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Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman

Titel: Wahrheit Meines Vaters, Die: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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ist kaputt«, sagt der Wachmann. Er deutet auf einen kleinen Parkplatz. »Autos dürfen nicht rein. Ich bring Sie hin.«
    Während ich neben dem Mann hergehe, frage ich mich, wieso es ausgerechnet in einer Einrichtung für alte Menschen nicht erlaubt ist, mit dem Wagen zum Hauptgebäude zu fahren. Als wir oben auf dem Hügel sind, zeigt der Wachmann mir den Weg. »Das dritte von links«, sagt er.
    Ich blicke auf eine riesige Fläche mit Kreuzen und Sternen und Rosenquarzobelisken. UNSERER LIEBEN MUTTER, steht auf einem Grabstein. UNVERGESSEN. DEIN DICH LIEBENDER EHEMANN. Elizabeth Peshman ist tot.
    Ich habe keinen Zeugen, der bestätigen könnte, daß Elise Matthews vor dreißig Jahren eine so rettungslose Alkoholikerin war, wie Andrew behauptet.
    Trotz der brüllenden Hitze stehen neben Elizabeths Grabstein frische Blumen. »Sie ist richtig beliebt«, sagt der Wachmann. »Manche hier kriegen nie Besuch. Aber zu ihr kommen immer mal wieder ein paar frühere Schüler.«
    »Sie war Lehrerin?« frage ich, und das Wort bleibt mir im Kopf hängen. Lehrerin.
    »Haben Sie gefunden, was Sie wollten?« fragt er.
    »Ich glaube ja«, sage ich und eile zurück zu meinem Wagen.
    Abigail Nguyen rührt Teig an, als ich hereinkomme. Sie ist eine schmächtige Frau mit zwei Haarknoten oben auf dem Kopf, wie die Ohren eines Bären, und als sie aufblickt, schenkt sie mir ein Lächeln. »Sie müssen Mr. Talcott sein«, sagt sie. »Guten Tag.«
    Als die Vorschule, die Delia damals besuchte, Mitte der achtziger Jahre geschlossen wurde, machte Abigail in den Räumen einer Kirchengemeinde eine Montesso-rischule auf. Es war die dritte Schule im Telefonbuch, und ich hatte sie direkt selbst am Telefon.
    Wir setzen uns auf winzige Stühle. »Mrs. Nguyen, ich bin Anwalt, und ich arbeite an einem Fall, in dem es um ein Kind geht, das Sie um 1980 herum unterrichtet haben ... Bethany Matthews.«
    »Die Kleine, die entführt wurde?«
    Ich rutsche unruhig hin und her. »Na ja, das muß eben noch geklärt werden. Ich vertrete ihren Vater.«
    »Ich hab die Sache in der Zeitung und in den Nachrichten verfolgt.«
    Wie das übrige Phoenix auch. »Mrs. Nguyen, mich würde interessieren, was Sie von damals noch über Bethany in Erinnerung haben.«
    »Sie war ein liebes Kind. Ruhig. Hat lieber allein gearbeitet als in der Gruppe.«
    »Haben Sie mal ihre Eltern kennengelernt?«
    Die Lehrerin blickt einen Moment weg. »Manchmal kam Bethany ungepflegt in die Schule oder in schmutzigen Sachen ... das hat uns alarmiert. Ich glaube, ich habe einmal bei ihrer Mutter angerufen ... wie hieß sie noch?«
    »Elise Matthews.«
    »Ja, richtig.«
    »Was hat Elise in dem Telefonat gesagt?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, sagt Mrs. Nguyen.
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas zu Elise Matthews ein?«
    Die Lehrerin nickt. »Ich nehme an, Sie meinen, daß sie eine Alkoholfahne hatte.«
    Ich spüre, daß mein Herz schneller schlägt. »Haben Sie das dem Jugendamt gemeldet?«
    Die Lehrerin erstarrt. »Es gab keinerlei Anzeichen für Mißhandlung.«
    »Sie sagten, Bethany kam ungepflegt in die Schule.«
    »Es ist ein großer Unterschied, ob ein Kind nicht jeden Abend gebadet oder ob es von den Eltern vernachlässigt wird, Mr. Talcott. Es ist nicht Aufgabe der Schule, zu kontrollieren, was zu Hause abläuft. Glauben Sie mir - ich habe Kinder gesehen mit Brandspuren von den Zigaretten ihrer Eltern an den Fußsohlen, und ich habe Kinder gesehen, die mit gebrochenen Kno-chen und Striemen auf dem Rücken zur Schule gekommen sind. Mrs. Matthews hat am Nachmittag vielleicht gern einen Cocktail getrunken, aber sie hat ihre kleine Tochter über alles geliebt, und das hat Bethany genau gewußt.«
    Sie würden sich wundern , denke ich.
    »Mrs. Nguyen, danke, daß Sie sich Zeit für mich genommen haben.« Ich reiche ihr meine Karte, auf der ich Chris Hamiltons Büronummer notiert habe. »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich bitte an.«
    Ich sitze gerade wieder in meinem Wagen, als es an der Scheibe klopft. Mrs. Nguyen steht mit verschränkten Armen davor. »Einmal ist da so eine Sache passiert«, sagt sie, als ich das Fenster herunterlasse. »Mrs. Matthews erschien nicht wie üblich, um Bethany abzuholen. Wir haben bei ihr zu Hause angerufen, aber es ging niemand dran. Da ich nachmittags noch Unterlicht hatte, habe ich Bethany bei mir behalten und sie anschließend nach Hause gefahren. Ihre Mutter lag völlig weggetreten auf der Couch, als wir ankamen ... also habe ich die Kleine

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