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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Villani.
    »Es gibt da einen Pater Donald«, sagte Birkerts. »Ich weiß nicht, ob das der Vor- oder Nachname ist.«
    Sie war wegen der heidnischen Frage noch immer beleidigt. »Pater Donald? Nicht in dieser Stadt. Von einem Pater Donald habe ich noch nie gehört.«
    Villani stand auf, gefolgt von Birkerts.
    »Also, danke sehr, Mrs. Hogan. Kannten Sie Mrs. Crossley? «
    »Eigentlich nicht, nein.«
    Villani sagte: »Das Haus, in dem sie gestorben ist? Wo ist das?«
    Annette Hogan beschrieb ihnen den Weg. Sie brachte sie zum Tor, wo sie wartete, bis sie abfuhren.
    »Ich glaube nicht, dass wir hier einen Sieger haben«, sagte Birkerts.
    »Womöglich haben wir nicht mal ein Pferd«, sagte Villani. »Achte mal drauf, wo wir was zu rauchen kaufen können.«
    Sie hielten an einem Fish-and-Chips-Imbiss. Villani ging rein und wurde von Hunger übermannt, er hatte Schwierigkeiten,
sich an sein Frühstück zu erinnern. Er kam zum Wagen zurück mit Zigaretten und Pommes im Wert von sechs Dollar, Keile wie von einem Hackebeil geschlagen, sechs Stück aus einer großen Knolle. Sie aßen sie auf der Stelle, das fettige Päckchen dampfte auf der Armlehne zwischen ihnen und roch beißend nach Essig.
    »Da kriegen die Wagen ihren Geruch her«, stellte Birkerts fest, nahm die letzte Fritte, kaute nachdenklich. »Eierfürze, Whopper, Essig, Frittenfett, Zigarettenqualm, Old Spice, vier Tage alte Socken.«
    »Pack es in ’ne Spraydose, und du kannst Gewalttäter mit einem Sprüher ins Gesicht sedieren«, sagte Villani.
    »Danach feuer noch ein paar Schüsse auf sie ab, um ganz sicherzugehen. Warum fahren wir zu diesem Altenbunker? Leuchtet mir nicht ein.«
    »Zur rechten Zeit wirst du die Nützlichkeit eventuell erkennen«, sagte Villani.
    »Du wirst mir dermaßen fehlen«, sagte Birkerts. »Allein schon, dich um mich zu haben.«
    »Ich komme vorbei, wenn du mit Interessenten ein Haus besichtigst. Hickehackevoll. Sag allen, ich sei der Nachbar. Mach Sachen kaputt. Springe in den Pool.«
    Birkerts ließ den Motor an. »Sei mein Lotse«, sagte er.

E s war ein T-förmiges, gelbes Backsteinhaus, davor ein asphaltierter Parkplatz und ein Dutzend splitternde Eucalyptus nicholii auf einem langen Streifen mit totem Gras.
    Sie gingen eine Betonrampe mit Geländer hinauf. In einem Warteraum mit braunen Vinylfliesen drückte Birkerts fünf-oder sechsmal auf eine Klingel.
    Eine Tür ging auf, und eine traurige rotgesichtige Frau in Blau mit beginnender Glatze kam heraus.
    »Keine Besuchszeit«, sagte sie.
    Birkerts zeigte seine Dienstmarke, sagte, wer sie waren.
    »Ich hole die Heimleiterin«, sagte sie. »Muss sie wecken.«
    Sie gingen raus, lehnten sich ans Geländer, rauchten.
    »Was ist an einem freien Samstagabend?«
    »Dachte schon, du fragst nie«, sagte Birkerts. »Früher bin ich mit meiner Frau essen gegangen. Dann bin ich mit dieser anderen Person essen gegangen. Heute lasse ich mir ’ne Pizza bringen. Man muss aufpassen, dass man keine Coke mitbestellt. Das kostet hundert Dollar extra, und man kriegt nicht mal ’n Trinkhalm.«
    Jemand klopfte an die Glastür.
    Sie gingen rein, die Empfangsdame brachte sie ins Büro. Die Frau hinter dem Schreibtisch mit Spanholzplatte hatte blutunterlaufene Augen, gebleichte Haare und das Gesicht einer Bardame, die auf Wärterin umgesattelt hatte.
    »Shirley Conroy, Heimleiterin«, sagte sie. »Polizei, wie ich höre.«

    »Ich darf Ihnen Inspector Stephen Villani vorstellen«, sagte Birkerts. »Leiter des Morddezernats der Polizeibehörde des Staates Victoria.«
    »Erfreut.« Die Heimleiterin zeigte sich unbeeindruckt. »Setzen Sie sich, wenn Sie wollen.«
    »Mrs. Valerie Crossley«, sagte Villani.
    »Was ist mit ihr?«
    »Sie starb vor Kurzem.«
    »Ja.«
    »Einige Monate vorher hat jemand sie hier besucht. Ein Priester. Stimmt das?«
    »Worum geht’s hier denn?«
    »Wir sind die Polizei, verstehen Sie?«, sagte Villani. »Wir stellen die Fragen. Haben Sie schon mal vom Testament eines Patienten profitiert?«
    Schotten dicht. Mund und Augen angespannt.
    »Weiter im Text«, sagte Villani. »Hat außer Pater Cusack noch jemand Mrs. Crossley kurz vor ihrem Tod besucht? Eine leichte Frage. Ich habe noch andere. Sie werden immer schwieriger.«
    Kein Zögern. »Ja, ein Mann, er hat gesagt, er sei ein Verwandter. «
    »Haben Sie Unterlagen über Besucher?«
    »Das ist ein ordentlich geführtes Heim«, sagte sie. »Und es wird zweimal im Jahr kontrolliert.«
    »Anderenfalls wäre ich zutiefst schockiert.

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