Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
vorbei an den Verbindungstüren zu einer großen Wartungstür, die aufsprang, als sie sich ihr näherten. Sie zwängten sich durch einen schmalen, dunklen Gang, der vor einer Leiter endete, die in einen vollgestopften, rot erhellten Raum mit dicken Rohrbündeln führte. Eine weitere Tür glitt beiseite, und sie gelangten auf einen Gang, dessen linke Wand geschwungen war.
    »Wir sind fast da«, sagte Julia und zeigte zum anderen Ende des Gangs. »Diese Kreuzung führt zu den Schleusen und dem Shuttle …«
    Sie waren kaum ein paar Schritte weit gekommen, als Julia von Schwindel erfasst wurde und ihr kurzzeitig die Sicht verschwamm … dann gellte auf einmal der Bordalarm, und die Schiffsteuerung warnte vor einem Ausfall der Lebenserhaltungssysteme.
    »Das Schiff ist aus dem Hyperraum ausgetreten!«, sagte Konstantin.
    »Zu früh«, sagte Julia und begann zu laufen. »Kommt!«
    Auf der Gangkreuzung klaffte eine große Luke offen. Sie eilten über eine schmale Treppe zu einer Schleuse hoch, die direkt ins Shuttle führte. Thorold sprang bei ihrem Erscheinen auf, doch er war allein.
    »Wo ist Arkadij?«, fragte Julia.
    Thorold zitterte verängstigt. »Ist zurückgegangen, hat gemeint, er wolle nachsehen, ob die Luft rein ist …«

    Julia biss die Zähne zusammen und warf einen Blick auf den Analysator mit den Videostreams der verbliebenen Polymote. Während sie nach Arkadij suchte, fiel einer der Streams aus; erst ein silbriges Flirren, dann nichts mehr.
    In diesem Moment tauchte Arkadij in der Luke auf, entspannte sich und trat lächelnd ins Shuttle.
    »Ganz ruhig«, sagte er. »Setzt euch. Kein Grund zur Panik …«
    Julia funkelte ihn zornig an. »Wo, zum Teufel, hast du …?« Als sie die Waffe bemerkte, verstummte sie.
    »Verhaltet euch ruhig.« Seine Augen waren dunkler als sonst, sein Blick starr. »Setzt euch. Alle hinsetzen. Kein Grund zur Panik. Setzt euch.«
    Die Waffe ähnelte denen von Talaveras Leibwächtern. Julia war wütend und enttäuscht. Sie ließ sich auf ein Sofa fallen, die anderen folgten ihrem Beispiel. Irenja versuchte mit Arkadij zu reden, doch er gab immer nur die gleichen bescheuerten Phrasen von sich, deshalb lehnte sie sich niedergeschlagen zurück. Kurz darauf trat wie erwartet Talavera ein, in Begleitung von zwei bewaffneten Gomedranern. Der Bordalarm war verstummt.
    »Die Show hat begonnen«, sagte Talavera und zog ein ovales Gerät aus einer Tasche ihrer dicken Jacke. Sie drückte einen Knopf, worauf sich sämtliche Monitore im Shuttle einschalteten. Zu sehen war eine Keilformation von Raumschiffen im Anflug auf Darien.
    Dies war die Heilige Armada. Julia wurde von Verzweiflung erfasst und wagte es nicht, ihre Kameraden anzusehen.
    Dann aber schwenkte das nach rechts und zoomte. Kleine, funkelnde Objekte zeichneten sich vor den blaugrauen Wolkenschlieren des Planeten ab. Versorgungsschiffe und Wartungstender flitzten wie Elritzen um das
gewaltige brolturanische Schlachtschiff herum, das unversehrt im Orbit hing. Seine Hangars spuckten Abfangjäger aus, die Waffen zielten auf die anfliegende Armada. Dann weitete sich die Perspektive wieder, und man sah den Schiffskoloss vor dem Hintergrund des Planeten.
    »Bedauerlicherweise sind bereits mehrere Meldungen zum unversehrten Schiff der Brolts eingegangen.« Talaveras Lächeln war so scharf wie ein Messer. »Die Reaktionen reichen von düsteren Vergeltungsschwüren bis zu wütender Hysterie.«
    Julia verspürte eine gewisse Erleichterung. Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. »Ich kann nicht behaupten, das täte mir leid.«
    »Da bin ich die falsche Adresse …«, setzte Talavera an, dann brach sie ab und legte die Hand ans Ohr, als ob sie lauschte. Nach einer Weile lächelte sie. »Aber vielleicht ist das ja bereits überholt.«
    Auf den Monitoren flammte auf einmal ein heller Lichtpunkt auf. Filter schalteten sich ein, dann sah man eine expandierende Trümmerwolke mit einem Kern aus grellweißer Energie. Alle schauten schweigend zu, wie kleinere Schiffe von der Schockwelle erfasst wurden, umhertrudelten und miteinander kollidierten, während es zu weiteren Explosionen kam. Gewaltige Rumpfteile wirbelten davon.
    »Scheint so, als hätte das Schlachtschiff einen schweren Strahlenprojektor gegen ein Ziel auf der Planetenoberfläche eingesetzt. Eure Rakete ist der zweiten Salve zuvorgekommen.« Talavera lachte. »Ich glaube, der Kosmos besitzt doch Ironie.«
    Die anderen Getunten wandten die Blicke ab. Julia bemerkte, dass

Weitere Kostenlose Bücher