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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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weiße Flecken dargestellt. Die meisten waren gleichmäßig über die Decks verteilt, abgesehen von einer größeren Gruppe in einem Nebenfrachtraum an der Backbordseite, gar nicht weit von der Position des Verfolgerbootes entfernt.
    »Ah, Freund Ajegil, wir sind praktisch schon in Position …«, sagte Kao Chih, erst dann wurde ihm bewusst, dass er die Regeln der Höflichkeit verletzt hatte.
    »So ist es, Kollege Kao Chih«, antwortete die papierene Stimme des Roug. »Allerdings müssen wir davon ausgehen, dass die Gefangenen unter strenger Bewachung stehen, deshalb sollten wir uns einen Zugang in unmittelbarer Nähe suchen, der in einen leeren Raum führt.«
    Sie fanden acht verschiedene Möglichkeiten, die sie überprüften und schließlich auf zwei einengten. Als sie deren Entfernung zum Frachtraum und die Routen der Patrouillen in Betracht zogen, verwarf Ajegil die eine Möglichkeit zugunsten der anderen. Kurz darauf hatte das Boot die Stelle erreicht.

    »Halten Sie sich bereit, Mensch Kao Chih«, sagte Ajegil, als das Boot sich gegen den Rumpf des Ezgara-Raumers presste, mit der durchsichtigen Seite nach innen. Als die Berührungsstelle luftdicht versiegelt war, warteten sie, während ein automatischer Schneider ein Oval aus dem Schiffsrumpf heraustrennte. Minuten später teilte sich die transparente Hülle des Bootes, und sie kletterten im Schein sich langsam vorschlängelnder Tentakellampen durch die Öffnung. Dann wartete Kao Chih, während Ajegil rasch die Verkleidung der Liegen entfernte und das Portalgerät freilegte, ein von einer durchsichtigen Substanz umhülltes Oval aus Metall. Als er es berührte, rief Ajegil ihm das Stasisfeld in Erinnerung.
    »Der Apparat ist geladen und einsatzbereit«, sagte er, als er eine Anzeige im Innern des Bootes abgelesen hatte. »Wenn wir die Gefangenen befreit und hierhergebracht haben, werde ich das Signal an die Vyrk senden, das beide Generatoren aktiviert und das Wurmlochportal öffnet. Dann können wir unverzüglich zur Vyrk überwechseln.« Der Roug las ein auf seinem breiten Handrücken befestigtes Display ab. »Meine Vorgesetzten gehen davon aus, dass das Ezgara-Schiff in 8,6 Minuten sein Ziel erreichen wird. Die Vyrk wird 5,1 Minuten später in Reichweite des Wurmlochs aus dem Hyperraum austreten. Die Gefangenen müssen daher in weniger als 14 Minuten transportbereit sein.«
    »Bei allem Respekt, Freund Ajegil«, sagte Kao Chih, als sie sich zum Ausgang des Lagerraums wandten, »aber ich finde, das ist eine recht optimistische Vorgabe.«
    Als er sich umschaute, wellte sich der Roug und verwandelte sich in einen Menschen, einen Ezgara-Soldaten in leichter Kampfmontur. Kao Chih hatte bereits den Einteiler abgestreift, darunter war ein pflaumenblauer Anzug
zum Vorschein gekommen, wie er auf Vergeltung getragen wurde.
    »Sie haben Recht, Freund Kao Chih«, sagte Ajegil mit menschenähnlicher Stimme, als er die Verwandlung abgeschlossen hatte. »Aber nach Lage der Dinge scheint mir, dass es möglich ist - alles hängt von der Anzahl der Bewacher im Frachtraum ab.«
     
    Wie sich herausstellte, hatte Ajegil sich geirrt, jedoch nicht hinsichtlich der Bewacher. Ein kurzer Nebengang, der dem Ortsscan zufolge zu einem Wartungszugang führte, erwies sich als Sackgasse mit Wasserspender. Nachdem sie sich eilig neu orientiert hatten, fanden sie einen Niedergang, der zu einem Korridor mit einer Tür und einem Wachposten hinunterführte.
    »Ich bringe den zurück«, sagte Ajegil, als sie sich dem Mann näherten. »Er wurde gerade verhört, deshalb wird er keine Schwierigkeiten machen.«
    Der Wachmann nickte gelangweilt, gab auf dem Touchpad einen Code ein, dann schwang die Tür nach innen auf. Ajegil versetzte Kao Chih einen Stoß in den Rücken, worauf dieser mit schicksalsergebener Miene weiterschlurfte. Ajegil erklärte dem Wachmann, er solle einen weiteren Gefangenen zum Verhör abholen, worauf der Mann nickte und die Tür sich schloss.
    Ein Gitter teilte einen kleinen Bereich des Frachtraums ab. Dahinter führte eine Metalltreppe zu einem Laufweg hoch, der sich an drei der vier Wände entlangzog. Vier Aufpasser bewachten die Gefangenen und unterhielten sich leise. Als Kao Chih vor Ajegil die Treppe hochstieg, blickte er zu den Gefangenen hinunter. Einige erkannten ihn, enthielten sich aber einer Bemerkung. Die Stille knisterte vor Anspannung.

    Kao Chih bemühte sich, die auf sich ruhenden Blicke auszublenden, als er den Laufgang betrat. Ajegil winkte die Wachposten zu

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