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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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sei praktisch fest gebucht. Und besonders gesegnet. Jawoll.
    Villani spürte eine Kälte auf dem Gesicht, als hätte das Zimmer ein eigenes Mikroklima, eine neue Kühle aus dem Südwesten, die von Singos Krimskramskiste ausging.
    Das Böse. Von dem sie Pater Cusack erzählt hatte. Der es Pater Donald erzählt hatte. Wo blieb das Beichtgeheimnis? Durften Priester untereinander Beichten austauschen? Vielleicht durften sie in ihren eigenen Beichten ihren Beichtvätern Dinge sagen, und die wiederum durften …
    Nein.
    Das Böse. Welche Geschichte von dem Bösen mochte Valerie Crossley Pater Cusack erzählt haben? Eine Geschichte, die sie für sich behielt, bis sie ihr eigenes Ende kommen sah.
    Ihm kam ein Gedanke. Den er verwarf. Der wiederkam. Villani stand auf, sein Körper stand unter Spannung, und ging Birkerts suchen. Er fand ihn halb von Akten verdeckt.

    »Einen Augenblick deiner kostbaren Zeit«, sagte Villani. »Wo waren die Ribarics 1994?«
    »Hab ich nicht irgendwen sagen hören, wir bräuchten nicht noch mehr Geschichten aus der Vergangenheit der Ribarics?«
    »Meine Stimmung hat sich geändert. Ich leide an Stimmungsschwankungen. «
    Birkerts seufzte. »Ich frage den Hüter der Ribaric’schen Familiengeschichte. Genau wie du vergisst er nichts. Vermutlich eine Krankheit.«
    Villani ging zurück an seinen Schreibtisch, konnte nicht weiterdösen, stand auf, sah die Akte, die Burgess gebracht hatte: das Mädchen auf der verschneiten Straße. Er ging raus. Dove telefonierte gerade, hielt die Hand über die Muschel.
    »Lesen Sie das«, sagte Villani. »Mir tun die Augen weh.«
    Die Telefonistin der Wochenendschicht hob die Hand, ein Gespräch für ihn.
    »Chef«, sagte Tomasic, »1994 waren die Ribarics in Geelong. «
    Erleichterung. Noch funktionierte sein Instinkt.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Sechs Monate auf Bewährung, Amtsgericht von Geelong, März 1994. Körperverletzung.«
    »Graben Sie’s aus, Tom, die Einzelheiten. Es ist dringend. «
    »Das System macht heute ’ne Menge Stress, Chef. Es stürzt einfach ab.«
    »Wir alle stürzen einfach ab. Reden Sie mit den dortigen Cops, irgendein Arsch muss sich daran erinnern. Und Pater Donald. Ich will Pater Donald, und wenn Sie den Papst fragen müssen.«
    Er ging zu Birkerts. »Kleiner Ausflug nach Geelong. Zeit totschlagen.«
    Birkerts sah nicht auf. »Lieber würde ich mich selbst totschlagen.
Im Zusammenhang mit welcher dringenden Angelegenheit, Inspector?«
    »Metallic. Oakleigh.«
    »Unwiderstehlich. Lass uns die Pferde satteln und losreiten. «

E s dauerte fast eine Stunde, jemanden zu finden, der etwas mit der Kirchengemeinde St. Anselm’s zu tun hatte, und auch dann gelang es nur dank Tomasic, den sie anriefen.
    »Da gibt es eine Annette Hogan«, sagte er. »Sie hat Mrs. Crossley geschrieben. Mal sehen, was ich tun kann, Chef. Ich ruf Sie zurück.«
    Tomasic rief an, als sie in der Hitze am Wasser saßen und schlechten Kaffee tranken. Architekten hatten sich in der ganzen Gegend ausgetobt, wohin man auch kam, jedes Haus war irgendwie aufgemotzt worden.
    »Hab mit ihrem Freund gesprochen, sie kommt in einer Viertelstunde wieder«, sagte Tomasic. »Newtown. Wissen Sie, wo das ist, Chef?«
    »Finden Sie Ihren Schwanz, mein Junge? Adresse?«
    Annette Hogan kam zur Tür, eine große, verdorrt wirkende Mittsechzigerin, Adlernase, führte sie in ein Wohnzimmer. Einer der Stühle war noch in Folie verpackt.
    Birkerts stellte die Frage.
    »Pater Cusack starb vor etwa einem halben Jahr«, sagte sie. »Nach mehreren Herzinfarkten.«
    »Er hatte ein Gemeindemitglied namens Valerie Crossley«, sagte Birkerts.
    »Mrs. Crossley, stimmt. Sie ist auch tot. Starb vor ungefähr einem Monat.«
    »Das ist jetzt eine heikle Angelegenheit, Mrs. Hogan«, sagte Birkerts, »aber sehr wichtig. Wissen Sie etwas über die
letzte Beichte, die Mrs. Crossley gegenüber Pater Cusack ablegte?«
    Annette Hogan riss die Augen auf. »Sie glauben doch nicht, Pater Cusack würde irgendwem von einer Beichte erzählen, oder? Wissen Sie nicht, wie heilig eine Beichte ist? Sie sind wohl nicht katholisch, oder?«
    »Nein«, sagte Birkerts. »Lausiger Protestant. Vom Glauben abgefallen.«
    »Nun, er würde exkommuniziert werden, nicht wahr? Im Beichtstuhl ist die Macht Gottes gegenwärtig. Der Priester darf niemals von dem reden, was er hört. Das wäre eine Sünde. Meine Güte.«
    »Verzeihung«, sagte Birkerts.
    Stille. Im Flur knarrte ein Dielenbrett. Das musste der Freund sein, dachte

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