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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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wie der Pilot die Lippen bewegte, während er auf sein Ohr zeigte. Greg schaltete daraufhin den Ohrhörer ein und vernahm unvermittelt ein Stimmengewirr.

    »… ja, ich hab ihn gefunden! Er ist unverletzt …«
    »Weshalb meldet er sich dann nicht?«
    »Tut mir leid, Rory«, sagte Greg und ergriff das Ende der von der Har herabhängenden Strickleiter. »In dem ganzen Durcheinander hab ich anscheinend das Funkgerät ausgestellt.«
    Rory lachte. »Durcheinander, aye! Also, bis bald!« Er kletterte nach oben und zog sich in die Gondel, dann holte er die Strickleiter ein.
    »Eine Menge Lärm und Staubwolken«, rief Varstrand über die Schulter hinweg. »Also hat’s wohl geklappt.«
    »Hoffentlich!«, schrie Greg.
    Die Har ging höher und flog zur Schlucht, deshalb stand die Luke noch offen, als der Wasserfall in Sicht kam. Staunend spähte Greg durch die Staubwolken hindurch. Wie gehofft war die gewaltige überhängende Felssäule auf den Rand des Wasserfalls gestürzt und hatte ein etwa drei Meter langes Stück herausgeschlagen. Tonnen von Gestein waren in die Schlucht gestürzt. Doch das war noch nicht alles - die Wand der Schlucht war geborsten und ebenfalls eingestürzt. Aus der Höhe sah es so aus, als hätte eine Riesenklinge die Felswand eingekerbt, Geröll an der einen Seite aufgehäuft, eine Schneise in Büsche und Bäume gehauen und alles unter Laub begraben. Angesichts dieses gewaltsamen Eingriffs in eine ökologische Nische Dariens verspürte er einen Anflug von schlechtem Gewissen.
    Varstrand hingegen jubilierte geradezu und pries Gregs Zerstörungswerk auf Finnisch und Noranglik. Auch Rory zeigte sich beeindruckt, als er zehn Minuten später in die Gondel kletterte.
    »Ein voller Erfolg, Chef! Wenn Sie loslegen, bleibt wirklich kein Stein auf dem anderen!«

    »Aye, aber ich hatte eigentlich nicht vor, den halben Berg zum Einsturz zu bringen.«
    »Ach, in ein, zwei Jahren sieht man bestimmt kaum noch, dass hier was nicht stimmt.«
    Greg runzelte die Stirn. »Wo bleibt eigentlich Alexej?« Er schaltete den Ohrhörer auf Nahbereich und beugte sich aus der Seitenluke in den Luftschwall des rechten Propellers hinaus. Als er Alexej ein paar Meter neben Pauly stehen sah, begriff er, was los war.
    »Sie bleiben hier?«
    »Ja, um sicherzustellen, dass unsere Freunde uns keine weiteren Besuche mehr abstatten. Karasho? «
    »Karasho , okay! Aber seid vorsichtig!«
    Er winkte ihnen zu, schloss die Luke und rief Varstrand zu, er solle aufsteigen.
    »Sollen wir zum Berg zurückfliegen?«, fragte Varstrand.
    »Nein«, antwortete Greg, während er und Rory sich auf die wackligen Passagierbänke setzten. »Bringen Sie uns zum Westende der Claudiusschlucht und legen Sie an einer Stelle an, wo man einen guten Blick auf die Schlucht hat.«
    »Wird gemacht.«
    Greg wandte sich an Rory. »Wir wollen doch mal sehen, was Washutkin vorhat«, sagte er, schaltete den Ohrhörer auf Fernbereich und wählte Washutkins Kanal. »Alexandr, hier spricht Greg Cameron. Hören Sie mich? Bitte kommen …«
    »Ah, Gregory, mein Freund! - Ich wollte Ihnen gerade unseren Erfolg melden. Der Eingang zur Augustusschlucht ist geschlossen! Es hat zwei Sprengladungen und ein bisschen Geballere gebraucht, aber jetzt ist es erledigt.«
    »Ist feindliche Luftunterstützung in Sicht?«
    »Nein, nichts.«

    »Wie viele Ausfälle?«
    »Ein paar Tote, mehrere Verletzte …«
    »Okay, Alexandr, hören Sie - einige gegnerische Soldaten sind in die Claudiusschlucht vorgedrungen. Geben Sie bitte den mobilen Einsatzgruppen Bescheid, sie sollen sich zum Westende der Schlucht begeben. Wir sind ebenfalls dorthin unterwegs …«
    Er verstummte, als Rory ihn beim Arm fasste und aus dem Cockpitfenster zeigte. »Chef, was zum Teufel ist denn da los?«
    Unmittelbar voraus lag der Hauerberg, dessen Ostflanke nur noch einen knappen Kilometer entfernt war. Am steilen Felshang bewegte sich ein heller Fleck entlang. Stirnrunzelnd nahm Greg eines der Ferngläser, die an Varstrands Armaturenbrett baumelten, und richtete es auf die Bergflanke. Nach kurzem Scharfstellen sah er einen hellen Lichtflecken, der über Steine und Geröll hinweg am Hang nach oben floss. Dabei wurde er zusehends schneller, näherte sich dem verbarrikadierten Eingang der Feste und verschwand hinter einem Gewirr von Steinen.
    Greg setzte das Fernglas ab und schüttelte den Kopf. »Ich kapiere nicht …«
    Plötzlich flammte ein helles Licht auf, das den Berg einhüllte. Es verdeckte die Hänge, Felsen und

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