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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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Fisch. Colby spuckte aus, Blut und einen Zahn, schaute an sich herunter und sagte: »Verdammt, das war ein nagelneuer Anzug.«
    »Vern«, sagte Colby, Blick auf das Kameradisplay gerichtet. »Weniger Haare, aber es ist Huddo. Er ist ein Überlebenskünstler. War einer. Wo hat der Fotzkopp bloß gesteckt ?«
    »Wir haben lange nichts mehr von ihm gehört«, sagte Ordonez. »Es hieß, er sei in Queensland. Im Ruhestand.«
    »Jetzt ist er im Ruhestand«, sagte Colby. »Also, worum geht’s bei diesem Scheiß?«
    »Ivan ist ein Tier«, sagte Ordonez. »Ein Junkie und ein Tier. Steht ganz oben auf unserer Liste. Wahrscheinlich hat er letzten Oktober den Wachmann von SecureGuard in Dandenong getötet, ihn hingerichtet. Außerdem hat er den Kunden in der Westpac-Bank in Garden City erschossen, völlig grundlos. Es gibt auch noch Prügelorgien, eine Frau hat seitdem
einen Gehirnschaden, kann nicht sprechen. Wir gehen davon aus, dass in den letzten zwei Jahren sieben, acht Raubüberfälle auf das Konto dieser Jungs gehen. Vielleicht achthundert Riesen Beute. Dandenong hat zweihundert gebracht, aber das war reines Glück.«
    »Wirklich schade, dass wir die Jungs nicht keulen konnten, als wir den alten Herrn eliminiert haben«, stellte Colby fest.
    Der Rechtsmedizin zufolge gaben Dance und Vickery zwölf Schuss auf Matko Ribaric ab, ehe Vickery ihn ins linke Auge traf, nicht gezielt, ein Zufallstreffer, die Kugel war von einem Wagendach abgeprallt. Kein Fall für die Lehrbücher, aber schließlich hatte Matko sie auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums mit einem halbautomatischen Gewehr beschossen, einem Benelli M4 Super 90, die Geschosse prasselten auf die Autos wie stählerner Hagel.
    »Also, das alles ist einerseits hilfreich, andererseits aber auch nicht hilfreich«, sagte Colby. »Wer würde die Ärsche umbringen wollen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Ordonez. »Diese Typen sind nichts weiter als Räuber.«
    »Bei der Gelegenheit sollte ich erwähnen«, sagte Villani, »dass die beiden Brüder so übel zugerichtet wurden, wie ich es seit Rai Sarris nicht mehr gesehen habe. Nasen weg, Gehänge abgeschnitten, Haare abgebrannt. Das hat jemandem echt Spaß gemacht.«
    »Wir glauben«, sagte Ordonez, »dass die Ribs gemeinsam mit einem gewissen Russell Jansen und einem Christopher Wales Dinger gedreht haben, beide echt schlimme Finger. Jansen ist grenzdebil, hat aber ein Händchen für Autos. Klauen, fahren. Wales ist ebenfalls Junkie. Was wir wissen, steht alles hier drin.«
    Ordonez gab Villani einen Ordner.
    »Ist die Adresse in Oakleigh da drin?«, fragte Colby.

    Ordonez verzog das Gesicht, schmallippig. »Nein, Chef. Wir hatten von keinem von denen Adressen.«
    »Sie haben da gewohnt?«, sagte Colby zu Villani.
    »Mindestens vier Personen wohnten in dem Haus«, sagte Villani. »Das ist ein erster Eindruck. Überall parken Fahrzeuge, das wird noch ziemlich aufwendig.«
    »Mr. Dance«, sagte Colby. »Da Sie die kostspieligste Operation in der Geschichte der Polizei leiten, werden Sie uns eine Menge über diese Arschlöcher zu erzählen haben.«
    Mr. Xavier Benedict Dance lächelte, ein langes Gesicht wie aus dem Mittelalter, eisblaue Hütehundaugen. Er hatte seinen Stuhl ein gutes Stück vom Tisch abgerückt, ein Bein übergeschlagen, Knöchel auf dem anderen Knie, polierter italienischer Schuh, Baumwollsocke. Villani wusste, dass Colby Dance immer für schussscheu gehalten hatte. Einmal, nach einem chaotischen, fehlgeschlagenen Raub und einer Verfolgungsjagd zu Fuß, sah Colby Dance an und sagte: »Was soll das werden, üben Sie, auf der Stelle zu laufen?«
    »Unsere nachrichtendienstlichen Ermittlungen konzentrieren sich auf die großen Fische«, sagte Dance.
    »Als wäre ein Blick ins Telefonbuch schon eine Ermittlung«, sagte Colby.
    »Crucible konzentriert sich auf das organisierte Verbrechen«, sagte Dance.
    »Schon klar, Mann. Also Drogen. Wie sieht diese Sache aus?«
    »Nun, Ivan Ribaric taucht nur auf unserem Radarschirm auf, weil er vor einigen Jahren für Gabby Simon die Dreckarbeit erledigt hat. Aber als er im Lord Carnarvon in South Melbourne fast einen Typ umgebracht hätte, war das für Gabby zu extrem. Jedenfalls in der Öffentlichkeit.«
    »Wie lautet nun Ihre Einschätzung ohne nachrichtendienstliche Erkenntnisse?«
    Dance hob die Hände. »Vielleicht die alternative Beendigung
eines Streits um zehn Millionen Dollar. Auslöser könnte auch ein Streit um eine Parklücke gewesen sein. Die Wichser bringen sich

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