Wahrheit (Krimipreis 2012)
Lagerhaus zurückging.
»Mit der Maske gefällt er mir besser«, sagte Villani. »Kussfreundlicher. «
Er hielt die Karte hoch. Das Team trat näher.
»Ich liebe dich, Ivan«, sagte Tomasic. Er war Einzelkind, seine Eltern hatten ihn weggegeben, als er sieben war, er wanderte
von einer Pflegefamilie zur anderen, in Heime, konnte vier Sprachen. »Das steht hier.«
»Welche Sprache?«
»Kroatisch. Slowakisch.«
Villani spürte das leichte Prickeln, sah Birkerts an. »Geh rein und sag Moxley, ich möchte Einzelheiten über Tattoos wissen.«
»Wird uns das weiterhelfen?«
Birkerts war Singos Musterschüler gewesen, er wollte ihn haben, obwohl Birkerts studiert und sich mit jedem seiner Vorgesetzten angelegt hatte.
Villani spürte Magensäure aufsteigen, Bier, Nikotin, Tomatensauce mit Essiggeschmack. »Ihrer Ansicht nach nicht, Detective?«, sagte er. »Hätte ich Sie vorher fragen sollen?«
»Verzeihung, Chef.« Ein leichtes Neigen des Kopfes, dann ging Birkerts.
Villani und das Team standen in dem immer wärmer werdenden Tag, die Luft erfüllt von elektronischem Quietschen, Piepsen und Knacksen, und warteten darauf, dass er zurückkehrte, beobachteten, wie er um das Blut herumging, wiederkam.
»Beide haben ein kleines Wappenschild mit einem Schwert drüber«, sagte Birkerts. »Wie ein Schachbrett.«
Er klopfte sich auf den linken Oberarm. »Hier.«
»Matko Ribarics Jungs«, sagte Villani. »Wer behauptet, es gebe keinen Gott?«
Er ging zum Lagerhaus. Mittlerweile hatten sie den dritten Mann bestimmt auf den Rücken gedreht, jetzt konnte er Fotos machen.
D as Auto stand vor der Ampel an der Belgrave Road, als das Handy klingelte.
Kielys satte Vokale. »Offenbar bin ich der Letzte, der von der Sache in Oakleigh erfährt«, sagte er. »Das macht mich traurig.«
»Und was hat Ihr Traurigsein mit mir zu tun?«, fragte Villani.
»Nur so ein Kommentar. Und jetzt will ich mich auf den neuesten Stand bringen, also wie lautet die vorläufige Einschätzung ?«
Villani hätte am liebsten lange die Augen geschlossen, doch die Ampel wurde grün.
»Drogen wären eine Möglichkeit«, sagte Villani.
»Ach ja?«, sagte Kiely, leicht spöttischer Tonfall. »Ich dachte, es könnte vielleicht mit, äh, Obst und Gemüse zu tun haben.«
Kiely hatte einen Studienabschluss in Kriminologie und Betriebswirtschaft, im Abendstudium erworben. Er war Leiter des Morddezernats in Auckland, als sie ihn holten; man dachte, Neuseeland sei sauber und grün. Grün war Kiely auf jeden Fall – hinter den Ohren.
»Obst und Gemüse hatten wir schon, Mann«, sagte Villani. »Zahlreiche Tote. Der Mafiakrieg. Aber woher sollen Sie das wissen?«
Beredtes Schweigen.
»Egal«, fuhr Villani fort, »Tomasic hat drei Namen eingegeben,
wir kriegen sehr bald die Vorstrafenregister der Jungs. Für das Haus brauchen wir noch den ganzen Vormittag. Das hat Priorität.«
»Sollte sich nicht Crucible darum kümmern?«
»Unnatürliche Todesfälle. Das Morddezernat. Ist das in Auckland nicht der Fall?«
»Ich leiste nur einen bescheidenen Beitrag zu unserem Fachgespräch.«
»Was immer das für ’n Scheiß sein mag. Vergessen Sie Crucible. «
Hunger.
Villani fuhr einen Umweg nach South Melbourne, parkte auf einem Stellplatz für Behinderte, er fühlte sich behindert. Man kannte ihn in dem Imbiss, der Outlaws griechischer Abstammung gehörte, er stellte sich einen Hamburger mit allem Möglichen zusammen, ohne den Käse, den Plastikkäse konnte er nicht ausstehen, ohne den Schinken mit den rosa Fleischbröckchen in dem weißen Fett. Vier Bestellungen waren vor seiner dran, er ging wieder die Straße runter, kaufte eine Zeitung, ging zurück und beobachtete das Zwei-Mann-Fließband bei der Arbeit.
Jim, der dicke Koch, stellte einen anderen Radiosender ein, und man hörte Paul Keogh mit voller Lautstärke:
… zu diesen Morden gibt es noch keine offizielle Stellungnahme. Mit Millionen von Dollar, Millionen von Dollar, überschütten wir eine sogenannte Hightech-Einsatzgruppe, eine technisch hoch entwickelte Einsatzgruppe, deren Aufgabe es sein soll, das organisierte Verbrechen auszuradieren, und was springt bei all den Ausgaben für die Crucible- Taskforce heraus? Ein paar Trottel landen im Knast. Und jetzt passiert diese Sache in Oakleigh, bei der es sich …
»Wissen Sie was darüber?«, fragte Dimi, der schlankere Koch, der mit großen, haarigen Händen einen Fleischklops formte, ohne Handschuhe.
»Was ist aus den Handschuhen geworden?«,
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