Wahre Liebe lässt frei! - wie Frau und Mann zu sich selbst und zueinander finden
wichtig und sorge ich gut für mich?«
Dasselbe gilt für liebloses oder respektloses Verhalten des Partners. Wer sich nicht gewürdigt, geachtet und geliebt fühlt, darf in zwei Richtungen forschen. Erstens sollte er sich fragen, ob er sich selbst würdigt und achtet, besonders im inneren Monolog. An diesem inneren Selbstgespräch können viele sehr schnell beobachten, wie schneidend, verurteilend und abwertend sie mit sich selbst umgehen. Wer dies tut, darf sich nicht wundern, dass der Partner es ebenso mit ihm tut. Außerdem dürfen wir uns fragen: »Wie gehe ich denn im Denken und Verhalten mit meinem Partner um? Bin ich in der Liebe mit ihm? Liebe ich ihn auch, wenn er nicht gut drauf ist?«
Wie das Kind im Elternhaus beziehen auch viele Partner jedes Verhalten des anderen sofort auf sich selbst und interpretieren es völlig falsch. Wenn sich der eine Partner mürrisch, verschlossen oder lieblos verhält, hat das erst einmal gar nichts mit dem anderen zu tun. Es zeigt nur, dass es ihm gerade nicht gut geht, dass er nicht glücklich ist und dass er mit seinem unbewussten Verhalten nach Liebe ruft. Indem wir dies aus unserer eigenen Verletzlichkeit und Bedürftigkeit heraus auf uns und die Partnerschaft beziehen, machen wir die Sache erst richtig schlimm. Wir dienen dem anderen und der Liebe zu ihm in dieser Situation mehr, wenn wir ihn entweder in Ruhe lassen oder ihm signalisieren: »Ich liebe dich und traue dir zu, dass du deine Probleme löst. Du schaffst das schon.« Das ist besser, als seine Probleme zu unseren eigenen zu machen.
Je mehr wir allerdings innerlich noch mit dem Vater oder der Mutter der Kindheit verstrickt sind, desto schwerer wird es uns fallen, uns in dieser liebenden Weise abzugrenzen und dem Partner seinen Raum zu geben.
Mein Partner ist aggressiv und destruktiv.
Wenn Sie einen aggressiven Partner haben, ist auch er im Moment genau richtig für Sie. Das meine ich nicht zynisch, sondern ehrlich. Ich sage nämlich nicht: »Lassen Sie sich nur alles gefallen, das geschieht Ihnen recht so.« Die Liebe zu uns selbst und zu unserem Partner fordert uns auf, diesem Verhalten ein klares Nein entgegenzusetzen, ohne den anderen zu verurteilen. Aber das schaffen bisher nur wenige. Der Grund dafür ist, dass wir nicht erkennen, warum wir einen aggressiven Partner angezogen haben. Solange wir uns als Opfer des aggressiven oder destruktiven Verhaltens anderer empfinden, können wir diesen Zusammenhang noch nicht sehen. Unser verurteilendes Denken macht uns blind dafür.
Was haben die Aggressionen unseres Partners mit uns zu tun? In vielen Fällen sagen die Betroffenen: »Ich bin nicht aggressiv, sondern friedlich und sehne mich nach Harmonie.« Dies ist jedoch ein Irrtum, denn wir sind immer beides. In uns finden sich sowohl Friedfertigkeit als auch Aggression. Die meisten Menschen – Männer wie Frauen – haben allerdings nie gelernt, sich ihres Ärgers, ihrer Wut und ihres Hasses bewusst zu werden und einen Weg zu finden, diese Energien angemessen auszudrücken und mit Liebe zu verwandeln.
Da das eigene Aggressionspotenzial den meisten große Angst macht, und weil Aggression seit ihrer Kindheit als schlecht verurteilt wurde, sagen sich viele Menschen: »Ich will friedlich sein.« Selbst bei den Menschen, die Friedensmärsche veranstalten und für den Weltfrieden auf die Straße gehen, kann man unschwer eine Menge unterdrückter Wut ausmachen, die dann auf die »Bösen« dieser Welt projiziert wird.
Der Mensch, der glaubt, nur friedlich zu sein, betrügt sich selbst, denn er verdrängt seine Wut tief in den Schattenbereich seines Bewusstseins und zieht dadurch aggressive Menschen in sein Leben. Dies geschieht entweder denen, die in der Kindheit einen jähzornigen Vater erlebten und sich damals schworen, nie so zu werden oder nie so einen Mann haben zu wollen. Oder es geschieht denen, die einen schwachen oder abwesenden Vater hatten und daher keine innere Verbindung zur männlich-aggressiven Kraft entwickeln konnten. Wer die Männer und das Laute, Aggressive, Robuste und Kämpferische an ihnen verurteilt und ablehnt, der tut sich schwer zu entdecken, dass dies alles auch in ihm selbst steckt und gefühlt und gelebt werden will. Wer nur friedlich und harmonisch sein möchte, verkennt die Grundnatur des Menschen, die besagt: »In dir findest du alles – das Laute wie das Leise, das Aggressive wie das Friedliche, das Verurteilende wie das Liebende.« Nur wer sein Herz für beide Seiten
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