Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
Danke dir, Alter.
    Man kannte jemanden. Man rief ihn an. Und schon war man ein bestechlicher Cop. Ein Reisebüro bot einem eine kostenlose Woche auf Hayman Island an, Flugzeug, Hotel, Vouchers. Man kriegte Tipps für Rabatte bei Autos, Fernsehern, Waschmaschinen, Teppichen, Mitgliedschaften in Fitnessclubs, Alkohol, plastischer Chirurgie, BMX-Rädern.
    Alles.

    Jahr für Jahr gab es mehr bestechliche Cops, die Anzahl stieg im Gleichschritt mit der Anzahl von Kriminellen, speziell Drogendealern, die mit dem Verkauf von Ice, GBH , Special K und Ecstasy unvorstellbare Summen verdienten.
    Die Nachfrage war grenzenlos, ein Dealer wurde reich, wenn er nur eine einzige Privatschule belieferte, jeder Jugendliche über zwölf hatte ein paar Drogen probiert. Wenn man abends ausging, gehörten Drogen einfach dazu, Handwerker wurden high, wenn sie ihre Werkzeuge nach der Arbeit beiseitegelegt hatten.
    Jeden Freitag stellte ein ganzes Heer von Kurieren Koks, Bazooka zu, Incentives für Kunden im Hauptgeschäftsviertel, für Banker, Broker, Anwälte, Buchhalter, Werbeagenturen, Architekten, Bauunternehmer, Immobilienmakler, Ärzte.
    Das Geld war überall sichtbar, und überall hörte man, wie sehr das die Cops verbitterte.
    Alter, der Holden fällt fast auseinander, meine Frau hat ihren Job verloren, jetzt machen wir Urlaub mit den Schwiegereltern. Zum Wasser muss man erst mal fünfzig Meter durch den Schlamm. Alle sind sie da, der Vater, ein echter Zombie, der Bruder, ein Autofreak und Schnorrer, seine Frau ist noch schlimmer, die zickt ununterbrochen, rührt keinen Finger, außer um sich die Nägel zu lackieren. Vergleich das mal mit diesem Drecksack, den wir angehalten haben, der ist vielleicht zwanzig, fährt einen Porsche, der Mann ist für uns kein Unbekannter, er hat ein Apartment in den Docklands, nur Nutten der Extraklasse, Urlaub auf Scheiß-Bali und sagt zu uns: Glaubt ihr, ich bin so dämlich, mit Stoff in meinem Wagen rumzufahren, Jungs? Ihr vergeudet eure Zeit, was verdient ihr so? Fünfzig? Sechzig? Hab heute fünfzig auf ein Pferd gesetzt, Alter, die Scheißmähre bleibt am Start stehen. Vergiss es, morgen ist ein neuer Tag.
    Villani legte die Hände hinter den Kopf, versuchte, seinen Nacken zu massieren.

    Dancer hatte ihn gerettet. Als ihn das Glücksspiel voll im Griff hatte, als Joe Portillo seinen Abschaum geschickt hatte und ihm ausrichten ließ, es gebe Möglichkeiten, wie er seine Schulden begleichen könnte, hatte ihn Dancer vor der Umklammerung gerettet.
    Dreißigtausend Dollar in der Myer-Tüte.
    »Kitty ist gesund«, sagte Dance. »Hat ein paar Riesen gewonnen. Ich borg’s dir. Du zahlst es zurück, wenn du dein Haus verkaufst und fünfhundert Riesen Kapitalgewinn machst.«
    Sparen, Dancer nach und nach jeweils fünf Riesen zurückzahlen, so war es geplant. Dann kam die Sache mit Greg Quirk, und es lag auf Eis. Als er die erste Rate anbot, sagte Dance: »Also bitte, Kumpel, nein. Ist längst vergessen. Vergeben und vergessen.«
    Greg Quirk.
    Greg war Abschaum. Sein Bruder war Abschaum. Sein Vater auch. Und der Großvater, dieser Hundemörder.
    Lange Zeit hatte es Villani nichts ausgemacht, wegen Greg zu lügen. Es war nicht sein Problem. Aber dann kamen die Träume. Doch selbst da ging es nicht nur darum, Greg sterben zu sehen, während sie zu dritt dastanden, zu sehen, wie er verblutete, Schaum vor dem Mund hatte, zuckte, wie die Beine traten, kleine verträumte Tritte.
    Es ging darum, ein ehrlicher Mann zu sein. Ein Ehrenmann.
    Ehre ist nicht billig zu haben, mein Junge. Gib nie dein Wort, wenn du nicht bereit bist, es zu halten oder bei dem Versuch zu sterben.
    Verdammt, was wusste Bob schon über das Worthalten? Er sagte, in ein paar Wochen werde er wieder zu ihnen zurückkommen, und es dauerte Jahre. Kein Auto fuhr Stellas Straße hinunter, ohne dass Villani die Luft anhielt und wartete, ob es nicht stoppte. Wenn er nachts im Bett lag und Autos vorbeifuhren, legte er den Kopf unter das Kissen, drückte sein Gesicht
auf die Matratze und zog das Kissen mit beiden Händen runter.
    Sein Kind war da draußen bei diesen Tieren auf der Straße, seine Lizzie. Das Ergebnis seines Versagens als Vater und als Mann. Es war ihm schlicht nicht wichtig genug gewesen. Als der Augenblick kam, sie aufzusuchen, ihr zu zeigen, dass ihr Vater sie liebte, hatte er sich von ihr abgewandt.
    Zuerst kam der Job, alles andere war zweitrangig. Und so war es immer gewesen.
    Bob Villanis Sohn. Die DNA glomm in ihm.
    Hatte Bob

Weitere Kostenlose Bücher