Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley

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einzusehen, der Steuer-und der Waffenleitstand. Bei ihrem Eintreten schaute Malachi von der Waffenkonsole hoch, nickte Theo kurz zu und wandte sich dann an Gideon.
    »Captain, wir haben das Objekt identifiziert. Es handelt sich um einen in Alecto registrierten Bund-Raumer; der Kurs ist unverändert, und es liegt noch immer keine Antwort vor.«

    »Das muss Rawlins sein«, sagte Gideon, ließ sich auf seiner Polsterliege nieder und bedeutete Theo, neben ihm auf einem Klappsitz Platz zu nehmen. »Öffnen Sie einen Schmalbandkanal …«
    »Störung des Raum-Masse-Gefüges«, meldete der Offizier an der Steuerung. »Kurzdistanzhypersprung in 89,5 Kilom, ein zweites Schiff, klein, Militärprofil … Es geht unter Vollschub auf Verfolgungskurs … Bund-Raumer wird zielerfasst …«
    »Auf Abfangkurs gehen, Mr. Berg«, befahl Gideon. »Zielerfassung der Waffensysteme und des Antriebs.«
    Die Sichtluke der Brücke war ein transparenter, abwärtsgeneigter Keil, flankiert von Monitoren, die verschiedene Systemdaten und vergrößerte Ansichten der anderen beiden Raumschiffe anzeigten. Die große, blaue Scheibe Mirgasts glitt davon, als die Sternenfeuer den Orbit verließ.
    »Das Verfolgerraumschiff ist ein Abfangjäger des tygranischen Orbitalgeschwaders«, meldete Malachi.
    »Einen Schmalbandkanal öffnen«, befahl Gideon. »Tygranisches Raumschiff, hier spricht Captain Gideon von der Sternenfeuer - deaktivieren Sie Ihre Waffen und ziehen Sie sich zurück …«
    »Sir, der Bund-Raumer hat zum Abfangjäger herumgeschwenkt«, meldete der Steuermann Berg. »Er scheint den Projektor hochzufahren.«
    »Der Abfangjäger antwortete nicht«, sagte Malachi. »Er wird jeden Moment das Feuer eröffnen.«
    »Projektorprofil geht durch die Decke«, meldete Berg.
    »Ich glaube, es wird sich zeigen …«, setzte Gideon an, dann explodierte auf einem der Monitore der Abfangjäger. Auf einen gleißenden Blitz folgte eine kurze Eruption gelber, brennender Gase. Weißglühende Trümmerteile schossen daraus hervor, die rasch zu einem stumpfen Rot abkühlten.
Theo starrte ungläubig auf die sich ausbreitende Trümmerwolke.
    »Ah, ja«, sagte Gideon mit schiefem Lächeln. »Es wird sich zeigen, dass das Waffenprofil des Raumers dem einer Partikelkanone entspricht. Einige Bund-Schiffe sind eindeutig überbewaffnet.«
    »Funkspruch des Bund-Schiffes, Sir«, meldete Malachi.
    »Auf den Monitor legen, Sergeant.«
    Auf dem rechten Monitor wurde das eines älteren Mannes angezeigt. Er trug eine tygranische Offiziersuniform in Dunkelgrün und Grau, in seinem zerfurchten Gesicht spiegelte sich unterdrückter Schmerz wider. Gleichwohl brachte er ein schwaches Lächeln zustande.
    »Captain Gideon«, sagte er. »Schön, Sie wiederzusehen. Danke, dass Sie mir Unterstützung gewährt haben - der Jäger hätte wissen können, was ihn erwartet.«
    »Instruktor Rawlins«, sagte Gideon. »Immer beschäftigt, wie ich sehe.«
    »Nichts Besonderes für einen alten Taugenichts, mein Junge.«
    »Aber … Sie sehen nicht gut aus - haben Sie sich vor dem Sprung verletzt?«
    »Das ist nichts, weswegen Sie sich Sorgen machen müssten, Gideon«, erwiderte der Instruktor.
    »Wie wär’s, wenn Sie andocken und an Bord kommen würden? Lassen Sie sich vom Autodoc checken …«
    »Nein! … nein, das ist nichts, und die Zeit ist zu knapp für solche Dinge.« Rawlins atmete stockend ein. »Hören Sie - erinnern Sie sich noch an unsere Unterhaltung über die Zshahil-Kriege?«
    Gideon runzelte die Stirn. »Ja, schon … aber, Sam, ich hoffe doch, Sie haben mich nicht deshalb herbestellt, um mir Geschichtsunterricht zu erteilen …«

    »Verdammt nochmal, Junge, das ist wichtig!« Rawlins’ Gesicht verkrampfte sich, und auf einmal wirkte er ganz hinfällig mit seiner ungesunden Farbe und dem pfeifenden Atem. »Okay … erinnern Sie sich noch, dass ich hinsichtlich des Kriegsendes Zweifel hatte?«
    »Ja, die letzte Raumschlacht, der Kalte Waffenstillstand, der Rückzug der Zshahil …«
    »Stimmt, das alles hat sich in der Nähe eines Fischereihafens namens Zyasla ereignet, und zwar in einem Zeitraum von wenigen Tagen …«
    Theo konnte es nicht fassen, dass er wegen des Gefasels eines alten Mannes von Darien hierhergeflogen war. Die mitgenommene Erscheinung bestärkte ihn eher noch in seiner Haltung.
    »… also, vor drei Tagen war ich dort«, fuhr Rawlins fort. »Hatte Scanner-Ausrüstung und eine Grabungsdrohne dabei.« Er war aschfahl geworden. »Von meinen schlimmsten