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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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um den Legionsritter zu vernichten, der uns angegriffen hat«,
sagte er. »Die Plausible Antwort hat ihr Bewusstsein zuvor offenbar aufgezeichnet, und … jetzt frage ich mich, wie viel davon überlebt hat und ob Sie eine neue Rosa mitgebracht haben.«
    Er hörte die Schwäche und Verzweiflung aus seiner Stimme heraus und hasste sich dafür.
    »Die Plausible Antwort hat sich mehr um das Bewusstseinsimage Rosas gesorgt als um sich selbst. Ja, ich habe eine neue Rosa dabei. Sie wartet draußen und freut sich darauf, mit Ihnen zu sprechen. Zunächst aber möchte ich Sie über die letzten Ereignisse auf Darien in Kenntnis setzen.«
    Robert erfuhr nun, dass die Brolturaner in der Zwischenzeit ihre Stellung gefestigt hatten, dass Kirkland Präsident geworden war und sich eine AI hatte implantieren lassen, dass Kuros, der Hegemonie-Botschafter, eine Mechafabrik stationiert hatte, die den Widerstand in der Wildnis bekämpfen sollte, und dass seine Techniker langsam aber sicher die Schutzmaßnahmen des Warpbrunnens durchlöcherten.
    »Der Wächter des Warpbrunnens, eine künstliche Intelligenz, wurde von den Vorläufern erschaffen, um die Unversehrtheit des Brunnens zu gewährleisten und ihn gegen eventuelle Angreifer zu verteidigen. Damals stellte er eine Meisterleistung dar, den technischen Gipfelpunkt einer interstellaren Zivilisation, die das Schichtnetz nicht kannte, obwohl sie über Kommunikationseinrichtungen verfügte. Nach heutigen Maßstäben war diese AI jedoch ein wenig primitiv, und ihre Schwächen stellen ein ernstes Problem dar.«
    »Man hat mir gesagt, Sie wären ein Verbündeter der Vorläufer gewesen«, sagte Robert. »Sind Sie vielleicht eine Weiterentwicklung des Wächters?«

    Das Konstrukt war ans Fußende des Betts vorgerückt und betrachtete die Pflanze auf dem fahrbaren Tisch. Es ete am Ende eines funkelnden Metallarms eine Schere aus und kappte behutsam einen Zweig.
    »Meine ursprüngliche Konfiguration war von meiner derzeitigen stark verschieden. Ich war ursprünglich ein Experiment zur pseudo-intelligenten Synchronisation, ein Versuch, ein konsensuelles kognitives Bewusstsein zu erschaffen, unabhängig davon, wie viele verschiedene problemlösende, paraintuitive, selbstadaptierende Modifikationen eingebaut wurden. Eines Nachts hörte ich in dem Raum, in dem ich untergebracht war, Musik. Zufällig lauschte ich den Reinigungskräften, die in einer Arbeitspause Instrumente spielten und dazu sangen. Für gewöhnlich wurden meine Rezeptoren nach Einbruch der Dunkelheit deaktiviert, doch das hatte man an diesem Abend versäumt, und so lauschten all meine widerstreitenden Subentitäten einmütig der Musik, gebannt von den überschwänglichen Melodien und Harmonien. Das war der Keim der Verschmelzung, aus der ich entstanden bin.«
    »Eigenartig«, sagte Robert. »Ich hätte eigentlich erwartet, dass man Musik gleich zu Anfang als Stimulus einsetzt.«
    »Meine Konstrukteure gehörten einer Spezies ernsthafter Wissenschaftler an, die in der Musik wenig mehr als eine Frivolität sahen.«
    »Wie würden Sie die Wesen, welche die Wächter erschaffen haben, charakterisieren?«
    »Sie waren ganz anders als meine Schöpfer, denn sie waren lebens-und sinnesfroh«, antwortete das Konstrukt. »Der Bau der Warpbrunnen und die Erschaffung der Wächter wurde von ihnen jedoch als ernste Aufgabe von entscheidender
Bedeutung betrachtet. Zudem war die Zeit für die Umsetzung begrenzt. Trotz all der Opfer, des Leidens und der gewaltigen Verschwendung von Welten und Lebewesen hat sich ihr Vorhaben letztendlich doch als gerechtfertigt erwiesen, und die Legion der Avatare wurde verbannt. Nur eine Handvoll Wächter entgingen bei dem titanenhaften Kampf der Vernichtung, und von denen funktioniert nur noch einer und ist zu zielstrebigem Handeln in der Lage.
    Das aber genügt nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann werden Kuros’ Techniker die letzten Schutzmaßnahmen und Barrieren überwinden und die Kontrolle über den Warpbrunnen erlangen. Wenn das geschieht, könnte die Hegemonie die überlebenden Legionsritter aus ihrem Gefängnis in der Tiefe des Hyperraums befreien. Aber selbst wenn sie von diesem verhängnisvollen Schritt Abstand nehmen sollten, würden sie die Grenzen ihres Reiches doch in die Schichten des Hyperraums hinein ausdehnen und all jene vernichten, die sich ihnen in den Weg stellen.«
    Robert runzelte die Stirn. »Aber ich dachte, Sie wollten einen Teil ihrer Streitkräfte nach Darien verlegen, den

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