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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zurecht und vergegenwärtigte sich sein Hauptargument, dass man sie unzureichend vorbereitet habe und es unklug gewesen
sei, sich bezüglich der Kursdaten hauptsächlich auf Kontaktleute vor Ort zu verlassen …
    Der Duizhang unterhielt sich halblaut mit Tan Hua und dem Roug, dann bedeutete er Kao Chih vorzutreten. Man brachte ihm einen Stuhl und stellte ihn vor den Tisch. Beim Hinsetzen hatte er weiche Beine.
    »Pilot Kao«, sagte Kang Lo, der Duizhang. »Wir sind einerseits erleichtert und geradezu erstaunt darüber, dass Sie wohlbehalten zurückgekehrt sind, doch Ihr Erscheinen bringt die Menschensippe in eine schwierige Lage. Kurz gesagt, haben wir die vergangenen acht, neun Stunden damit verbracht, den Hegemonie-Vertretern zu versichern, dass uns Ihr Aufenthaltsort unbekannt ist.« Er verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. »Und jetzt sind Sie da.«
    Tan Hua musterte Kao Chih kühl. »Pilot, Sie hatten einen Auftrag von höchster Wichtigkeit, der ganz besondere Anforderungen an Ihr Pflichtbewusstsein gestellt hat. Und was müssen wir erfahren? Unter Missachtung Ihrer Anweisungen lassen Sie sich mit Terroristen ein!«
    Kao Chih konnte das nicht unwidersprochen lassen. »Verehrter Tan Hua! - Ich wurde von den Chaurixa gefangen genommen …«
    »Sollen wir der Liste der Vorwürfe auch noch Falschaussage hinzufügen?«, polterte Tan Hua. »Infolge Ihrer Zusammenarbeit mit diesen Elementen planen Extremisten einen Angriff auf genau die Welt, von der wir gehofft haben, dort heimisch werden zu können.«
    »Herr, das ist nicht wahr.« Kao Chih wandte sich an Kang Lo. »Verehrter Duizhang, ich habe nicht mit …«
    Tan Hua aber setzte seine Schmährede fort, ohne sich daran zu stören, dass der Duizhang ihn am Ärmel zupfte. Dann flüsterte der Roug etwas mit seiner papierenen Stimme, und alle verstummten.

    »Pilot Kao Chih«, sagte er. »Ich bin Qabakri, Mandator des Hohen Index - Tumakri war mein Sohn zweiten Weges. Bitte berichten Sie, wie er gestorben ist.«
    Einen Moment lang war Kao Chihs Zunge wie gelähmt - die Mandatoren nahmen die dritthöchste Stellung in der Roug-Gesellschaft ein und verfügten über große Macht. Dann aber zwang er sich zu sprechen und berichtete mit einem Schwall von Worten, wie er und Tumakri in Schwarznest eingetroffen seien, dass ihr Kontaktmann Avriqui von den gleichen Banditen getötet worden sei, die ihm aufgelauert hätten, und dass Tumakri erschossen worden sei, als er zu fliehen versuchte.
    »Welch ein unehrenhaftes Ende«, sagte Qabakri. »Wiederholen Sie den Namen des Anführers dieser Schlächter.«
    »Der Anführer hieß Munaak.«
    »Das habe ich mir gemerkt.« Der Roug wandte sich an den Duizhang. »Sie dürfen fortfahren.«
    Kang Lo neigte höflich den Kopf, dann fasste er Kao Chih in den Blick.
    »Pilot Kao, der Potenziat, der hohe Beamte vom Hegemonie-Raumschiff, hat unmissverständlich verlangt, dass wir Sie entweder in ihren Gewahrsam übergeben oder ihm Informationen liefern, die zu Ihrer Festnahme führen. Jetzt müssen wir in Betracht ziehen, Sie zu verstecken. Im Falle eines Misslingens wird das schwerwiegende Folgen haben …«
    »Bei allem Respekt, Duizhang«, warf Tan Hua ein, »im Interesse unserer hohen Schirmherren und der Sicherheit der Menschensippe gibt es für uns nur eine Möglichkeit, nämlich Kao Chih an den Potenziat der Hegemonie auszuliefern.«
    »Sie werden mir nachsehen, wenn ich mit Ihrer Argumentation nicht einverstanden bin, verehrter Tan Hua«, sagte Kao Chih mit unverhohlener Abneigung.

    Tan Huas Augen blitzten zornig. »Schweigen Sie, Pilot! Es steht Ihnen nicht zu, Höherstehende zu kritisieren. Sie sollten besser den Mund halten und über die Fehler nachdenken, die zu Ihrer Auslieferung geführt haben.«
    Kao Chih wurde wütend, doch ehe er Tan Hua eine weitere scharfe Entgegnung entgegenschleudern konnte, ergriff Silveira das Wort.
    »Verehrte Herren, darf ich etwas dazu sagen?«
    Kao Chih blickte sich mit großen Augen über die Schulter um - der Agent der Erdsphäre sprach fließend Mandarin.
    »Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Ihnen bislang keine Aufmerksamkeit geschenkt habe, mein Herr«, sagte der Duizhang. »Ich bin gespannt zu erfahren, wer Sie sind und weshalb Pilot Kao Sie mitgebracht hat. Ich glaube, das hochinteressante Raumfahrzeug in der Wartungsgrube gehört Ihnen.«
    Silveira trat vor und verneigte sich. »Das ist richtig, Duizhang. Mein Name ist Baltazar Silveira; mein offizieller Rang ist der eines Captains

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