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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Schichtnetz Werbung dafür gesehen und wusste, dass sie in der Therapie Schwergestörter sowie zur Bestrafung und Umerziehung von Schwerstkriminellen eingesetzt wurden. Als Talavera den Tank schloss und sich zur Tür wandte, bemerkte Julia noch vier weitere, nebeneinander aufgereihte Tanks, schwarz glänzend und wartend.
    Was hat sie mit uns vor?, dachte Julia.
    Sie schaute vom Analysator hoch und musterte ihre Gefährten, die an Talaveras Neurotoxin arbeiteten. Dies aber war weder die Zeit noch der Ort, ihnen von ihrer Entdeckung zu berichten, außerdem war ihr Wissen noch unvollständig.
Um mehr zu erfahren, veranlasste sie das Polymot, sich Zugang zu dem anderen verschlossenen Raum im Technikbereich zu verschaffen, während sie sich gleichzeitig bemühte, die seltsamen Datenbanker zu entschlüsseln.
    Siebeneinhalb Stunden lang übte sie sich notgedrungen in Geduld, dann bot sich in Gestalt von Silshur, einem Kiskashin, eine Gelegenheit. Die Besatzung der Sakrament bestand überwiegend aus Gomedranern und Henkayanern sowie einigen wenigen Bargalil und einer Handvoll reptilienartiger Kiskashin, die alle Technikerränge innehatten. Silshur war der Einzige außer Talavera, den sie bei Betreten des verschlossenen Raums beobachtet hatte, und als er vor dem Scanner stehen blieb, fiel Julias Polymot vom Türrahmen und fuhr winzige Hafthärchen aus. Es kam gut auf und kletterte zum Hals des Kiskashin hoch, als dieser den Raum betrat.
    Grellweißes Licht flammte auf. Der Tür unmittelbar gegenüber befand sich ein Regal mit grauen Modulen, deren Kabel an der Rückseite gebündelt nach unten führten. Der Kiskashin trat vor ein Modul, das abweichend dunkelblau gefärbt war und sich daraufhin einschaltete und eine Konsole mit quadratischem schirm projizierte. Silshur betastete und streichelte die durchscheinenden Steuerfelder, dann drehte er sich um, so dass Julia freie Sicht hatte.
    Acht große identische, in zwei Viererreihen angeordnete G-förmige Apparate nahmen den Rest des Raumes ein. Aus dem schweren, hüfthohen Fuß führten sechs Metallrohre zu einer dicken, ovalen Plattform, die knapp vierzig Zentimeter breit war. Auf der Plattform stand ein transparenter, zylindrischer Kanister, sechs dünnere Kabel führten nach oben zum Mittelteil. Der überdehnte Bogen des G berührte die Oberseite des Kanisters. Abgesehen von
dem Gerät, das der Kiskashin soeben eingeschaltet hatte, waren alle anderen Geräte anscheinend deaktiviert. Touchpanels leuchteten, Bereitschaftslämpchen blinkten, und in dem Kanister rotierte und pulsierte eine eiförmige Schicht aus Fäden, über deren Oberfläche sich zarte Muster kräuselten.
    Julia lief es eiskalt über den Rücken. Aus Vorträgen, Gruppendiskussionen und den Lehrbüchern der Theoretischen Physik war ihr bekannt, dass sie da einen Behälter für Dunkle Materie vor sich hatte. Die Getunten waren immer davon ausgegangen, dass gewaltige elektromagnetische Felder nötig wären, um wenige Milligramm davon in einem großen Raum zu isolieren, doch diese Apparatur hier verwendete offenbar strukturierte Feldkräfte, um die Dunkle Materie in einem viel kleineren Behälter einzusperren.
    In dem sich ständig verlagernden Feldkäfig wogte ein blassblauer Nebel aus funkelnden Pünktchen. Adern leuchteten auf und verblassten, schimmernde Verdichtungen eten und verflüchtigten sich und entstanden neu. Genau wie Julias Lehrer es vorhergesagt hatten.
    Und da schlummerten noch weitere sieben Behälter im grellen Licht, was darauf hindeutete, dass sie bald eingesetzt werden sollten. Offenbar war Talavera bekannt, dass die Getunten auf dem Gebiet der Dunklen Materie geforscht hatten, aber wusste sie auch von den Sammelkäfigen auf dem Meeresgrund in der Nähe der Pelagius-Station auf Niwjesta? Julias Befürchtungen wurden auf eine ganz neue Ebene gehoben.
    Als sie die anderen geweckt und in ihre Kabine gebeten hatte, um ihnen ihre Entdeckungen zu zeigen, war es im Quartier der Getunten dunkel gewesen. Die Stimmen waren gedämpft, doch die Bestürzung, die Angst und der Zorn in
den Gesichtern sprachen eine deutliche Sprache. Als sie vorschlug, nach einer Möglichkeit zu suchen, sich bei Erreichen des Darien-Systems von Bord abzusetzen, erntete sie einhellige Zustimmung.
    Jetzt hockte sie mit Irenja und Konstantin im Schatten, beobachtete die Zeitanzeige des Analysators und wartete darauf, dass es 2 Uhr 20 wurde. Dann war es so weit, und sie traten auf den Gang, folgten dessen ansteigendem Schwung

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