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Wahnsinn

Titel: Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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eine Zeit lang auch von alleine laufen, doch wenn es um sein Lokal ging, bestand Arthur sonst immer darauf, die Zügel selbst in der Hand zu halten. Er war eigentlich fast jeden Abend dort. Warum änderten sich plötzlich seine Gewohnheiten? Stress wegen des Gerichtsurteils – das ihn praktisch als Kinderficker gebrandmarkt hatte? Das war jedenfalls die Meinung seiner Mutter Ruth. Die Frau war sehr verbittert. Oder wollte er sich momentan aufgrund seiner schlechten Publicity nicht in der Stadt blicken lassen?
    Schon möglich.
    Aber genauso gut – und soweit es Duggan anbetraf, war das ein viel besserer Grund – konnte es auch mit Marge Bernhardt zusammenhängen.
    Sie war vielleicht die Erste, die aus seinen Fängen entkommen war – und noch lebte.
    Er hatte von Jake eine Liste der Abnehmer und Einzelhändler der Produkte bekommen, die Arthur in der Gegend verkaufte, und jeden davon angerufen. Aber auch seine Geschäftspartner hatten lange nichts von Danse gehört.
    Ohne einen Wagen, den er durchsuchen, oder einen Verdächtigen, den er verhören konnte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich der Geschichte des Opfers in allen Einzelheiten anzunehmen. Er zweifelte nicht im Geringsten daran, dass der Kerl, der sich das Mädchen geschnappt hatte, derselbe war, der auch die anderen Frauen umgebracht hatte. Die anale und vaginale Vergewaltigung, die Fesselung, der abgeschälte Ast, den er – zu ihrem Glück – nicht hatte anwenden können, und schließlich der durch ihre Hand getriebene Nagel, der so etwas wie seine Handschrift darstellte.
    Das und dieser Van-Helsing-Holzpflock. Zu dem er allerdings nicht mehr gekommen war.
    Dummerweise hatte die Frau keine Ahnung von Autos, Schusswaffen, Messern oder gar Nägeln, Damit blieb ihm nur das Phantombild.
    Falls er hinsichtlich Danse falsch lag, würden sie das Phantombild in Concord durch den Computer jagen und auf eine mögliche Übereinstimmung hoffen. Whoorly hatte die Vermutung geäußert, der Täter könnte sein Auto womöglich verkauft haben, also ermittelten sie auch in diese Richtung.
    Auf seinem Schreibtisch stapelte sich jede Menge Arbeit, aber nichts davon war wirklich dringend, so dass er dem Verlangen widerstehen musste, in sein Auto zu steigen und auf der Suche nach einem großen, schwarzen Lincoln ziellos in der Gegend herumzukurven. Oder sollte er Harry und Ruth einen weiteren Besuch abstatten? Verdammt, wenn er darin irgendeinen Sinn gesehen hätte, wäre er liebend gerne stundenlang durch die Gegend gefahren.
    Ich muss Geduld haben, sagte er sich. Polizeiarbeit erfordert Geduld.
    Doch die Tatsache, dass Arthur nirgendwo aufzutreiben war, behagte ihm nicht.
    Er wollte eine Gegenüberstellung mit ihm und Marge Bernhardt auf der anderen Seite des Einwegspiegels.
    Was, wenn Arthurs Verschwinden bedeutete, dass er die Kontrolle verloren hatte? Die Kontrolle über sein beschissenes, lächerliches Leben? Dann war es unmöglich vorauszusagen, was er als Nächstes tun würde. Schließlich war der Mann gefährlich. Ganz gleich, ob er für die Frauenmorde verantwortlich war oder nicht – gefährlich war er auf jeden Fall.
    Doch jetzt trug er das Kainsmal. Das System hatte in ihm eine Person erkannt, die für andere eine Gefahr darstellte – zumindest für seinen Sohn. Auch wenn das System Duggan nichts über Arthur sagen konnte, was er nicht bereits seit einer Ewigkeit wusste.
    Zum Teufel, dachte er. Heute ist ein herrlicher Tag für einen Ausflug. Also schwing deinen Hintern ins Auto.
    Und genau das tat er.

34
Besuchsrecht, fünfter Teil
    Ellsworth, New Hampshire
    Es ließ ihr keine Ruhe.
    Sie war täglich bei Ruth und Harry gewesen, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen sogar zweimal, und an diesem Nachmittag jetzt schon das dritte Mal. Sie war immer kühl und distanziert empfangen worden, aber das war zu erwarten gewesen. Es war ihr egal. Was ihr indes nicht egal war, war Robert.
    Er schien wieder etwas vor ihr verbergen zu wollen.
    Sie bog in die mit Schlaglöchern übersäte Schotterstraße ein, stieg aus dem Auto und ging auf das Haus zu. Es war kurz nach drei an einem grauen, kühlen Tag. Später würde es sicher noch regnen. Sie war bei Ellie Brest gewesen, aber Ellie hatte sie heute schon sehr früh gehen lassen. Sie wollte nicht, dass sie unterwegs von einem Unwetter überrascht wurde – und das, obwohl die Frau starke Schmerzen litt, da sie sich während Lydias Abwesenheit noch einen weiteren Handgelenksknochen gebrochen hatte.
    Lydia war klar, dass

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