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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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sich heran. Kao Chihs Fesselung war nur vorgetäuscht; wie Ajegil hielt er in beiden Händen einen Injektor mit jeweils einer Dosis eines schnell wirkenden Betäubungsmittels. Ajegil wartete, bis die Wachposten vor ihm standen, dann sagte er:
    »Den haben wir draußen gefunden. Wer hat ihn rausgelassen?«
    Die Wachposten stritten heftig ab, einen Fehler gemacht zu haben, worauf Ajegil seinen Menschenkopf schüttelte.
    »Sie sollten sich besser einigen. Wenn die höheren Offiziere davon erfahren, werden sie einen Schuldigen bestrafen wollen …«
    Bestrafen war Kao Chihs Stichwort. Er sank stöhnend auf die Knie, dann stach er den beiden nächststehenden Aufpassern in die Beine. Ehe sie reagieren konnten, trat das Narkotikum in die Blutbahn ein, worauf sie zusammensackten wie Marionetten, deren Fäden man durchtrennt hat. Als Kao Chih sich umblickte, stand Ajegil vor den anderen beiden bewusstlosen Aufpassern, während die Gefangenen ein aufgeregtes Getuschel vernehmen ließen.
    »Noch 4,7 Minuten, Freund Kao Chih. Sie müssen Ihre Leute dazu bewegen, uns unverzüglich zu folgen.«
    Kao Chih nickte und eilte die Treppe hinunter, öffnete im Gitter eine Tür mit Plastikrahmen und stand auf einmal Kang Lo gegenüber, dem Duizhang von Vergeltung .
    »Pilot Kao«, sagte er. »Sind Sie gekommen, um uns zu befreien?«
    »So ist es, verehrter Duizhang, ich und ein … Verbündeter. Die Zeit ist knapp, wenn Sie also meinem Begleiter folgen würden, er wird Sie in Sicherheit bringen …«

    Kang Lo ließ seine Offiziere und die übrigen Gefangenen hintereinander Aufstellung nehmen. Als sie aus dem Frachtraum eilten, musterte Kao Chih ihre Gesichter. Einige wirkten erschöpft und verängstigt, andere waren guten Mutes. Tan Hua hingegen wirkte so undurchschaubar wie eh und je. Der kurzbeinige, langarmige Voth-Pilot fehlte jedoch. Besorgt erkundigte er sich bei Shang Ko, einem der Hohen Administratoren, nach Yash, worauf Shang Ko zu einer Lüftungsöffnung auf Deckshöhe deutete.
    »Der Voth hat geglaubt, er könnte durch den Lüftungsschacht entkommen, und hat uns gebeten, ihm beim Reinklettern vor den Blicken der Wachen abzuschirmen.«
    »Dürfte ich fragen, wann das war?«
    »Einige Minuten vor Ihrem Eintreffen, Pilot Kao.«
    Kang Lo reagierte verärgert. »Und Sie hielten es nicht für nötig, mich davon zu informieren, Shang Ko?«
    Der Administrator wirkte auf einmal zerknirscht. »Ich bitte aufrichtig um Verzeihung, Duizhang! Wir sind davon ausgegangen, dass der Voth die Nutzlosigkeit seines Handelns einsehen und zurückkommen würde.« Er blickte zur Lüftungsöffnung hinüber, als erwartete er, der Voth werde jeden Moment wieder auftauchen.
    Yash, du Idiot!, dachte Kao Chih. »Wir müssen ihn zurücklassen, Verehrter. Wenn wir zu lange brauchen, werden wir womöglich entdeckt und erneut gefangen genommen, oder aber wir verpassen das Zeitfenster für die Flucht. Rasch, wir dürfen den Anschluss nicht verlieren!«
    Sein Schicksal und ihre gefährliche Lage verfluchend, drängte er den Duizhang und die wenigen Nachzügler zur Eile. Am Ausgang hatte Ajegil inzwischen den Wachmann ausgeschaltet, der bewusstlos am Schott lag. Die Gefangenen waren am Niedergang angelangt und stiegen aufgekratzt
hinunter, mit Ausnahme einiger älterer Personen, die aufgrund ihrer Langsamkeit die Nachhut eten. Sie hatten gerade den letzten Abschnitt des Korridors erreicht, als Kao Chih schwindlig und übel wurde, ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass das Schiff aus dem Hyperraum ausgetreten war. Weiter hinten wurde gestöhnt, und jemand übergab sich.
    Kao Chih vermochte es kaum zu glauben, dass sie es tatsächlich geschafft hatten, alle vierundzwanzig befreiten Gefangenen in den Lagerraum zu bringen, ohne dass es zu einem Zwischenfall gekommen war. Ajegil warf einen Blick auf sein Handgelenkpad und näherte sich der ovalen Öffnung im Schott.
    »Wir haben für die Befreiung der Gefangenen zu lange gebraucht«, sagte der Roug. »Aber das Roug-Schiff hat sein Ziel ebenfalls etwas verspätet erreicht. Freund Kao Chih, wir sollten jetzt das Signal an die Vyrk senden.«
    Der Roug langte in die ovale Öffnung hinein und gab auf einer kleinen Konsole einen Code ein. Das Stasisfeld, welches das Portal einhüllte, brach zusammen, und flackernde Entladungen eten vor dem Oval ein Zickzackmuster. Kao Chih wandte sich an den Duizhang.
    »Bald wird ein Tor erscheinen, Duizhang. Dann müssen alle in etwa vier Minuten hindurchgehen. Und zwar ohne zu

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