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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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niederlegen, und als das sich wieder stabilisierte, sah man einen Grauen Wächter auf Horne zielen. Horne grinste noch immer, als er die Waffe dem nächsten Gefangenen an den Hals hielt. Der erste Mann hing blutüberströmt in seinem Behälter.
    »Waffe weglegen, Sir! Hören Sie auf, unsere Kommandantur zu beschmutzen, sofort …«
    »Ich bin Ihr Captain, Villem, ich bin Ihr Atem, Ihr Leben, Sie schulden mir Gehorsam bis in den Tod und darüber hinaus! Ergeben Sie sich, sonst muss ich Sie töten!«
    Der rebellische Graue Wächter übertönte seinen Vorgesetzten mit lautem Wutgebrüll, während an der Seite ein anderer Soldat ins kam, der sich aus dem toten Winkel an ihn anschlich. Drei angelegte Waffen, sich steigernde Wut, kein Weg zurück …
    Plötzlich taumelten überall Gefangene aus ihren Behältern hervor. Der rebellische Graue Wächter blickte zur Seite, Horne duckte sich, feuerte und verfehlte den Gefangenen. Energieblitze trafen den Befehlsverweigerer, dann geriet ein befreiter Sturmlöwe ins und schlug zu. Das schwankte heftig, und die Kamera fiel zu Boden, so dass man nur noch ein Durcheinander von Beinen sah. Man hörte lautes Gebrüll, Schmerzensschreie, das Schwirren von Energiewaffen.
    Im Überwachungsraum beobachteten alle gebannt das unglaubliche Geschehen. Gideon forderte die Sturmlöwen im Gefängnistrakt unablässig auf, zu antworten und die
Kamera aufzuheben. Minuten verstrichen, der Lärm legte sich, und schließlich kam ein Stiefel ins; die Kamera wurde hochgehoben, dann sah man das blutverschmierte Gesicht eines Soldaten. Malachi und die anderen lachten leise und murmelten: »Schmitt hat es geschafft! War ja klar!«
    »Hallo«, sagte Schmitt. »Hört mich jemand?«
    »Jawohl, Corporal«, sagte Gideon. »Wir sehen Sie. Wie ist die Lage?«
    »Sieben Tote, neun Verwundete. Die Bewacher sind entweder tot oder bewusstlos.«
    »Wie konnten Sie sich befreien?«
    »Keine Ahnung, Sir.«
    »Verstanden. Ich schicke Tragen für die Verwundeten hoch …« Gideon zeigte auf Klein und Lange, die knapp nickten und davoneilten. »Sammeln Sie die Waffen ein und sichern Sie den Gefangenenbereich. Ach, noch eine Frage: Hat Captain Horne überlebt?«
    »Einen Moment, Sir.« Das ruckte und schwankte, dann sah man einen blutüberströmten Mann, der auf dem Boden lag. Es war Nathaniel Horne. Die eine Kopfhälfte war Mus, aus der anderen Hälfte starrte ein blickloses Auge hervor. »Negativ, würde ich sagen, Sir.«
    Anschließend ging es darum, die befreiten Sturmlöwen ins Dock und an Bord der Sternenfeuer zu schaffen. Theo ging mit Faraday in den ersten Stock hoch, um beim Abtransport der Verwundeten zu helfen. Dabei begegnete er Hartmann und Boyd, die ihm mitteilten, sie seien für die Befreiung der Gefangenen verantwortlich, denn sie hätten die Energieversorgung der Haftzelle Omega unterbrochen. Es dauerte noch fast eine Stunde, die mehr als 130 Soldaten an Bord zu schaffen und einzuquartieren. Viele waren noch jung und fürchterlich ernsthaft, und als er mit ihnen
sprach, fragte er sich, wie sie wohl auf Rawlins’ Videotestament reagieren würden. Gideon hatte bereits klargemacht, dass alle es sehen müssten, doch Theo wusste, dass die jungen Männer derzeit nicht in der Verfassung waren, sich den radikalen Herausforderungen des Testaments zu stellen.
    Schließlich waren alle Luken versiegelt, die Schiffsanker wurden gelöst, und das Triebwerk der Sternenfeuer schob das Schiff zum Ausgang. Theo, der inzwischen seinen SLAM-Panzer abgelegt hatte, hockte zusammen mit neun Soldaten auf einem Nebengang auf einer Kiste und beobachtete die Außenaufnahmen des Starts, als ihm jemand auf die Schulter tippte. Es war Hartmann, einer von Gideons Sergeants.
    »Tut mir leid, dass ich Sie stören muss, Major, aber Captain Gideon bittet Sie, zu ihm auf die Brücke zu kommen.«
    Theo seufzte, blies die Backen auf, dann lachte er müde. »Tja, Sergeant, wer würde da schon Nein sagen, wie?« Er erhob sich ächzend. »Dann mal los.«
    Auf der Brücke der Sternenfeuer hielten sich normalerweise der Kommandant, der Steuermann und der Waffenoffizier auf; mit Theo, Hartmann und einem tygranischen Offizier, den Theo nicht kannte, war es dort ausgesprochen eng.
    »Theo, ich möchte mich zunächst mal dafür entschuldigen, dass ich Sie in Ihrer wohlverdienten Ruhe gestört habe«, sagte Gideon und wandte sich auf der Pilotenliege halb um. »Aber wir haben hier ein eigenartiges Problem - es scheint so, als sei Captain Hornes Leichnam

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