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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Befreiung liegt in Ihrer Hand.«
    Als er geendet hatte, verharrte Gideon reglos auf seiner Liege und starrte vor sich hin, so dass Theo sich schon fragte, was mit ihm los sei. Dann neigte der Tygraner sich vor und machte eine Durchsage.

    »Hier spricht der Captain - wir werden in Kürze zum Stützpunkt Wolf fliegen. Die Besatzungsmitglieder, die sich außerstande sehen, weiterhin meinen Befehlen zu folgen, fordere ich auf, vor dem Erreichen des Ziels mit mir zu sprechen. Ansonsten danke ich Ihnen für Ihre Loyalität.« Er wandte sich Theo zu. »Ich bitte um Entschuldigung, Major, aber es kommt auf jede Sekunde an - ich muss den Stützpunkt Wolf erreichen, ehe meine Männer verlegt oder vom Stützpunktkommandanten gefoltert werden.«
    Theo seufzte. »Ich habe Verständnis für Ihren Standpunkt, Captain - ich an Ihrer Stelle würde genauso handeln, zumal in Anbetracht von Rawlins’ Selbstaufopferung. Sie können auf meine Unterstützung zählen.«
    »Ich danke Ihnen, Major. Es könnte sein, dass ich auf Ihr Angebot zurückkomme.« Gideon wandte sich wieder dem Monitor zu. »Mr. Berg, berechnen Sie den Kurs zum Stützpunkt Wolf.«
    »Kurs ist berechnet und geladen, Sir.«
    »Guter Mann. Sprung ausführen.«

22 Catriona
    Eine knappe Stunde bevor das geheimnisvolle Raumschiff im nördlichen Hochland von Segrana landete, beaufsichtigte Cat nahe der hoch gelegenen Laubstadt Regenterell gerade die Reparaturarbeiten an einer Filterwurzel, als sich ein junger Uvovo heranschwang und zu ihr herunterkletterte.
    »Pfadmeisterin! Lauscher Okass hat mir gesagt, ich soll Sie holen - am Himmel sind neue Sterne aufgetaucht!«
    Als sie die Plattform erreichte, auf der Okass sie erwartete, waren bereits mehrere Uvovo-Älteste eingetroffen, die zu den blassen Schleiern und dunstigen Wirbeln des Nachthimmels aufschauten. Einige betrachteten einen bestimmten Bereich des Firmaments und verneigten sich, als Catriona zu ihnen trat.
    »In der Nähe des Sterns Ineka, Pfadmeisterin«, sagte Okass und zeigte nach oben.
    Cat nahm das Fernglas aus der Hüfttasche und setzte es an. Die helleren Sterne leuchteten durch die weit entfernten Ströme und Wolken interstellaren Staubs hindurch, während die dunkleren Himmelskörper diffusen, bernsteinfarbenen Flecken ähnelten. Zwischen diesen fernen Himmelsleuchten und Darien aber befand sich eine Sternkonstellation, die sie noch nie gesehen hatte.
    Cat ließ das Fernglas sinken. Das mussten Raumschiffe sein. Handelte es sich um eine Invasionsflotte? Oder gehörten sie zur Erdsphäre? Oder intervenierte vielleicht der Imisil-Bund? Und was passierte auf Darien? Nicht zum ersten
Mal bedauerte sie, keine Funkausrüstung zu besitzen. Sie wandte sich zu Lauscher Okass um.
    »Ich brauche einen Trictra und einen Reiter«, sagte sie. »Ich muss zum Steintempel und mit dem Wächter der Alten sprechen.«
    Okass nickte. »Ich lasse einen herkommen, Pfadmeisterin.«
    Minuten später saß sie angeschnallt auf dem pelzigen Rücken einer Pseudospinne, die über die labyrinthischen Astwege und verstärkten Strickleitern aus Kletterpflanzen in das ewige Zwielicht in der Tiefe Segranas hinabkletterte. Als sie etwa den halben Weg bis zum Boden zurückgelegt hatte, spürte sie körperlich, wie das Raumschiff in Segrana hineinkrachte.
    Sie spürte das Splittern der Äste und das Aufreißen des Erdreichs, als das Schiff durchs Unterholz pflügte. Die Empfindung, nicht ganz Schmerz, war aufgrund von Segranas Verflochtensein so stark, dass sie den Trictraführer bitten musste anzuhalten. Einen Moment lang saß sie reglos da, von Emotionen durchflutet. Als die Empfindungen allmählich nachließen, begriff sie nach und nach, was fast fünftausend Kilometer nordöstlich von Regenterell geschehen war. Die Furche im Waldboden war fast zwei Kilometer lang. Segranas Geist verlagerte sich bereits dorthin und setzte den Heilprozess in Gang. Cat wurde klar, dass sie das Gespräch mit dem Wächter würde aufschieben müssen, und bat den Führer, sie nach Regenterell zurückzubringen. Als sie dort ankamen, lagen einigen Lauschern bereits vage Gerüchte vor, wonach sich viele Passagiere an Bord des Raumschiffs befunden hätten und es Überlebende gebe. Des Weiteren wurde berichtet, zwei große Flieger seien vom brolturanischen Stützpunkt gestartet und flögen zum Absturzort.

    Unverzüglich suchte sie eines der Siedlungsvudrons auf und setzte sich in die dunkle Kammer. Als ehemalige Getunte fiel es ihr leicht, ihre Gedanken zu beruhigen.

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