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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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verfluchter riesiger Gau, aber das sind Kinderkrankheiten.«
    Die PR-Fritzen wollten ein Aushängeschild haben. Einen
leitenden Polizeibeamten. Man brauchte irgendeinen drögen Bürohengst, um Dienstpläne zu erstellen und die gelangweilten, unterbezahlten Leute zu kontrollieren, die andere gelangweilte, unterbezahlte Leute kontrollierten, die wiederum Schlösser, Ausweiskarten, stickige Zimmer um drei Uhr morgens und WCs kontrollierten.
    »Ich glaube nicht, dass ich für Security geeignet bin«, sagte Villani. »Trotzdem danke.«
    Hendry sagte: »Nur nichts übereilen, mein Freund. Ich rede hier nicht von irgendeinem leitenden Rausschmeißerjob. «
    Er konnte Gedanken lesen.
    Ein heißer Nordwestwind wehte ihnen in die Gesichter, ein weiteres blockierendes Hoch dümpelte über dem Südmeer. Zwei lang gezogene Täler verliefen vom Nordwesten in Richtung Selborne, in einem davon lag die Hauptstraße. Das Feuer würde kommen, so wie es an jenem höllischen Tag im Februar bis Marysville und Kinglake gekommen war, mit dem furchtbaren Donnern einer Million Hufe würde es kommen, heranrollen, strömen, so hoch wie ein zwanzigstöckiges Haus, glühend heiße Speere und Feuerkugeln Hunderte von Metern nach vorn schleudern, aus Bäumen, Häusern, Menschen, Tieren die Luft saugen, aus allem in der Landschaft die Luft saugen, seinen eigenen tosenden Wind erzeugen, heißer und immer heißer werden, ein gigantisches Schmiedefeuer, das Menschen und Tiere schmolz, Gebäude explodieren ließ, weiche Metalle in silbrig fließende Flüssigkeiten verwandelte und Stahl verformte.
    »Nein?«
    »Nein, nein. Stilicho betritt völlig neues Terrain im Bereich der Sicherheit. Manches davon verstehe ich selbst nicht. Na ja, eine Menge davon. Herrje, ich hab erst mit zwanzig begriffen, wie Elektrizität funktioniert. Wir reden von der Zukunft der Sicherheitstechnik. Man sagt mir, das Zeug, mit dem wir arbeiten,
sei dem übrigen Feld zwei bis drei Jahre voraus. Das ist eine Riesenchance.«
    Was hatte Dove gesagt?
    Stilicho hat israelische Technik gekauft und bringt jetzt alles zusammen – sicherer Zugang, die Identitätsüberprüfung, Irisscanner, Fingerabdrücke, Gesichtserkennung, verdächtiges Verhalten, Körpersprache … Stilicho versucht sogar, Zugriff auf die Verbrecherdatenbank zu bekommen, Fotos und Phantombilder, Fingerabdrücke, Strafregister, einfach alles … Dein Gesicht ist in der Datenbank, du tauchst irgendwo auf…
    »Ich dachte, Ihr Sohn sei Chef von Stilicho. Ihr Sohn und Matt Cameron.«
    »Matt hält fünfzehn Prozent. Mir gehört der Rest. Hugh ist der CEO, kein Aktienbesitz. Operativer Chef, das ist eine große Herausforderung, Steve. Es gibt keine passende Stellenbeschreibung. Man riet mir, diese Headhuntererpresser zu beauftragen.«
    »Gute Idee.«
    »Ich kann selbst Führungskräfte suchen. Und zehntausende Dollar sparen. Es heißt, Sie hätten keine Probleme mit der Technik. Es heißt, Sie seien einer der wenigen Cops, die sich mit den neuen Technologien auskennen.«
    »Ich habe jede Menge Probleme mit der Technik«, sagte Villani. »Sie sollten mir keinen Technikjob anbieten. Eigentlich überhaupt keinen Job.«
    »Ich will aber.«
    »Es geht hier nicht darum, dass wir diese kleinen Dreckskerle erwischen, oder?«, sagte Villani. »Das ist der Job. Dafür werde ich bezahlt.«
    Hendry sagte: »Wir suchten jemanden mit umfangreichen Erfahrungen im Polizeidienst. Der intelligent ist.«
    »Das schließt siebenundneunzig Prozent automatisch aus«, sagte Villani. »Plus minus ein Prozent.«

    Hendry runzelte die Stirn. »Das ist ziemlich herb. Mir sagte man, zweiundneunzig Prozent. Jedenfalls hat mir Vicky vor dem AirLine-Abend erzählt, der Cop, der Davids Mörder gefasst habe, sei jetzt Chef des Morddezernats. So kam Ihr Name ins Spiel. Ich habe Nachforschungen angestellt. Und Gutes über Sie gehört.«
    »Typisch Cops. Gutes über andere Cops zu sagen. Sind alle Brüder.«
    »Und der Stammbaum, der hat mir auch gefallen.«
    »Wie bitte?«
    »Ihr alter Herr. Vietnam. The Team.«
    »Das hat nichts mit mir zu tun.«
    Max musterte ihn kurz, mit schräg gelegtem Kopf, sagte: »Nein, Verzeihung, wie dumm von mir. Ich hab selbst im Schatten gelebt, hätte es besser wissen müssen. Na klar.«
    »Ich habe nicht im Schatten meines Vaters gelebt«, sagte Villani. Er wollte den Job dieses reichen Mannes nicht, nicht von seinem aalglatten Sohn herumkommandiert werden.
    »Nein, das wollte ich damit nicht sagen. Das haben Sie bestimmt

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