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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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daran gedacht, sie zu verlassen, nicht einmal nach dem Tag,
als er versehentlich den Brief mit ihrer Handyrechnung öffnete, und den Betrag sah, als er die Rechnung wieder in den Umschlag stecken wollte: 668,45 Dollar. Wie hatte sie das geschafft? Er sah sich die Einzelverbindungsnachweise an. Sie führte lange und teure Telefonate. Die meisten davon mit denselben beiden Nummern.
    Diese Nummern notierte er sich. Im Büro gab er sie einer Spezialistin. »Sehen Sie die für mich nach, ja?«
    Minuten später kam sie mit einem Blatt Papier wieder.
    David Joliffe, Kameramann, St. Crispin’s Place 22/74, King Street, East Melbourne. Private Festnetznummer und Handy.
    Die Pizzeria gab es immer noch, genau wie den Laden für Bilderrahmen, in dem das Hochzeitsfoto gerahmt worden war. Wo mochte das jetzt sein? Er hatte es seit Jahren nicht mehr gesehen, es wahrscheinlich an dem Tag oben auf einen Schrank gelegt, als Laurie den Verlobungs- und den Ehering abstreifte und unberingt herumlief.
    Der Grund war Clem, die Innenarchitektin. Sie schien damit zufrieden zu sein, gelegentlich in ihrer Wohnung eine Nummer zu schieben, doch als er die Reißleine zog, und zwar keineswegs unfreundlich, rief sie regelmäßig an. Gott wusste, woher sie die Nummer hatte, sie hinterließ bei ihm zu Hause Nachrichten.
    Das war auch das Ende von Mrs. Lauren Villani. Sie nahm wieder ihren Mädchennamen an.
    Er ging weiter, rauchte dabei, rief Searle an. Wichtig war, eisige Ruhe zu bewahren.
    »Stevo, Alter. Die Sache ist vom Tisch. Momentan. Ich musste eine Hypothek auf meine Einkünfte aufnehmen, die Kids in die Sklaverei verkaufen.«
    »Ich sag’s nicht.«
    »Nein, nein, bloß nicht. Getrennt sind wir gefickt.«
    »Hören Sie«, sagte Villani. »Hatte die Zeitung das von der
Jugendfürsorge oder von der Abteilung für Sexualverbrechen? «
    »Das wollte man mir nicht verraten.«
    »Aber sie hat eine Aussage gemacht?«
    »Bin mir nicht sicher. Abwarten, würde ich sagen. Ehe was nach draußen dringt, erfahre ich davon, und dann hören Sie’s als Erster.«
    »Bin Ihnen was schuldig.«
    »Problematisch wird’s«, sagte Searle, »wenn Moorcroft davon Wind bekommen hat. Der Wichser ist ein Kumpel dieser Fürsorgelesbe Rotties, der wäre ihr erster Anlaufpunkt.«
    Gary Moorcroft, Annas kleiner Freund beim Sender, der Polizeireporter, der gefragt hatte, ob sie was miteinander hätten.
    Unnatürlich neugierig.
    »Tja, mal abwarten, was passiert«, sagte Villani.
    »Abwarten und Tee trinken wär nicht so mein Ding«, sagte Searle. »Darf ich etwas vorschlagen?«
    »Ja.«
    »Ms. Markham. Da haben Sie einen Stein im Brett.«
    »Stein im Brett?«
    »Mann, Mann, Ihr Auto steht um vier Uhr morgens vor der Bleibe dieser Person, da haben Sie doch wohl einen Stein im Brett, oder?«
    Searle gab eine Art Lachen von sich.
    Eisige Ruhe.
    »Ich werde beobachtet, oder?«, sagte Villani.
    »Nichts Persönliches, nur das Haus, die Straße. Wenn der Premierminister auftaucht, wird das aufgezeichnet.«
    »Wer macht das?«
    »Steve, reden Sie mit Ihrer Freundin. Sie ist einflussreich, sie kann den kleinen Arsch fertigmachen, so was wäre nicht das erste Mal.«
    »Was heißt ›so was‹?«

    »Behilflich sein. Sie ist ein Profi. Sie kennt sich mit Geben und Nehmen aus.«
    »Sie befasst sich mit Politik. Wie kann sie da behilflich sein?«
    Searle gab einen ungeduldigen Laut von sich, das war jetzt seine Show. »Alter, heutzutage ist alles Politik, das ist nun mal so. Fragen Sie sie einfach. Riskieren Sie’s. Wenn sie Ihnen glaubt, dass es Blödsinn ist, wird sie dann nicht helfen? «
    Was hatte er all die Jahre ertragen, die Schinderei, die Angst, um sich jetzt bevormunden, sich Anweisungen geben lassen zu müssen von diesem Schwächling, der den Job nur aus den Erzählungen seines schäbigen Vaters und seiner elenden Onkel kannte, die die Schlitzi-Konzession hatten und von denen es hieß, dass ihnen ein Großteil von Saturn Bay gehörte, dem Arbeiterparadies auf Meereshöhe. Die einzige Gerechtigkeit lag darin, dass jetzt, bei jeder Sturmflut, das vom Eis angeschwollene Meer die hundertvierzig Kilometer lange Düne flächendeckend unter Wasser setzte, bald würde es unter die Paläste der Searles in Hardy Plank fließen, ihre Schiffe mit sich fortschwemmen, ihre Grills, die Gegend würde wieder den Mücken gehören, den verwilderten Katzen, den Dünenratten, den Möwen, die alle den Wind nicht beachteten, den pausenlosen, traurigen, sägenden Wind.
    »Sie hören von

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