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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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am Horizont und am Himmel Ausschau nach brolturanischer Luftunterstützung. Transporter, Kampfflieger und Kampfdrohnen - er wusste, dass der Gegner genug davon hatte, doch ihr Ausbleiben machte ihn misstrauisch.
    Vielleicht ist es für sie ein Spiel. Sie locken uns mit Bodenangriffen aus der Reserve, und wenn wir uns exponiert haben, erfolgt ein Luftangriff.
    Washutkin hatte deshalb vorgeschlagen, drei mobile Einsatzgruppen von jeweils fünf Kämpfern zu en, die sich auf leichten Falträdern fortbewegten. Ein Zeppelin der Aufständischen hatte in der Nacht zuvor zwei Kisten mit solchen Rädern sowie medizinische Vorräte und Proviant gebracht. In Anbetracht der örtlichen Gegebenheiten war das sinnvoll, und alle hatten zugestimmt.
    »Hab gerade’ne gute Stelle für Ihre Sprengladungen entdeckt, Chef«, sagte Rory, als sie den grünen Schatten
der buschbestandenen Juliusschlucht erreicht hatten. »Im nahen Wasserfall gibt’s viele große Steine und’nen verdammt großen Überhang, genau wie in der Augustusschlucht.«
    »Schön zu wissen, Rory«, sagte Greg. »Die Sache ist nur die, wie viele DFK-Leute sind hier unten? Womit haben wir’s zu tun?«
    »Fünf oder sechs - glaube ich.«
    »Glauben Sie?«
    »Aye, also ich bin hier ganz auf mich allein gestellt, Chef. Das ist mir manchmal richtig unheimlich. Ich kapier nicht, wieso die DFK-Leute da mitmachen und von Brolt-Offizieren Befehle entgegennehmen. Es sei denn, sie haben’ne Gehirnwäsche und eine Dosis von dem Glückspulver verpasst bekommen, das Sie beinah geschafft hätte.«
    »Erinnern Sie mich bloß nicht dran«, brummte Greg und versuchte, nicht an den Nanostaub zu denken, mit dem der Hegemonie-Botschafter Kuros ihn gefügig gemacht hatte. »Einige werden einfach gegenüber ihren Kumpeln oder den Kommandeuren loyal bleiben wollen. Aber ich wette, das Hauptmotiv ist Angst. Haben Sie auch gehört, dass allen DFK-Soldaten und der Staatspolizei insgeheim Tracker eingepflanzt worden sein sollen? Jeder, der sich unerlaubt von der Truppe entfernt, wird von Killerdrohnen gejagt und ein für alle Mal in den Ruhestand befördert.«
    Rory stieß einen leisen Pfiff aus. »Das wär für mich ein Grund, bei der Stange zu bleiben …«
    Inzwischen kletterten sie zwischen großen, moosbewachsenen Steinen hindurch weiter nach unten und gelangten in den Schatten hoher Bäume und Büsche, die sich an die Hänge der Schlucht klammerten. In unbestimmter Ferne war das Tosen eines Wasserfalls zu hören.

    »Wo haben Sie die Heckenschützen zuletzt gesehen?«, fragte Alexej leise.
    »Unten am zweiten Wasserfall«, antwortete Rory. »Aber hier sollten wir eigentlich sicher sein - Pauly behält sie im Blick.«
    »Ha! Was war denn das?«, sagte Greg. »Also ist er gar nicht tot?«
    Rory klatschte sich an die Stirn. »Hab ich das nicht gesagt? Tut mir leid, Chef … äh … der Bursche ist von einem Ast gestürzt und hat jetzt’ne Beule am Kopf. Hab ich erfahren, kurz bevor Sie mich …« Er wedelte mit den Fingern vor seinem Ohr herum.
    Greg wusste nicht, ob er lachen oder Rory rüffeln sollte. Stattdessen schüttelte er den Kopf. »Also, können wir jetzt weitergehen?«
    Rory führte ihn zu dem kleinen Fluss, der zwischen großen Steinen herunterschoss und sieben Meter in die Tiefe stürzte, vorbei an gischtverhüllten schroffen Felsen. Als sie nach einer haarsträubenden Kletterpartie am Auffangbecken standen, waren sie alle nass bis auf die Haut. Weiter vorn in der Schlucht fielen Gewehrschüsse, und unwillkürlich duckten sie sich. Irgendwann hielt Rory an, legte die Hand ans Ohr und drehte sich zu Greg um.
    »Pauly ist in Schwierigkeiten! Ein Mann ist links von ihm hochgeklettert und hat ihn festgenagelt …«
    Als Rory losstürmte, schalteten Greg und Alexej ihre Ohrhörer auf Nahbereich und rannten ihm nach. Jemand schrie, dann fielen Schüsse. Kurz darauf erreichten sie Rory, der sich über einen reglosen DFK-Soldaten in waldgrüner Uniform beugte. Der Mann lag zwischen Findlingen nicht weit von der Stelle, wo sich ein knorriger Baum über den Rand des Wasserfalls neigte und im Gischt seine Krone ausbreitete. Rory schaute hoch und schüttelte den Kopf.

    »Was für eine Verschwendung. Die sollten nicht gegen uns kämpfen …«
    Ein Stück weiter richtete sich ein hagerer Jugendlicher in einem dünnen Tarnumhang aus der Hocke auf, winkte und rückte entlang des von großen Steinen gesäumten Wasserfalls in eine neue Position vor. Greg und Alexej winkten Pauly zu, der sich

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