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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Mal.

    Und dann Luke, der Bankert von der Nutte aus Darwin. Der Freche, der keine Angst vor seinem Vater hatte, wie ein junger Hund Zuneigung von ihm einforderte, sich an ihn klammerte, die Beine hoch auf seinen Schoß kletterte, von seinem Teller aß, in seinen Taschen Süßigkeiten fand, im Handumdrehen auf ihm einschlief, sicher, in Sicherheit, endlich zu Hause. Bob trug ihn wie ein kostbares Neugeborenes ins Bett, deckte ihn zu, Villani sah das von der Tür aus, wie er ihn zudeckte, sah den Kuss.
    Und dann, von Montag an, war es seine Aufgabe, sich um den jammernden kleinen Scheißer zu kümmern.
    Auf seinem Schreibtisch lag eine Notiz von Dove zu den Ausgrabungen in Preston.
    Jung, weiblichen Geschlechts, seit mindestens drei Monaten tot. Außerdem die Reste eines über vierzig Jahre alten Mannes, die Fotos aus der Forensik, Fotos von Ringen an kleinen Fingern deuten auf Hellhound hin. Laut Raubdezernat handelt es sich sehr wahrscheinlich um Artie Macphillamy, dreiundvierzig, der seit achtzehn Monaten vermisst wird, seit er in eine Kneipenschlägerei mit Kenny Hanlon und anderen verwickelt war.
    Er rief Dance an.
    »Wie ich höre, bist du zu Hause ausgezogen«, sagte Dance.
    »Wo hast du das gehört?«
    »Mir steht die teuerste Informationsbeschaffungsmaschinerie in der Geschichte der Polizei zur Verfügung, was glaubst du denn, wo ich es gehört habe? Einer meiner Leute war in ’ner Kneipe.«
    »Dann wird’s wohl stimmen. Frage an dich, ich will eine ehrliche Antwort.«
    »Öfter mal nichts Neues also. Beruflich? Privat?«
    »Beides.«
    »Ich finde das Telefon so unpersönlich«, sagte Dance. »Spazier die Bromby Street runter, ich komme in, äh, zehn Minuten vorbei. Du bist bei der Arbeit, nehme ich an.«

    Villani verließ sein Büro, setzte sich auf Doves Schreibtisch. Der telefonierte gerade, beendete das Telefonat.
    »Wie hieß er noch gleich? Birdy?«
    »Maggie«, sagte Dove. »Keine Telefone auf seinen Namen. Hab mir sein Kennzeichen besorgt, ihn zur Fahndung ausgeschrieben. «
    »Tausende Senioren unterwegs«, sagte Villani. »Sitzen auf dem Campingplatz und betrachten andere Senioren, die Frau im Camper wischt Oberflächen ab, bügelt in Hauskleid und Schürze. Das ist die Belohnung für ein aufreibendes Arbeitsleben. «
    »Koenig«, sagte Dove. »Ich schätze, er war nicht in Portsea. «
    Sie waren einander ähnlich, ihre Hirne funktionierten identisch, seltsam copmäßig. »Ach ja, das schätzen Sie? Was ist mit Bricknell?«
    »Koenig und Bricknell«, sagte Dove. »Ich finde, wir sollten Bricknell unter Druck setzen.«
    »Koenig unter Druck zu setzen, war ungemein ergiebig«, sagte Villani. »Ich will mehr von Ihnen als ein paar Telefonate, mein Junge.«
    Er schnorrte eine Zigarette von Dove, stahl dessen Feuerzeug, ging auf die Straße. Die Hitze lastete auf ihm, es war zu heiß zum Rauchen. Er überquerte die Avenue und ging die Bromby Street runter. Ein Stück weiter vorn hielt ein Audi an, in einer Parkverbotszone. Als er den Wagen erreichte, wandte Dance den Kopf und sah ihn an. Villani stieg ein, gekühlte Luft, stummer Motor.
    »Nettes Auto«, sagte Villani. Er zündete die Zigarette an.
    »Worum geht’s?«, fragte Dance.
    »Minter Street, Southbank. Ein Haus namens Exeter Place. Wird überwacht. Von deinen Leuten?«
    »Minter Street«, wiederholte Dance nachdenklich. »Du hast ja keine Ahnung, wie viele interessante Menschen in der
Minter Street wohnen. Sie haben sich dort zusammengerottet, sind einem primitiven, dem drogensüchtigen Abschaum innewohnenden Herdentrieb gefolgt.«
    »Ja oder nein?«
    »Ja. Wenn du also nicht in den Observationsprotokollen auftauchen willst, weil du Exeter Place betrittst oder verlässt, mit oder ohne Ms. Markham, geh da nicht hin. Ich fälsche keine Protokolle, weder für dich noch für sonst wen.«
    »Wieso hat dieser verfluchte Searle sie gesehen?«
    »Gillam hat sie sich geben lassen. Gut möglich, dass er sie bei ’nem Abendessen im Rotary Club hat rumgehen lassen, an den Oberschenkel von ’ner Nutte gepappt.«
    Villani sagte: »Man munkelt, ich hätte das Koenig-Material an Ms. Markham weitergegeben. DiPalma hat mich wissen lassen, ich sei tot, und der Fall Quirk werde wiederaufgenommen. «
    Dance beobachtete drei vorbeigehende Mädchen, nackte braune Schultern, bauchfrei, nackte Beine. Sie stritten sich wegen irgendwas, nicht ernst, übertriebene Gesten, sie schnitten Grimassen, große geschminkte Augen. Er wandte sein Killer-Priester-Gesicht Villani

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