dabei? Hat er seinen beschissenen

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