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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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voraus.«
    »Gibt’s Probleme?«, fragte Alexej, während sie durch den Wald eilten.
    »Die haben DFK-Scharfschützen in die Schlucht geschickt, und Pauly ist seit über einer Stunde überfällig.« Greg versuchte,
sich seine Befürchtungen nicht anmerken zu lassen. Paul Svenson war ein hervorragender Schütze; außerdem war er erst sechzehn und Waise, beide Elternteile waren von brolturanischen Patrouillen ermordet worden. Er hatte unbedingt zur Juliusschlucht mitgewollt, und Washutkin hatte eingewilligt. Greg hatte sich über seine eigenen Bedenken hinweggesetzt.
    »Vielleicht sollten wir eine mobile Einsatzgruppe herbeordern«, meinte Alexej. »Sie festnageln, wenn sie mit Gewalt durchstoßen wollen.«
    »Noch nicht«, widersprach Greg. »Erst wenn wir Nachricht von Augustus und Claudius haben. Wir müssen uns erst vergewissern, dass sie eingeschlossen sind.«
    Vom Kentigernvorgebirge und der Küste gab es vier Zugänge zu den Osthängen des Hauerbergs. Die Neroschlucht, die inzwischen blockiert war; die Juliusschlucht, ein steilwandiger Hohlweg, der an einer Reihe von Wasserfällen vorbeiführte; und die Augustusschlucht, eigentlich ein Tal mit einem einzigen engen Zugang, der etwa dreieinhalb Kilometer entfernt lag. Washutkin und sein Sprengteam waren dorthin unterwegs, und wenn sie scheiterten, fiel Greg und den mobilen Einsatzgruppen die Aufgabe zu, den Vormarsch des Gegners solange wie möglich zu unterbinden und sich erst im letzten Moment in die Feste des Hauerbergs zurückzuziehen.
    Und dann müssen wir uns verteidigen, koste es, was es wolle, dachte er. Wie es aussieht, hängt unser Schicksal von einem einzigen Mann ab - von Robert Horst. Jedenfalls behauptet das der Wächter.
    Die Har , ein zigarrenförmiges Luftschiff, hatte auf einer Lichtung festgemacht. Ihr Pilot, ein Finne namens Varstrand, saß in ärmellosem Unterhemd und Shorts auf
einem Klappstuhl, als sonnte er sich. Allerdings hatte er einen lädierten Flughelm mit Brille auf.
    »Sonne ist gut für die Haut«, sagte er und klopfte sich an die schmale Brust. »Vitamin C, ja?«
    »Sie brauchen Obst, Varstrand«, meinte Greg. »Aber erst mal müssen wir über den Gebirgsgrat und ein paar Hügel rüberkommen - und zwar sofort!«
    Varstrand erhob sich grinsend, klappte den Stuhl zusammen und schulterte ihn.
    »Ei hätää, mein Freund - keine Sorge. Die Har ist ein gutes, wendiges Schiff - wir werden nicht lange brauchen.«
    Ein paar Minuten später saßen sie angeschnallt auf knarrenden Bänken aus Draht-und Korbgeflecht, das Cockpit war vom Rest der Gondel durch eine offene Trennwand aus Holz abgetrennt. Die beiden Propeller erzeugten ein durchdringendes Summen, als der Zeppelin sich schwankend nach hinten neigte, freikam und an Höhe gewann. Greg hatte Varstrand eine Karte mit eingezeichneten Orientierungspunkten gegeben, die jetzt im Cockpit klebte und ein paar Anzeigen verdeckte. Den Pilot aber schien das nicht zu stören. Behutsam steuerte er die Har dicht über die Baumwipfel hinweg zur Küste.
    Sie standen mit Rory noch in Funkverbindung, und mit Hilfe seiner Anweisungen und der Karte fanden sie neben einem höheren Felsgrat einen Vorsprung mit besonders dichtem Grasbewuchs. Nachdem sie vereinbart hatten, sich ein Stück weiter entfernt in einem Einschnitt zu treffen, kletterten Greg und Alexej an der Strickleiter hinunter. Ihr Haar und ihre Kleidung flatterten im Luftschwall der im Leerlauf rotierenden Propeller. Als sie festen Boden erreicht hatten, winkten sie, die Strickleiter wurde eingeholt, und die Har wandte sich nach Westen, wobei sie mit der Unterseite das Laub der höchsten Bäume streifte.

    Ein steiniger Weg führte in einen Einschnitt des Felsgrates. Mit primitivem Werkzeug hatte man Stufen aus dem Gestein gehauen. Greg fragte sich, ob die Anhöhe den Uvovo früher einmal als Meditationsstätte gedient hatte. Oder aber als Aussichtspunkt, um das Blätterdach der Baumkolosse zu betrachten, die Unermesslichkeit des weltumspannenden Waldes-der-war.
    Bald darauf gelangten sie in den Sonnenschein, und der Pfad mündete auf eine schmale Felsleiste, die an einer senkrechten Steilwand hinunterführte. Das Gestein war von der Sonne aufgeheizt, und ein Stück weiter erwartete sie der an der Felswand hockende Rory, neben sich ein langläufiges Gewehr. Er blinzelte ihnen entgegen.
    »Ihr solltet gut drauf achten, wo ihr hintretet, Leute. Bergab ist’s nicht ungefährlich.«
    Als sie ihm folgten, hielt Greg wie schon den ganzen Tag über

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