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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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zu verlieren?«, sagte Gideon. »Bedenken Sie, was Sie dabei gewinnen können.«
    Der Marshal überlegte kurz und nickte. »Ich werde Ihnen ein wenig Edelmut erweisen, Gideon, aber nur dieses eine Mal.« Er wandte sich ab und erteilte einen Befehl, wartete einen Moment, dann runzelte er die Stirn, ohne dass man die Erwiderung des unsichtbaren Untergebenen gehört hätte. »Dann regeln Sie das - wie ist es möglich, dass vier Comms gleichzeitig ausfallen?« Jemand sagte etwas, worauf er sich anspannte. »Schaffen Sie so viele Leute wie möglich dort runter! - Weg? Alarm auslösen! Findet sie!«
    Becker wandte sich mit wutverzerrtem Gesicht der Kamera zu. »Ich habe keine Ahnung, wie Sie das angestellt haben, Sie antitygranisches Ungeziefer, aber Ihr Spiel ist zu Ende. Ergeben Sie sich, oder ich eröffne das Feuer!«
    »Berg, Kollisionskurs und Vollschub!«, sagte Gideon. »Malachi, Schutzschirme aktivieren! Alle Waffen bereitmachen.«
    »Wie idiotisch von Ihnen, Gideon, sich auf senile Typen und ausgemusterte Majors zu verlassen.« Becker neigte sich der Kamera entgegen. »Rache ist süß …«
    »Sie werden vom Waffeneinsatz Abstand nehmen. Eine bewaffnete Auseinandersetzung ist unzulässig. Wir haben Sie im Visier, Marshal Matthias Becker, und wir erwarten von Ihnen eine demütige und angemessene Entschuldigung!«

    Ein zweites Gesicht erschien in Theos Holodisplay, ein schlankes Wesen mit spindeldürren Armen und einem kegelförmigen Kopf, der sich zu einem schmalen Hals verjüngte. Es war vollständig in dunkelbraune Stoffbahnen gehüllt, Mund und Augen waren hinter Metallgittern verborgen.
    »Sie sind weit entfernt von Ihrer Heimatwelt, Roug«, sagte Becker. »Und Sie mischen sich in Angelegenheiten, die Sie nichts angehen …«
    »Ich bin Reen vom Hohen Index«, entgegnete das Wesen, das Becker als Roug bezeichnet hatte. »Ihre Aktionen berühren unmittelbar unsere Interessen, zumal die Entführung von fünfundzwanzig Menschen aus einem autonomen Habitat, das unter dem Schutz des Hohen Index der Roug steht …«
    »Ihre Gerichtsbarkeit reicht nicht bis hierher«, entgegnete Becker laut, doch der Roug fuhr unerbittlich fort.
    »Der Umstand, dass Sie ohne Vorankündigung und ohne Nennung Ihrer Absichten in Roug-Gebiet eingedrungen sind, stellt ein weiteres strafbares Vergehen dar. Wir haben die Gefangenen mit Hilfe einer fortschrittlichen Technologie aus Ihrem Raumschiff entfernt. Jetzt fehlt nur noch ein zufriedenstellender Beleg für Ihr Bedauern.«
    Theo wechselte einen Blick mit Malachi, der ihm zuflüsterte: »Der entschuldigt sich nie im Leben.«
    Becker hatte unterdessen eine entschlossene Miene aufgesetzt. Er wirkte wie ein Mann, der seinen Weg klar vorgezeichnet vor sich sieht.
    »Die von der Zwangsarbeit befreiten Anführer der Menschensippe habe ich lediglich in Schutzhaft genommen«, erwiderte Becker gewandt. »Ich habe sie als Gäste der Kommandantur Schwarze Sonne und somit des Tygranischen Bundes betrachtet. Wenn Sie sie erneut Ihrer Autorität unterwerfen wollen, muss ich Ihre Entscheidung zur Kenntnis nehmen. Ich verlange lediglich einen Beweis
dafür, dass sie wohlbehalten an Bord Ihres Raumschiffs angekommen sind.«
    »Jetzt spielen Sie auf Zeit, Becker«, sagte Gideon. »Hören Sie auf damit. Entschuldigen Sie sich bei dem Roug.«
    »In Anbetracht Ihrer Vergehen bin ich nicht dazu verpflichtet, doch im Interesse der Klarheit werde ich …«
    Die Perspektive weitete sich, und nun blickte man auf eine erstaunlich weitläufige Brücke. An der geschwungenen Wand sah man verschiedene Konsolen, an denen jeweils ein dunkel gekleideter, spindeldürrer Roug saß. An der Seite standen niedrige Sessel und Sofas, und dort saßen und standen etwa zwei Dutzend Menschen, von denen die meisten in ein Gespräch mit zwei Roug verwickelt waren. Theo reagierte erstaunt und erleichtert auf diesen visuellen Beweis, dass sich die Nachfahren der Kolonisten von der Tenebrosa in Sicherheit befanden. Eigentlich waren hier, wenn er sich selbst mitzählte, Vertreter aller drei Kolonieschiffe versammelt, und darüber konnte man eigentlich nicht so einfach hinweggehen …
    Im Holodisplay lächelte Becker kühl und sagte: »Ich habe genug gesehen«, dann verblasste das.
    Theos Display sowie mehrere andere Monitore auf der Brücke zeigten plötzlich Störungsmuster an.
    »Externe Commverbindung ausgefallen«, meldete Malachi. »Interne Verbindungen gestört, fallen zeitweise aus. Die Lebenserhaltungssysteme funktionieren noch

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