Waisen des Alls

Warpbrunnen besetzen und die Besatzer vertreiben.«
    »Diese Strategie war davon abhängig, dass Sie ein Einvernehmen mit Gott erzielen, doch ob es dazu kommt, ist äußerst fraglich. Die Motive des Gottes sind seit jeher Gegenstand von Mutmaßungen, doch seine Macht soll gewaltig sein. Mehrere sehr alte Völker behaupten von sich, durch die eine oder andere der Stellvertreterwesenheiten zum bewussten Denken vorgedrungen zu sein, die er in jener frühen Periode der galaktischen Zivilisation erschaffen hat. Es wird sogar gemunkelt, er habe ganze Sonnensysteme erschaffen und einige von ihnen zu Sternern
angeordnet.« Das Konstrukt entfernte einen weiteren Zweig. »Gleichwohl hat Gott noch nie in einem Konflikt Stellung bezogen, deshalb ist nicht auszuschließen, dass ich übervorsichtig bin. Allerdings gibt es noch andere Entwicklungen, die mich davon abhalten, mich mit aggressiven Mitteln für eine Befreiung Dariens einzusetzen.«
    »Was für Entwicklungen?«
    »Ernste Entwicklungen, Robert Horst. Die Schwachstelle meiner Strategie war und ist der Mangel verlässlicher Informationen hinsichtlich der Absichten Gottes«, antwortete das Konstrukt. »Deshalb habe ich einen weiteren Agenten losgeschickt, einen Organiker, der die Tiefen des Hyperraums etwas resoluter erkunden soll.«
    Robert verspürte eine eigentümliche Enttäuschung, beinahe so, als ob ein Teil von ihm meinte, eine solche Aufgabe hätte ihm zufallen sollen.
    »Ich hoffe, Ihr Agent ist der Aufgabe gewachsen«, sagte er.
    »Er ist ausgesprochen tüchtig und vielseitig, ein Egetsi-Zweibeiner, der große Ähnlichkeit mit einem Menschen aufweist. Ich habe ihn mit einem Kampfspäher losgeschickt und ihm einen guten Droiden mitgegeben. Ich hoffe, in wenigen Tagen über Informationen zu verfügen, die der Wahrheit nahekommen.« Das Konstrukt betrachtete die kleine Topfpflanze noch einen Moment, dann verschmolz die Schere wieder mit dem Arm. »Bis dahin aber müssen wir uns mit dem Warpbrunnen und der Besatzung Dariens befassen. Es steht eine Mission zu einem sehr gefährlichen Ort an, mit dem Ziel, ein Objekt zu bergen, das für die Verteidigung Dariens unentbehrlich ist. Die Mission ist sehr anspruchsvoll - hätten Sie Interesse, Robert?«
    »Unbedingt«, antwortete er ohne Zögern.

    »Ihr Enthusiasmus in allen Ehren, doch ich bin nicht der Einzige, der von Ihrer Eignung überzeugt sein muss. Sie sollten erst mit Rosa sprechen und sich dann endgültig entscheiden.«
    In diesem Moment ging die Tür auf, und eine Frau trat ein.
    Robert musterte sie verwirrt, dann betrachtete er ihr Gesicht und erkannte die wachen Augen wieder, die Nase, das Kinn und den entschlossenen Mund. Es war Rosa, nur älter geworden, in der ersten Blüte der Reife, eine Frau.
    Während das Konstrukt leise hinausging, blieb sie am Fußende des Bettes stehen.
    »Hallo, Vater.«
    Seine Augen weiteten sich. »So förmlich?«
    Sie lächelte nervös. »Erwartest du von mir, dass ich … wie ein Teenager rede?«
    »Was spricht dagegen?«
    »Vielleicht nichts, denn das entsprach dem Bewusstseinsstand der anderen Rosa.« Sie verschränkte die Arme, eine vertraute Geste. »Das aber ist das, das ich abgeben würde, wenn ich ihr Bewusstseinsimage vollständig assimiliert hätte. Ich habe mich dagegen entschieden und stattdessen ihre Erinnerungen als verfügbare Daten behalten, anstatt sie mit meiner Makropersönlichkeit zu verschmelzen …«
    Sie verstummte, und Robert meinte, bei ihr eine gewisse Unsicherheit wahrzunehmen.
    »Und bist du froh darüber … älter zu sein?«
    Sie runzelte die Stirn. »Das persönlichkeitsformende Subbewusstsein ist sehr kompliziert, und nachdem ich mir Rosas frühere Erfahrungen vergegenwärtigt hatte, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass bestimmte Charakteristiken für diese Mission besonders geeignet wären, zum
Beispiel ein kräftigerer Oberkörper und eine verbesserte Muskelkoordination. Glücklichsein ist mir weniger wichtig als Kompetenz und Konzentration, und ich bin jetzt viel robuster und vielseitiger als die vorige Rosa …«
    »Offenbar sollen wir ein wichtiges Objekt bergen …«
    »Ein ›wir‹ gibt es nicht, Vater«, sagte sie. »Diese Mission ist zu gefährlich für einen normalen Menschen. Das Konstrukt schickt mich allein zu einer Nestwelt der Achorga, wo ich ein Wesen aufspüren und anschließend zum Waldmond von Darien bringen soll, das als Zyradin bezeichnet wird. Die Zyradin sind eine von den Vorläufern entwickelte künstliche Lebensform, die