Waisen des Alls
keinen Alarm, aber ewig kann das nicht so bleiben.«
Ajegil musterte den Voth mit einem Anflug von Respekt. »Und deshalb müssen wir jetzt los. Sofort.«
»Was ist mit meinem Gesicht?«, fragte Kao Chih. »Der erste Ezgara, dem wir begegnen, wird Alarm geben.«
»Ich setze meine spezielle Gabe ein«, sagte der Roug. »Ich kann vorübergehend Ihr Gesicht verändern.«
Yash machte große Augen. »Na, das ist ja mal was.«
»Ich habe Ihnen ja gesagt, ich bin kein Mensch«, sagte Ajegil.
Kao Chih musste lächeln. »Wird es wehtun?«
»Zu Anfang werden Sie ein Prickeln und eine gewisse Taubheit spüren. Nach einer knappen Stunde werden Ihr Gesichtsgewebe und die Muskulatur in den Ausgangszustand
zurückkehren, und das dürfte etwas … unangenehm werden.«
Kao Chih atmete tief durch. »Also gut, tun Sie es. Wie werde ich aussehen?«
Der Roug deutete auf den halbentkleideten komatösen Gefangenen. »Wie der hier. Bleiben Sie ruhig und halten Sie die Augen offen.«
Ajegil hob die Hände und legte sie Kao Chih aufs Gesicht.
Er spürte kaum etwas, nur ein flüchtiges, eiskaltes Prickeln. Er hatte das Gefühl, die Haut werde gestrafft und die Muskeln verlagerten sich, doch das waren schwer fassbare Empfindungen, undeutlich und schmerzlos. Ein paar Minuten später ließ Ajegil die Hände sinken und betrachtete ihn, dann holte er einen kleinen Klappspiegel hervor und hielt ihn Kao Chih vors Gesicht. Kao Chih sah seine eigenen Augen aus dem Gesicht eines Fremden hervorblicken, aus dem Gesicht des auf dem Boden liegenden Mannes. Seine Augen waren rund, das Kinn vorspringend und markant, doch der Mund war zur Andeutung eines selbstgefälligen Grinsens verzogen. Als er Ajegil darauf aufmerksam machen wollte, stellte er fest, dass sein Kiefer und seine Lippen wie gelähmt waren.
»Ihre Muskeln sind in diesem Gesichtsausdruck fixiert«, erklärte der Roug. »Sonst hätten Sie keine Kontrolle darüber, der Mund würde Ihnen offen stehen und der Speichel heraustropfen. Daher sollten Sie nach Möglichkeit aufs Sprechen verzichten.«
Vom Gang ertönte ein an-und abschwellender Alarm. »Vorsicht! Sie haben wohl gemerkt, dass die Gefangenen verschwunden sind.«
Yash aber schüttelte den Kopf. »Das ist was anderes. Das Schiff hat vor kurzem sein Ziel erreicht, irgendeinen
Stützpunkt, und es hat sich ihm unbemerkt genähert, als ein anderes Schiff am Austrittspunkt aufgetaucht ist …« Der Voth lauschte einen Moment, dann lächelte er. »Verdammte Sülze - der kommt uns wie gerufen. Der Captain dieses Schiffes hat den des anderen soeben zur Kapitulation aufgefordert und damit gedroht, andernfalls die Gefangenen zu erschießen …«
»Keine Verzögerungen mehr«, sagte Ajegil und öffnete die Tür. »Die Vyrk wird bald hier sein, dann wird es problematisch für unsere Sicherheit.«
»Wa”ol”a”ei’en?«
»Bitte nicht sprechen, Kao Chih«, sagte Ajegil. »Folgen Sie mir einfach und halten Sie die Augen offen.« Er reichte Kao Chih eine der erbeuteten Strahlenpistolen. »Setzen Sie die nur im äußersten Notfall ein.«
Yash übernahm grinsend die Führung.
»Kann nicht sprechen, der Mensch, wie? Eine versülzte Schande - das ist ja so, als wäre die eine Hälfte des Gehirns ausgefallen …«
Der Voth kicherte, doch Kao Chih konnte nur dessen behaarten Hals anfunkeln. Neben Ajegil hereilend, legte er sich eine geharnischte Entgegnung zurecht. Irgendwann würde sich schon eine Gelegenheit bieten.
31 Theo
Während das bizarre Raumfahrzeug auf den Monitoren der Sternenfeuer dräute, unterhielt sich Gideon leise mit Malachi, der in der Nähe hockte. Aus Theos Sicht war ihre Lage ausweglos, denn nachdem ein verschlüsseltes Signal von Marshal Beckers Flaggschiff die Steuerung lahmgelegt hatte, schwebte die Sternenfeuer antriebslos im Raum. Dennoch hatte Gideon anscheinend einen Plan in petto.
Der tygranische Kommandant straffte sich.
»Den Kanal öffnen«, sagte er. Beckers Gesicht erschien auf dem Hauptdisplay.
»Sie strapazieren meine Geduld«, sagte der Marshal. »Entscheiden Sie sich - Kapitulation oder Tod.«
»Wer ist der Neuankömmling, Becker?«, fragte Gideon. »Haben sich die Spielregeln verändert?« Der Marshal hob die Schultern. »Das Schiff beantwortet keine Funksprüche, scheint aber noch leichter bewaffnet zu sein als das Ihre. Und jetzt entscheiden Sie sich.«
»Also gut, Sir - ich sterbe lieber mit einem Blaster in der Hand, als mich Ihnen zu ergeben. Habe ich mich verständlich
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