Waisen des Alls
Bao mir Bescheid gibt, bringe ich Sie zurück zu Ihrem Schiff. Möge Kwan Yin über Sie wachen.«
Der Ingenieur geleitete Schwester Shi durch eine andere, breitere Tür, schloss hinter ihr ab und zog eine blaue ölfleckige Arbeitsjacke an. Jetzt, da Si Wu Chu gegangen war, wirkte er ernster als zuvor.
»Meine Freunde von den Sternen«, sagte er. »Was Sie zu sehen bekommen werden, wird Ihre Augen nicht erfreuen. Es gibt zwei geheime Routen, die durch den Yaotai-Distrikt führen, und wenn die Zeit reicht, werden wir sie beide erkunden. Aber ich muss Sie bitten, sich mucksmäuschenstill zu verhalten - die Geheimbanden sind überall, und
wir dürfen keinen Verdacht erregen. Folgen Sie mir und halten Sie Tuchfühlung.«
An der Hinterseite der Werkstatthöhle machten die Bodenmatten einem Gitterrost Platz. An der Rückwand waren zahlreiche Rohre und Ventile mit archaischen Nadelanzeigen und moderneren Digitalinstrumenten angeordnet, die leise dröhnten und zischten. Der Ingenieur trat in die dunkle Ecke und klappte ein Metallgitter hoch, hinter dem ein paar Treppenstufen zum Vorschein kamen. Er zündete einen Kerzenstummel an und geleitete sie in die dunkle Öffnung. Sie gelangten in einen langen, kurvenreichen Tunnel. Wegen der niedrigen Decke musste Qabakri den Kopf einziehen. Der Roug aber beklagte sich nicht, so dass Kao Chih sich unwillkürlich fragte, ob er wohl seine Gestalt verändert hatte, um sich an die beengte Umgebung anzupassen. Als sie einen Tunnelabschnitt mit höherer Decke erreichten, wo eine Treppe nach oben führte, schien er tatsächlich ein wenig geschrumpft, doch als sie in einen hohen, schmalen Seitengang gelangten, der von einem helleren Korridor abging, wirkte er wieder so groß wie zuvor. Bao deutete auf eine Reihe von Schlitzen und Öffnungen in der einen Wand.
»Hier blickt man auf die Shin-Sheng-Straße, einen der Verbindungswege Yaotais«, erklärte der Ingenieur. »Dieser Gang bot einmal Zugang zu einem älteren Stadtteil, der nach einem großen Einsturz abgesperrt wurde. Jetzt schaue ich hier, ob es vielleicht Ärger gibt.«
»Verehrter Ingenieur Bao«, sagte Silveira, »ich würde gern aufzeichnen, was ich sehe, auch Ihren Kommentar, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Bao hob verständnisvoll die Schultern. »Das ist mir recht.«
Silveira holte ein kleines dreieckiges Gerät hervor, aus dem er ein schmales, elastisches Stirnband hervorzog. Er
streifte es so über, dass das Gerät an der Schläfe anlag, drückte einen kleinen Knopf am Gehäuse, lächelte Bao an und trat vor einen der Schlitze. Er schob eine dünne Holzplatte beiseite und spähte durch die Öffnung. Kao Chih und die anderen taten es ihm nach. Auf den ersten Blick stach die bittere Armut ins Auge, die hohlen Wangen der Menschen und deren verzweifelte Erschöpfung. Alte Frauen flickten gebeugt zerrissene Kleidung, Menschen versammelten sich um Kochtöpfe, ein paar Kindern rannten ausgelassen lärmend die Gassen entlang, das einzige Zeichen von Fröhlichkeit. Abgesehen von ein paar runzligen Opas, die aus den Fenstern schauten oder auf der Treppe von ihrer Behausung saßen, war kaum jemand zu sehen.
»Die Leute arbeiten in den Erzgruben«, erklärte Bao, als die Öffnungen wieder verschlossen waren. »Als der Sonnenauge-Monoclan unsere Vorfahren unterworfen hat, entdeckten ihre Prospektoren im Gestein dieses Berges ergiebige Adern von Ylynlykristall, eine gute Gelegenheit, die sie sich nicht entgehen lassen wollten. Deshalb legten sie die Tunnel an, sperrten unsere Vorfahren darin ein und zwangen sie, in den niedrigeren Gängen zu arbeiten und das Gestein zu sortieren und zu extrahieren, das die großen Bohrmaschinen, die sich durchs Berginnere fraßen, zerkleinert hatten. Und so ging es weiter bis heute.«
Kao Chih wollte eine Frage stellen, doch der Ingenieur gebot ihm mit erhobener Hand Einhalt.
»Gehen wir jetzt besser zur Überführung«, murmelte er. »Dort nehmen wir eine höhere Position ein, und ich werde Ihre Fragen beantworten.«
Sie mussten zwei steile Treppen hochsteigen, um dorthin zu gelangen, doch wie sich herausstellte, hatten sie einen ausgezeichneten Überblick. Ein niedriger Gang führte durch das eigentümlich bleiche Gestein; an der einen Seite
befanden sich schmale, mit Maschendraht verschlossene Schächte, durch die man auf eine breite Straße und einen kleinen Markt hinuntersah. Die meisten Stände waren unbesetzt. Ingenieur Bao erklärte, dass die Nahrung streng rationiert werde, da Shibei
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