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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Index weiß von meinem Vorhaben und rät ebenfalls zur Vorsicht, doch mein Entschluss steht fest. Mensch Silveira - wollen Sie mich in Ihrem Raumfahrzeug mitnehmen?«
    »Es wäre mir eine Ehre und Freude.«
    Der große Roug erhob sich und verneigte sich würdevoll vor Silveira, dann wandte er sich an den Duizhang und Tan Hua. »Es würde mich freuen, wenn Sie zustimmen würden.«
    »Ich bin dafür«, sagte Kang Lo. »Möge Eure Reise glücklich verlaufen und möget ihr bald wohlbehalten zurückkehren.« Er sah Kao Chih und die anderen an. »Die Übergewänder sind nicht mehr nötig.«
    Tan Hua schwieg und bekundete nur mit einem Kopfnicken seine Zustimmung. Dann sagte Qabakri halblaut etwas zum Duizhang, der daraufhin nickte und in die Hände klatschte. Der Roug ging durch die vom Monitor verdeckte Tür hinaus, durch die er eingetreten war.
    »Da die Gefahr einer Entdeckung besteht, sollte die Unternehmung unverzüglich beginnen. Captain Silveira, wenn Sie den stellvertretenden Regierungskommissar Liangyu
begleiten wollen, er wird Sie zu Ihrem Schiff zurückgeleiten. Pilot Kao, bitte treten Sie durch die Tür dort hinten. Mandator Qabakri wünscht, mit Ihnen unter vier Augen zu sprechen.«
    »Und was ist mit mir?«, ertönte eine scharfe Stimme aus dem Hintergrund. »Versülzte Menschen, keine Manieren!«
    »Ich bitte um Verzeihung, verehrter Voth-Gast«, sagte Kang Lo eilig.
    »Ich bitte um Entschuldigung, Duizhang«, sagte Kao Chih. »Das ist Yash, ehemaliger Kapitän des Staubsammlers Viganli .«
    »Immer noch Kapitän«, widersprach lautstark der Voth. »Wenn auch vorübergehend ohne eigenes Schiff.«
    »Nun, Kapitän Yash«, sagte der Duizhang, »haben Sie die Absicht, Ihre Kollegen nach Scheiterhaufen zu begleiten?«
    »Eher würde ich den Ohrenausfluss eines Rygots trinken«, erklärte Yash. »Ich möchte lieber auf Ihrem … äh … schönen Felsen bleiben. Vielleicht nimmt mich jemand nach Agmedra’a mit. Wenn Sie nichts dagegen haben, mein Herr. Ich muss mich wegen eines offenen Guthabens treffen mit einem Piraseri.«
    Kang Lo nickte nachdenklich. »Ich glaube, wir könnten Ihnen für eine kleine Kostenerstattung weiterhelfen. Aber nun gehen Sie, Pilot Kao - der Mandator erwartet Sie.«
    Hinter der Tür lag ein kleiner Raum mit strohfarbenen Wänden. Qabakri saß auf einer niedrigen Bank, vor sich ein breites Möbelstück mit kleinen Borden und Nischen. Darin waren Figuren, Blumentöpfe, Steine, beschriftete Sandhäufchen, brennende Kerzen und verschiedene Digitalgeräte untergebracht. Ein Hammer, ein gefaltetes Stück Tuch, eine flache Schale mit Wasser.

    »In gewisser Weise ist Ihre Spezies gar nicht so verschieden von vielen anderen diesseits und jenseits der bekannten Regionen des galaktischen Raums«, sagte der Roug. »Einige davon teilen unsere Obsession für das Militär und die Systematisierung von Gewalt oder übertreffen sie gar, während viele Völker, wie zum Beispiel das Ihre, komplexe Kunstwerke aus strukturierten Schallwellen erschaffen. Ebenso verhält es sich mit der Philosophie, mit Spielen und deren Regeln, mit dem Austausch von Medien, dem Geschmacksempfinden; die meisten Spezies besitzen alle diese kulturellen Facetten in unterschiedlichem Maße; die Menschheit aber bringt Individuen hervor, die sich auf die eine oder andere dieser Facetten spezialisieren und dabei Neues erschaffen.
    Die Erfahrung meiner eigenen Spezies ist eine ganz andere. Lange Zeit beruhte unser kollektiver Fortschritt darauf, dass wir uns die Errungenschaften, Erfindungen und sogar die Vorstellungen anderer Völker ausgeborgt haben.«
    Kao Chih verspürte Überraschung, Neugier und Unbehagen, alles zugleich. Er hatte angenommen, der Mandator wolle mit ihm über Tumakri sprechen und sich vielleicht noch eingehender über dessen Todesumstände informieren. Diese Wendung aber kam völlig unerwartet und war vermutlich auch vollkommen atypisch, wie auch das Schweigen, das sich immer mehr dehnte, als werde eine Erwiderung von ihm erwartet.
    »Soviel ich weiß, Geachteter«, sagte er, »borgen alle Kulturen voneinander, und gute Idee werden sozusagen zum Allgemeingut.«
    »Sie haben meinen Gebrauch des Wortes ›borgen‹ falsch verstanden.« Der Roug erhob sich von der Bank. »Ich will es Ihnen demonstrieren - kommen Sie her und nehmen Sie vor mir Aufstellung, Mensch Kao Chih.«

    Sein Unbehagen vertiefte sich. Schluckend kam er der Aufforderung nach, stellte sich vor den schlanken Roug mit den dünnen Gliedmaßen und

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