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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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bemühte sich, nach außen hin ruhig zu bleiben, während seine Gedanken rasten und es in seinem Bauch rumorte. Der Roug, der mehr als einen Kopf größer war als er, blickte mit seinen fremdartigen, fein gerasterten Augen auf ihn herunter.
    »Bitte heben Sie die Hand.«
    Er gehorchte.
    »Und jetzt passen Sie gut auf und bleiben Sie gelassen - es passiert Ihnen schon nichts.«
    Qabakri hob seine neunfingrige Hand und ahmte Kao Chihs Haltung nach. Eine Weile verharrten sie wie in Trance, gedankenlos und mit angehaltenem Atem. Dann setzte die Verwandlung ein.
    Zuerst betraf sie die erhobene Hand des Roug, deren graubrauner Farbton heller und rosig wurde, während die dünnen Finger kürzer wurden. Vier Finger zogen sich in die Handfläche zurück, die ihre Form änderte. Und auf einmal saß am Armende des Roug eine Menschenhand. Die Verwandlung beschleunigte sich, und Sekunden später schien der ganze Körper des Roug zu schmelzen, an einer Stelle zu schrumpfen, während er sich an einer anderen ausdehnte. Zuletzt wurde der inzwischen tiefer sitzende Kopf erfasst. Die Gesichtszüge wellten und verzerrten sind, wurden menschlich, vertraut, bis Kao Chih auf einmal … sein eigenes Gesicht vor sich hatte.
    Er schnappte nach Luft, riss seine Hand weg und wich zurück. Der Roug war sein exaktes Eben, und das galt auch für die Kleidung.
    »Es ist ein großes Privileg, Zeuge der Drigama zu werden, der großen Verwandlung. Kein Vertreter einer Arbeitssippe
hat dies in den vergangenen dreitausend Jahren beobachtet.«
    »Ich bin … überrascht … ja, ein wenig schon …«, stammelte Kao Chih, der es unglaublich bestürzend fand, seinen eigenen Mund in Bewegung zu sehen, während er die papierene Stimme des Roug vernahm.
    »Mensch Kao Chih, wie ich sehe, finden Sie die Demonstration verstörend. Ich hätte ein anderes Vor wählen sollen.« Während er noch redete, veränderten sich seine Gesichtszüge, das Haar verlängerte sich zu Zöpfen, und es ete sich ein schwarzer Schnurrbart aus. Dies war das Gesicht des Duizhang Kang Lo.
    »Verzeihen Sie, respektierter Schirmherr«, sagte Kao Chih. »Aber weshalb zeigen Sie mir das?«
    »Sie waren der letzte freundliche Gefährte Tumakris vor dessen Tod«, antwortete Qabakri. »Als Spezies sind wir uns der Veränderlichkeit aller Dinge und der Tatsache bewusst, dass die Jungen sich darauf verlassen, dass die Alten ihnen Form, Stabilität und Struktur gewährleisten. Als Tumakris Reisevater war es meine Pflicht, ihm seine Außenschale zu geben und seinen Fortschritt zu überwachen. Als er dazu bestimmt wurde, Sie nach Darien zu begleiten, wusste ich, dass er zu jung und zu unerfahren war - er hatte noch nicht einmal die Fluxionsunterweisung begonnen. Höhere Stellen aber hielten ihn für geeignet, mit den Folgen, die Sie aus eigener Anschauung kennen.«
    Der Roug schüttelte den Kopf. »Ich betrachte es nun als meine Pflicht, seine Rolle zu übernehmen. Auch wenn Tumakri die falsche Wahl war, war es damals ebenso richtig wie jetzt, dass einer von uns Sie begleitet. Die Vorläufer haben die Wächterverantwortung an mein Volk weitergegeben, eine Pflicht, der wir in der Vergangenheit nicht
immer gerecht geworden sind. Mir ist klar, dass es unsere Pflicht ist, das Leid, das Ihrem Volk widerfahren ist, wiedergutzumachen. Wie ich bereits sagte, betrachte ich es als meine Aufgabe, den Hohen Index zum Handeln zu veranlassen, auch wenn die sendrukanische Hegemonie, dieser Emporkömmling, ein Kanonenboot herschickt, um uns einzuschüchtern!«
    Mandator Qabakri straffte sich, sein Körper wurde dunkler, schmaler und dehnte sich, bis er wieder seine schlanke, langgliedrige Gestalt angenommen hatte, einschließlich der bronzefarbenen Wickelkleidung und der Kupfergitter, die seine Augen verbargen.
    »Respektierter Qabakri«, sagte Kao Chih. »Tumakri war ein tüchtiger und sympathischer Begleiter, und es war mir eine Ehre, mit ihm zu reisen. Ich freue mich bereits darauf, dies auch mit Ihnen zu tun. Habe ich Recht in der Annahme, dass Sie die Fähigkeit der Drigama dazu benutzen wollen, ein Geheimnis zu verschleiern?«
    »Sie sind von selbst darauf gekommen und haben damit die Berechtigung meines Vorhabens bekräftigt.«
    »Dann soll es auch ein Geheimnis bleiben.«
    »Die Zeit drängt, Mensch Kao Chih. Wir sollten uns jetzt an Bord von Silveiras Raumschiff begeben.«
    Als er sich hinter dem Roug der Tür näherte, kam Kao Chih ein Gedanke.
    »Respektierter«, sagte er, »vertrauen Sie

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