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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Schründe. Eine gleißende Lichtflut, die seine schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen schien.
    Nach zweieinhalb Sekunden traf die Druckwelle ein, doch Varstrand war vorbereitet, lenkte die Har in die erhitzte Luft hinein und fuhr die Propeller auf Volllast hoch. Es dröhnte ohrenbetäubend laut, und die Gondel erbebte, als würde sie von einem bockigen Kind geschüttelt. Varstrand hielt knurrend das Steuer so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Greg tränten die Augen,
und Rory brabbelte:»Heilige Scheiße, war das etwa eine Atombombe?«, während die Gondel rüttelte und schüttelte. Greg verhakte sich mit einem Arm an einer Stützstrebe und richtete mit der anderen Hand das Fernglas auf die Wolken, welche die untere Hälfte des Berges umwogten, und die darin brennenden Feuer.
    Dann waren die Turbulenzen überstanden, und das Luftschiff flog weiter. Die Hochwinde verwehten die Wolken zu einer langen, dunklen Schleppe, die sich vom blauen Himmel abhob.
    »Wohin, Mr. Cameron?«, fragte Varstrand.
    »Dort hinauf«, antwortete er und zeigte.
    »Aber was ist mit der radioaktiven Strahlung …?«
    »Das war keine Atombombe«, sagte Greg. »Keine Pilzwolke, sehen Sie? Andernfalls wären wir schon längst zu Asche verbrannt. Nein, ich wette, das war eine Partikelkanone dieses verfluchten Schlachtschiffs. Und jetzt los!«
    Sie gingen tiefer, die Staub-und Qualmwolken teilten sich und gaben das ganze Ausmaß der Zerstörung frei. Varstrand schnappte nach Luft, Rory fluchte, und Greg hatte es die Sprache verschlagen.
    Der Partikelstrahl hatte sich in den schroffen Hang gebrannt, in dem sich der Eingang zur Feste befunden hatte, und eine brennende Höhlung von dreißig bis fünfunddreißig Metern Durchmesser gebohrt. Es war, als hätte jemand ein Stück aus der Bergflanke herausgebissen.
    »Jetzt wissen wir, weshalb die Luftunterstützung ausgeblieben ist«, meinte Greg.
    »Aber wieso haben sie überhaupt Soldaten losgeschickt?«, sagte Rory. »Weshalb haben sie nicht schon zugeschlagen, als wir alle in der Feste waren?«
    Greg schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. »Vielleicht damit ihnen Gefangene als Spielzeug bleiben?«

    Varstrand steuerte einen flachen, mit Steinen übersäten Hang in etwa hundert Metern Entfernung vom zerstörten Eingang an. Als sie die Strickleiter hinunterkletterten, bemerkte Greg weiter unten an der Baumgrenze, wo qualmende Gesteinsbrocken verteilt waren, inmitten der Staubschleier eine vorrückende Reihe grün uniformierter Gestalten.
    »Aye, ich seh sie, Chef. Die lassen nichts anbrennen, wie?« Er zeigte nach Osten. »Und da kommen noch mehr.«
    Über den bewaldeten Hügel näherte sich eine Gruppe von Transportern.
    »Los«, sagte Greg. »Wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    Sie winkten Varstrand zu, dann stieg die Har am steinigen Hang empor. Kurz darauf befand sich der in Rauch gehüllte Explosionstrichter in Sichtweite, nur noch eine anstrengende Kletterpartie entfernt. Die Angst schnürte Greg die Kehle zu, und dann landeten die gegnerischen Truppentransporter auch schon am Fuße des Bergs. Selbst wenn sie den Eingang rechtzeitig erreichten und es Überlebende gab, würde es ihnen gelingen, die Feste zu verteidigen? In der wahnwitzigen Hoffnung, dass Robert Horst eine Minute vor zwölf mit einem geheimnisvollen Rettungsplan nach Darien zurückkehren würde?
    Als sie über die vom Luftschlag gelockerten Felsen kletterten, brach neues Unheil herein. Über ihnen am Hang tauchte ein zweiter heller Lichtfleck auf und wanderte auf den Krater zu. Aufgrund des Staubs und Qualms war der Zielstrahl diesmal deutlich zu erkennen, ein leuchtender, glitzernder Speer, der unerbittlich vom Himmel herabzielte.
    Rory fluchte und sprang von der Felsbarriere herab. »Los, Chef, wir müssen machen, dass wir wegkommen!«

    Greg aber fühlte sich angesichts der kolossalen Übermacht des Gegners eingeklemmt zwischen seinem Zorn und scheinbarer Ohnmacht. Wie sollen wir dagegen ankämpfen?, dachte er. Wie sollen wir auch nur davor weglaufen?
    Dann hatte der unheilschwangere Lichtstrahl den Krater erreicht. Rory stieß einen wortlosen Schrei aus und warf sich hinter einen Felsvorsprung, während Greg sich hinter einen Steinhaufen hockte und die Arme um den Kopf schlang …
    Die Sekunden dehnten sich. Die Stille war aufgeladen mit angstvoller Erwartung. Doch die Lichtexplosion und die Druckwelle blieben aus. Greg öffnete die Augen und bemerkte zunächst keine Veränderung, dann fielen

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