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Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
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sagte Villani. »Der Lebensmittelhygiene?«
    »Scheiß drauf«, sagte Dimi. »Man fängt mit scheißsauberen Händen an, das is doch wie Scheißhandschuhe, oder? Und die Scheißhitze bringt die Scheißbazillen eh um.«
    »Das hoffe ich von Herzen«, sagte Villani.
    Er aß im Wagen, las dabei Zeitung, hörte im Radio Keogh:
    … das letzte furchtbare Symptom, es ist eine Seuche, Drogen und Toleranz und dieser ganze Quatsch, der um die Drogen herum entstanden ist, die Methadonprogramme, also wirklich, wir beliefern diese rückgratlosen Memmen mit einer Gratisdroge, die angeblich ihre Abhängigkeit verringern soll, jetzt fordern sie das Zeug, halten es für ihr gutes Recht, das ist so was wie eine Pensionszulage für Junkies …
    Telefon. Die Sekretärin, Angela.
    »Chef, als Erstes rief Mr. Colby an, er setzt für neun Uhr dreißig eine Besprechung an. Und der Stellvertretende Polizeichef Barry möchte Sie gleich danach sprechen.«
    »Ich warte auf den Startschuss«, sagte Villani.
    … der Polizeichef David Gillam, der sogenannte neue Besen, hat den Schmutz doch nur hin und her und unter den Teppich gekehrt. Einen feuchten Dreck hat er erreicht. Alles deutet darauf hin, dass einige Soldaten der Kavallerie sich den Indianern angeschlossen haben, und zwar bis in die höheren Dienstgrade. Ich spreche hier – auf meine gewohnt umständliche Art – von Korruption. Und dann ist da noch das gewaltige Problem der öffentlichen Ordnung. Öffentliche Sicherheit. Gesetzestreuen Bürgern steht das Recht zu, angstfrei ihren Geschäften nachzugehen. Diese Stadt hat ein sehr, sehr ernstes Problem mit der öffentlichen Ordnung, die Regierung, damit meine ich unseren Wunderknaben, Polizeiminister Martin Orong, hat rein gar nichts unternommen, um es zu lösen, weshalb es bei dieser Wahl völlig zu Recht ein großes Thema ist. Dann ist da noch das Chaos, das sich öffentlicher Personenverkehr
schimpft, der Infarkt, der diese Stadt zweimal täglich zum Stillstand bringt …
    Villani betrachtete den Hamburger, das kalte graue Fleisch, die Klumpen geronnenen Fetts, den Saum aus Ei, die verkohlten Zwiebelfasern. Er biss hinein.

S ie warteten im Konferenzzimmer auf ihn, Colby, Dance, Ordonez.
    »Ist ja wie ein Ehemaligentreffen des Raubdezernats«, sagte Colby. »Die alten Räuber. Sollten wir in ’ner Kneipe abhalten. Damit das klar ist: Es sind die verdammten Ribarics?«
    »Die Ribarics, Chef«, sagte Villani. »Es wurde bestätigt, dass Ivan diesen Ohrring trägt und dass Andy von Ivan die Messernarbe verpasst bekommen hat, als sie noch Kinder waren. Außerdem hat Andy ein Loch im Arsch, von dem sie beim Raub wussten.«
    Er machte eine Handbewegung in Richtung Ordonez, dem Leiter der Abteilung für Verbrechen mit Waffengewalt.
    »Unterlagen von dem Überfall auf ein Lohnbüro in Somerton, 1997«, sagte Ordonez. »Wachmann hat ihm durch die rechte Arschbacke geschossen. Dafür musste Andrew sechs Jahre absitzen, kam 2002 raus.«
    »Der Dritte«, sagte Villani. Er nahm die Kamera heraus, fand das Foto, hielt die Kamera Colby hin. »Vielleicht erinnern Sie sich noch an diesen Typen.«
    Villani hatte unter Colby im Raubdezernat gearbeitet, als sie zu einem Bankraub gerufen wurden, der gerade in Glen Iris stattfand, er, Colby und Dance; sie trafen spät am Tatort ein, wo Colby schließlich auf die Motorhaube eines fahrenden gelben Commodore sprang, dessen Beifahrer seine Waffe, eine Magnum, aus dem Fenster hielt, mit der falschen Hand vier Schüsse abgab und Colby ein großes Stück vom rechten
Brustmuskel und ein kleines Stück vom Ohr wegschoss. Colby kroch auf den Dachgepäckträger, griff nach unten, krallte die Finger in die Haare des Fahrers, zog dessen Kopf halb aus dem Fenster und knallte ihn wiederholt gegen das Fahrgestell.
    Mit etwa achtzig Stundenkilometern raste der Commodore über Bahngleise, touchierte den Lieferwagen eines entgegenkommenden Handwerkers, streifte ein Buswartehäuschen aus Beton, prallte seitlich gegen einen Baum, wurde in einen kleinen Park geschleudert, überschlug sich zweimal und kam schließlich zum Stehen. Neben einer Sandgrube, in der fröhliche Kinder spielten.
    Als Villani und Dance dort eintrafen, war der Fahrer tot, der Schütze lag im Sterben, der dritte Mann, Vernon Donald Hudson, war unverletzt und winselte. Colby – Schädelbruch, gebrochener Arm, ein Lungenflügel von einer Rippe durchbohrt – stand auf den Füßen, das Gesicht eine blutige Maske, der rechte Arm hing runter wie ein toter

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