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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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verlorengegangen, nachdem Sie und Faraday beim Abtransport der Toten und Verwundeten geholfen haben. Erinnern Sie sich, seinen Leichnam gesehen zu haben?«

    »Allerdings. Toter geht’s nicht.«
    »Interessant«, meinte Gideon trocken und deutete auf den tygranischen Soldaten. »Das ist Corporal Fleischer. Zehn Minuten vor dem Ablegen habe ich ihn in den Stützpunkt geschickt mit dem Auftrag, das Datenlog von Hornes Leichnam zu bergen … Josef, berichten Sie den Herren, was Sie vorgefunden haben.«
    »Jawohl, Sir. Ich betrat wie befohlen den Stützpunkt und fuhr mit dem Aufzug zum ersten Stock hoch. Als ich die Haftzelle erreichte, fehlte Captain Hornes Leichnam. Eine Blutspur führte zu einer offenen Tür, und auf dem Boden waren Handabdrücke …«
    »Das kann nicht sein, Sir!«, sagte Malachi. »Der Mann hat keinerlei Lebenszeichen mehr gezeigt - das muss einer der Techniker gewesen sein.«
    Gideon sah Fleischer an. »Gab es Anzeichen dafür, dass der Leichnam weggeschleift oder-getragen wurde, Corporal?«
    »Nein, Sir, in der Blutspur waren keine Fußspuren zu erkennen, und es gab auch sonst keine Hinweise auf Fremdeinwirkung.«
    »Captain, ich habe Hornes blutigen Leichnam mit eigenen Augen gesehen«, sagte Theo. »Die Hälfte des Gehirns war verkohlt - da kann er unmöglich …«
    »Doch«, widersprach Gideon. »Es ist möglich, und zwar unter der Voraussetzung, dass Nathaniel Horne nur äußerlich ein Mensch war.«
    »Feldbarriere voraus, Sir«, meldete Berg, der Steuermann. »Durchgang in dreiundzwanzig Sekunden.«
    Der Eingang zum Stützpunkt Wolf war ein gewaltiges, schartiges Oval mit vorgelagertem Kraftfeld, einem hauchdünnen glitzernden Vorhang, der vor der tiefschwarzen interstellaren Nacht stand. Da er im Moment lediglich
Sensorfunktionen wahrnahm, streifte er nur an der Hülle der Sternenfeuer .
    »Stützpunkt Wolf verlassen«, meldete Berg.
    Gideon nickte und wandte sich an Theo und die anderen. »Ich glaube, es wäre klug, wenn wir davon ausgingen, dass Captain Horne in irgendeiner Weise noch am Leben ist …«
    »Ortung! Raumschiff in 490 Kilom Entfernung auf Abfangkurs …«
    »Verdammt nochmal! Schutzschirme hochfahren, alle Waffen auf Standby! Weshalb wurde das Ding nicht eher geortet?«
    Steuermann Berg war erbost und entsetzt zugleich. »Sir, eben noch gab es keine Ortung in nahem und mittlerem Abstand, und dann ist auf einmal das Raumfahrzeug aufgetaucht …«
    »Der Neuankömmling wird jeden Moment über dem Asteroidenhorizont auftauchen, Sir«, meldete Malachi von der Waffenzentrale. »Alle Waffen einsatzbereit …«
    Theo sah etwas ins fliegen, dann schossen blendend helle Lichtstrahlen darauf zu. Ein grellweißer Lichtblitz überflutete die Brücke, zurück blieben leere Holodisplays und Monitore mit Kreismustern. Der Steuermann und der Waffenoffizier versuchten, Befehle einzugeben, bekamen jedoch nur eingeschränkte Sensordaten herein, während vor ihnen ein Schiff dräute, das mehrfach so groß war wie ihr Aufklärer. Aus dem Rumpf sprangen merkwürdige Kanten vor, die sich zur glatten Hülle zurückbogen. Theo nickte - das war ein Jäger, und sie waren die Beute.
    »Das ist die Chaxothal« , brummte Malachi. Als er Theos fragenden Blick bemerkte, fügte er hinzu: »Beckers Flaggschiff.«

    Aus den Commlautsprechern der Brücke und wahrscheinlich überall an Bord ertönte eine Stimme.
    »Gekaperte Sternenfeuer« , sagte der Sprecher unaufgeregt. »Hier spricht Marshal Becker. Ihre Hauptsysteme stehen unter meiner Kontrolle, und alle Personen an Bord befinden sich in meinem Gewahrsam. Der ehemalige Captain Franklin Gideon wird angewiesen, sich zu ergeben und die Besatzung vollständig zu entwaffnen, bevor ein höherer Offizier an Bord kommt.«
    Gideon fixierte das andere Raumschiff so durchdringend, als wollte er jeden Moment einen Aufschrei der Wut und Ohnmacht ausstoßen. Schließlich sagte er gepresst:
    »Nein, ich ergebe mich nicht.«
    schirme und Displays schalteten sich ein und zeigten Kopf und Schultern eines grau uniformierten Mannes, vor dem Hintergrund einer großen dunkelblauen Kommandoliege. Der Mann hatte ein längliches Gesicht mit kräftigen Kieferknochen, trug sein Haar kurzgeschoren und hatte eigentümlich sanfte braune Augen.
    »Doch, das werden Sie, Gideon. Im Frachtraum befinden sich nämlich zahlreiche Gefangene, gefangene Menschen. Ich nehme an, Sie haben von den Leuten gehört, die sich vertraglich an die Roug gebunden haben.«
    Einige Monitore zeigten von oben

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