Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wahrheit (Krimipreis 2012)

Titel: Wahrheit (Krimipreis 2012) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Temple
Vom Netzwerk:
gegenseitig wegen allem um. Wegen nichts.«
    »Und die Folter?«
    »Für Arschlöcher, die seit drei Tagen auf Crystal Meth und wach sind, ist Folter wie ein Spiel auf der Playstation. Ich würde sagen, Rache. Von Typen, die Vern Hudson nicht ganz so hassen wie die Ribbos.«
    »Wenigstens haben Sie nicht Gangkrieg gesagt«, stellte Colby fest. »Na schön, meine Herren, dann wollen wir mal wieder in unsere Silos gehen, wie man sie hier offenbar nennt. Inspector Villani, auf ein Wort.«

I ch erwarte, es als Erster zu hören, mein Junge«, sagte Colby. »Von Ihnen oder sonst wem. Nicht von Gott. Gillam rief mich an, ist richtig hysterisch geworden. Dann ist Mr. Garry O’Barry dran, der irische Perversling.«
    »Tut mir leid, Chef.«
    »Klar, tja, hören Sie, bei der Sache deutet alles auf Scheiße in der Lampenschale hin. Ich sehe keine Freude, rundherum nur Leid.«
    »Wir sind noch ganz am Anfang.«
    »Ich denke, wir sollten das loswerden, den Ball an Dancer weitergeben. Crucible.«
    »Es ist ein Mordfall.«
    »Manchmal machen Sie mir Sorgen«, sagte Colby. »Sie sehen das große Ganze nicht.«
    »Nicht?«
    »Nein. Singletons Gerechtigkeit-für-die-Toten-Quatsch. Das Morddezernat, ein Inselchen voller Scheißpfadfinder. Lassen Sie das hinter sich. Singo ist Vergangenheit, er ist da oben nur schwebender, unsichtbarer Feinstaub, er ist Luftverschmutzung. Bei solchen Sachen, wenn einen die Presseleute wie Schmeißfliegen umschwirren, wenn einem die verdammten Politiker zusetzen, geht die normale Arbeit zum Teufel. Und wenn man dann nicht nach einer Stunde ein Ergebnis kriegt, ist man der Arsch.«
    »Vielleicht haben wir Glück.«
    Colby nieste, eine Explosion, noch eine, noch eine. »Der
verdammte Qualm bringt mich um«, sagte er. »Egal, eins sag ich Ihnen. Entweder Sie haben Glück, oder Sie haben die Pläne B bis D parat.«
    »Wird gemacht, Chef.«
    »Bleiben Sie mit mir in Verbindung. In enger Verbindung. Ich will wissen, was los ist.«
    »Chef.«
    Als Villani an der Tür war, sagte Colby: »Könnte eine entscheidende Karrierephase sein. Die gibt es nämlich.«
    »Ich behalt’s im Hinterkopf, Chef.«

V illani saß im Vorzimmer, Handy aus, Augen geschlossen. Barry führe gerade ein wichtiges Telefonat, hatte die Sekretärin gesagt. Villani hatte nichts dagegen, genoss den Frieden.
    »Commissioner Barry ist so weit, Inspector«, sagte die Sekretärin auf irgendein Zeichen hin.
    Barrys Schreibtisch stand seitlich versetzt zum Fenster, die Jalousien waren halb geschlossen, die vertikalen Gebäudeteile der Hochhäuser in schmale Streifen zerlegt.
    »Stephen«, sagte er. »Setzen Sie sich. Hatte gerade den Chief am Apparat.« Er hielt inne. »Schießen Sie los.«
    Villani merkte jetzt erst, wie sehr seine Unterarme schmerzten, seine Schultern. Das Rasenmähen, der ganze Körper angespannt, der feste Griff am Gashebel. »Ivan Ribaric und sein Halbbruder«, sagte er. »Kroaten.«
    Barry fand ein serviettengroßes Papiertaschentuch. Er schnäuzte sich die Nase, seine Augen quollen vor. »Im scheißkalten Irland war ich nie erkältet«, sagte er. Er betrachtete das Taschentuch, zerknüllte es. »Heißt das Australier kroatischer Abstammung oder kroatische Bürger?«
    »Ersteres.«
    »Bei solchen Dingen gibt es offenbar gewisse Empfindlichkeiten. «
    »Es ist eine Familie mit einem Kanakennamen. Wie meiner. «
    »Was ist mit mir?«, sagte Barry. »Ist ein Ire ein Kanake?«
    »Ein Mick ist eine Art früher Kanake, so wie ich das sehe.«
    Barry lachte, ein dröhnendes Kneipenlachen, er hatte kalte Vogelaugen. »Weiter im Text. Die Toten zu kennen, ist ein Schritt, die Totmacher zu fassen, darauf kommt’s an.«
    »Da muss ich noch ’ne Schaufel drauflegen.«
    Er konnte die Klappe nicht halten, damit ritt er sich immer rein. Villani sah aus dem Fenster. Barry war ihm lieber als sein Vorgänger, dachte er, ein unbrauchbarer Tommy aus Liverpool, der plötzlich eine Stellung in Kanada angenommen hatte.
    »War ein Scherz, Stephen«, sagte Barry.
    Villani nickte, ergeben, wie er hoffte. Er bemerkte eine weiße Substanz seitlich an seinem linken Schuh. Vogelscheiße? Gott, bitte nichts aus Oakleigh.
    »Diese Wahl. Ich bin zwar kein Fachmann für hiesige Politik, doch wie ich höre, könnte es Veränderungen geben, diverse Wechsel in der Führungsetage. Klingt wahrscheinlich. « Er musterte Villani. »Wir könnten gut zusammenarbeiten, wir beide. Als Team. Wie sehen Sie das?«
    »Ich glaube, das könnten wir, Chef.« Villani hatte

Weitere Kostenlose Bücher