Waisen des Alls
Blume, die von der Sonne erschaffen wurde.«
»Das ist …« Einen Moment lang war sie überwältigt von Überraschung und bittersüßer Freude. »Danke.«
»Und jetzt stärke deine innere Entschlossenheit«, sagte der Pfadmeister. »Die Unermesslichkeit Segranas erwartet dich, und du musst über dich hinauswachsen, um dies alles zu umfassen.«
Sie machte sich ans Werk.
29 Theo
Der Plan war simpel. Wenn die Formalitäten abgeschlossen wären, würde Theo Captain Gideons Eskorte zum Hochsicherheitstor geleiten, die Zugangscodekarte präsentieren, den Stützpunkt Wolf betreten und zu Stufe Zwei des Rettungseinsatzes übergehen.
Ich liebe einfache Pläne, dachte Theo, als im Entladeraum ein Signal ertönte und sie durch die Hauptschleuse marschierten. Denn sie können auf mancherlei amüsante Weisen schiefgehen.
Gideon zufolge war die Basis Wolf von den vier vorgeschobenen tygranischen Stützpunkten im Umkreis von Aranja Tesh der Koloniewelt am nächsten gelegen. Der vier Kilometer durchmessende und von Tunneln durchzogene Asteroid beschrieb eine Umlaufbahn um ein unscheinbares Sternsystem nahe der Grenze von Sul, einem verarmten Vasallenstaat der sendrukanischen Hegemonie. Das Hauptdock lag im Innern des Asteroiden, ein gewaltiger düsterer Raum, der hier und da von Scheinwerfern erhellt wurde. Das Erkundungsschiff Sternenfeuer dräute über ihnen, als Theo und die anderen die lange Rampe hinunterschritten, doch im Vergleich zu dem langen Verbindungsweg und den auf verschiedenen Ebenen angeordneten Kranbrücken mit den Parkbuchten, die für viel größere Raumschiffe vorgesehen waren, wirkte es eher klein.
Einige Leuchten betonten die dramatischen Linien der Architektur, mächtige Säulen, die in die Düsternis aufragten,
die kupferfarbene Decke, die sich auf das verglaste Zwischentor absenkte, und das daran angebrachte Monument. Es stellte den Oberkörper eines gepanzerten Kriegers dar, der sich auf seinen Schild stützte und den Speer in Brusthöhe angelegt hatte. Auf dem Schild war ein zähnefletschender Wolf dargestellt.
Theo, Malachi und die sechs Sturmlöwen trugen Kampfmontur und Funkhelme. Theo rann der Schweiß übers Gesicht. Das Geräusch seines Atems klang irgendwie klaustrophobisch. Seine Hilfsarme befanden sich in Neutralstellung, die kleinen Hände hatte er in die Hüfttaschen geschoben.
Gideon hingegen trug einen unscheinbaren mausgrauen Overall. An den Händen war er gefesselt, um den Hals hatte er eine Knebelschlinge. Er ließ den Kopf hängen, als hätte man ihn geschlagen.
Dann standen sie auf einmal vor dem sich öffnenden Puffertor. Durch dessen transparente Wand sah Theo drei barhäuptige, teilkörpergepanzerte Männer, die vor Holomonitoren saßen und sie vorerst nicht einmal zur Kenntnis nahmen. In der Basis Wolf war die Kommandantur der Schattenwache stationiert, deren Befehlshaber Nathaniel Horne war. Von Malachi wusste Theo, dass Horne berüchtigt war für seinen Sadismus und seine Gefangenen häufig folterte. Außerdem war er einer der engsten Verbündeten von Marshal Becker.
Einer der Männer schaute hoch.
»Guten Tag, Brüder. Lasst mal hören.«
Theo hatte sich auf diesen Moment vorbereitet und trat vor.
»Ich bin Lieutenant Brandt vom Erkundungsschiff Sternenfeuer und überstelle den Gefangenen Franklyn Gideon zum Weitertransport nach Alecto. Wegen eines defekten
Hauptantriebs sind wir gezwungen, hier Zwischenstation einzulegen; außerdem klagt der Gefangene über Brustschmerzen, doch unser Automed ist defekt, deshalb würden wir ihn gern in Ihrer Krankenstation untersuchen lassen.«
Der Mann hinter der Glasscheibe musterte Gideon verächtlich, dann wandte er sich wieder Theo zu. »Ihre Zugangscodekarte, Lieutenant.«
Theo zückte die ovale Laminatkarte, die er von Gideon bekommen hatte, und schob sie in einen Schlitz auf der Theke. Der Wachmann der Schattenwache nahm sie entgegen und schwenkte sie über einem Metallscanner. Theo trat vor ein dunkles, reflektierendes Feld neben der Innentür, zog den rechten Handschuh aus und drückte die Handfläche auf die kühle, glatte Sensorplatte.
Würde es funktionieren, oder würde Alarm ausgelöst werden? Seine Hand war mit einem Mustervirus imprägniert, der die Haut mit einem nahezu unsichtbaren Farbstoff einfärbte, auf den die Datenprozessoren ansprachen.
Die Sekunden dehnten sich zu einer kleinen Ewigkeit. Theo hatte einen trockenen Mund, das Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er wandte den Kopf und sah, dass der Wachmann
Weitere Kostenlose Bücher