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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Hand, Kopf im Nacken, Augen zu, der Apparat war seiner Aufgabe nicht gewachsen, aber es tat gut.
    Als er das Wort »Polizei« hörte, knipste er den Rasierapparat aus.
    … Oppositionsführerin Karen Mellish am Telefon, sie rief von sich aus an. Sie sind früh auf den Beinen, Ms. Mellish.
    Ich bin eine Farmerstochter, Bruce. Und Frau eines Farmers. Wir räkeln uns nicht lange im Bett rum. Es gibt Dinge zu erledigen.
    Es finden sich doch bestimmt Argumente dafür, sich noch ein wenig im Bett zu räkeln, oder? Schließlich ist die Geburtenrate auch nicht mehr so, wie sie sein …
    Keine Frivolitäten bitte, ich melde mich, weil Ihr Anrufer sagte, meine Partei habe Spaß daran, über die Polizei des Staates Victoria herzuziehen. Das ist absolut und völlig falsch, und …

    Sie haben doch in letzter Zeit ein paar harte Worte über die Polizei verloren, nicht wahr? Da waren einige ganz schön angefressen.
    Bruce, wir sind verpflichtet, Inkompetenz anzuprangern wenn wir sie sehen. Und unter dieser unfähigen Regierung sehen wir sie überall. Doch Spaß daran haben, die Polizei zu verunglimpfen? Niemals. Nein. Wir wollen erleben, dass unsere Polizei das Personal und die Führung erhält, die nötig sind, um das zu tun, wozu sie durchaus in der Lage ist, nämlich diese Stadt und diesen Staat für Gewaltverbrecher, Drogendealer und Berufskriminelle zu dem ungastlichsten Ort auf Erden zu machen …
    Ein großer Wunsch. Zweifellos wird die Regierung …
    Um ohne dieses Katergefühl aufzuwachen, war ein mindestens eine Woche langer Urlaub erforderlich. Die ersten zwei, drei Tage dienten der Entgiftung, er war nervös, gereizt, registrierte eine Anspannung in den Schultern, im Nacken, im Rücken. In der zweiten Woche verlor er das Interesse daran, sich Alk zu besorgen.
    Zwei Wochen Urlaub? Nicht, seit Corin fünfzehn war.
    Surfers Paradise war als eine Woche nur für sie beide geplant gewesen, die Kinder in sicheren Händen. Er dachte, sie könnten die Beziehung flicken, einen neuen Anfang machen. Dass Laurie die Reise vorgeschlagen hatte, gab Anlass zur Hoffnung, die Sache mit der Mutter von Tonys Freund lag noch nicht lange zurück.
    Kunden der Cateringfirma, Fernsehleute, boten ihre Ferienwohnung an. Mittlerweile übernahm Lauries Firma bei vielen Drehs das Catering.
    Sie flog voraus. Villani wusste noch, wie er beinahe das Flugzeug verpasst hätte, wie er vor dem Start einschlief, am Ziel ein Taxi nahm, auf dem schmalen Balkon des am Strand gelegenen Hochhauses stand und aufs Meer schaute, der Strand lag weit unten und tief im Schatten, spitzenbesetzte
Wellen brachen sich, Menschen gingen auf dem nassen Sand spazieren.
    Er schlief auf dem Sofa im Wohnzimmer ein, während Laurie auf dem Balkon war und in ihr Handy sprach. Mitten in der Nacht weckte ihn ein Krampf in der linken Wade. Die Schmerzen waren unglaublich stark. Er dachte: eine tiefe Venenthrombose. Er stellte die Füße auf den Boden, massierte hektisch den Muskel, hieb auf ihn ein, Tränen stiegen ihm in die Augen, er stand auf, schüttelte das Bein, stampfte mit dem Fuß auf.
    Der Schmerz wich einer Benommenheit. Er schlief ein paar Stunden, wachte im Morgengrauen auf, hatte Hunger. In dem Apartment gab es nichts zu essen, er rauchte eine Zigarette auf dem Balkon. Ein paar Dutzend Surfer waren schon draußen, weithin verteilt, eine große Spielgruppe, der Wind wehte aus Südosten, nichts los, halbmeterhohe Wellen.
    Villani nahm den Aufzug nach unten, legte Hemd und Handtuch auf den Sand. Während er mit zwei jungen Surferinnen, Mädchen, durch das warme, seichte Wasser watete, betrachtete er sich kritisch, bleiche, hühnerbrustartige Haut, Schwabbel um die Hüften. Um eine Welle zu erwischen, musste man weit rausschwimmen, die Mädchen waren vor ihm, paddelten, hatten keine Eile.
    Er war nicht der weltbeste Schwimmer und schon eine ganze Weile nicht mehr im Fitnessstudio gewesen. Er musste sich quälen, die Mädchen sahen sich nach ihm um – mitleidig, wie er glaubte. Im tiefen Wasser angelangt, war er außer Atem. Jedes Jahr schwammen von diesem Strand hunderttausende Menschen los, und er war plötzlich allein.
    Joe Cashin hatte ihm das Surfen beigebracht. Cashin stand vom Rang her unter ihm, er wirkte reserviert, ein leichtes Lächeln, keine Freunde im Kollegenkreis. In Carlton freundeten sie sich an, beide viel intelligenter als die meisten Menschen um sie herum. Wenn sie tagsüber nicht arbeiteten, fuhren sie
in Villanis Falcon nach Rye oder Portsea. Für

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