Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
Gebäudes hatten sie an der Nase herumgeführt. Sie hatten sich unsinnigerweise einen mächtigen Mann zum Feind gemacht. Sie sahen wie Idioten aus.
    Wieder das Handy.
    »Chef, was ich noch sagen wollte«, sagte Dove, »ich hab mir den dortigen Wasserverbrauch beschafft. In dem Monat vor der Sichtung auf dem Hume Highway wurde überhaupt kein Wasser verbraucht. Danach liegt ein durchschnittlicher Verbrauch für vier Personen vor, ein wenig höher.«

    »Vier Personen?«
    »Vielleicht Personen, die häufig duschen müssen.«
    Dove hatte weit mehr zu bieten als exzellente Blutgerinnungswerte.
    »Das ist eine Art Muster«, fuhr Dove fort. »Während der letzten drei Jahre.«
    »Nun, das ist zwar interessant, bringt uns aber nicht weiter. «
    »Und, Chef, diese Nummer, ich habe …«
    »Wenn wir uns sehen«, unterbrach ihn Villani. »Von Angesicht zu Angesicht. Ich beobachte gern Ihre Körpersprache. «
    »Bis morgen früh also.«
    »Ja. Gehen Sie nach Hause. Haben Sie eigentlich ein Zuhause? «
    Warum hatte er das gefragt? Dämlich.
    »Ich hab ein Bett, ja«, sagte Dove. »Eine Dusche.«
    Über Doves Privatleben wusste er überhaupt nichts. Singo hatte alles über das Leben seiner Leute gewusst, er kannte die Geburtstage ihrer Kinder, er konnte eine Anspielung auf ihren Hochzeitstag machen, einem zeigen, dass er Bescheid wusste. Doch Singo waren die Leute egal.
    Mein Junge, das Leben besteht aus Schichten. Ganz oben ist die Arbeitsschicht. Das ist meine Schicht, das ist meine Sache, das ist meine Pflicht. Darunter liegt das Private, das ist Ihre Sache, das will ich nicht wissen. Nicht, dass es mir egal wäre. Es wäre mir nicht egal. Da liegt das Problem. Deshalb will ich es schlicht nicht wissen. Verstehen Sie das?
    Villani hatte es verstanden.
    »Frühstücksbesprechung«, sagte er. »Kennen Sie Enzio’s? In der Brunswick Street?«
    »Ich finde Enzio’s.«
    »Sieben Uhr fünfzehn. Ecktisch hinten links.«
    Villani schlief ein und träumte von Greg Quirk, träumte
davon, wie er das verdreckte Apartment durchquerte und sah, wie aus Greg Blut spritzte, wie er hochschaute und Dance dastehen sah, der mit beiden Händen die Waffe hielt und sein hündisches Lächeln lächelte.

V illani wurde kurz nach sechs Uhr früh mit einem Brummschädel wach; er wusste zwar, wo er war, hatte aber ein ungutes Gefühl wie während seiner Anfangszeit bei den Räubern. Er blieb liegen, wollte nicht aufstehen, die Schwelle in den Tag überschreiten.
    Er dachte an den kleinen Bauernhof in dem Tal bei Colac, wo Dave Cameron mit seiner Freundin gelebt hatte. Dave hatte sich gewehrt, die Küche war ein einziges Tohuwabohu, überall Blut, umgekippte Tische, Geschirr auf dem Boden. Mit irgendwas war auf ihn eingehackt worden, einem großen Messer, einem Schwert, er hatte tiefe Schnitte in Armen, Schultern, Hals, Kopf, ehe man ihn erschoss. Zwei Schüsse aus einer unbekannten Waffe, zwei aus seiner eigenen Dienstwaffe.
    Seiner Freundin war in den Kopf geschossen worden, dreimal, mit Daves Waffe. Wie sich herausstellte, war sie schwanger gewesen, von Dave.
    Sie gaben wirklich alles, die gesamte Polizei, andere Ermittlungen kamen in die Warteschleife. Matt Cameron sahen sie wochenlang nicht. Deke Murray, der SOG-Chef, wurde zum Leiter der Ermittlungsgruppe gemacht, er hatte mit Matt als Cop angefangen, sie waren wie Brüder, ihre Karrieren liefen parallel, beide wurden zu Legenden im Raubdezernat. Sie sahen sogar wie Brüder aus.
    Noch bevor Villani kam, war Deke zur SOG gewechselt, aber er kam zu den Besäufnissen der Räuber, zu Camerons
Partys, ließ sich manchmal freitagabends im Pub sehen. Als Matts Frau Tania Selbstmord beging, kündigte er bei der Polizei, er hatte keine Familie mehr. Deke hörte bald danach auf. Der Hauptverdächtige, ein schlimmer Finger namens Brent Noske, den Dave Cameron in den Monaten vor den Morden zweimal festgenommen hatte, brachte sich um, schoss sich in den Mund. Noske war ein Polizistenhasser, sie hätten ihm fast nachgewiesen, dass er mit einer M16 Schüsse auf das Haus eines Cops in Geelong abgegeben hatte.
    Was war aus Deke geworden? Er hatte den Dienst quittiert. Wo war er geblieben?
    Villani schüttelte diese Gedanken ab, stand auf, duschte, zog sich an, ging in das große Zimmer und machte das Radio an.
    Bruce Frank, der Morgenmann auf ABC, gab sein übliches Gewäsch von sich, seine Stimme änderte den Tonfall, wechselte im selben Satz von barsch zu schrill. Villani saß in einem Sessel, Akkurasierer in der

Weitere Kostenlose Bücher