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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Beckers Schiff voll im Gefecht steht, könnten wir den Originalinitialisierer hochfahren und in den Hyperraum flüchten. Ja, so machen wir das. Malachi, wie sieht es mit den Monitoren aus … ah ja, ausgezeichnet.«
    Die Sterne erloschen, und eine vergrößerte Darstellung der beiden auf Kollisionskurs befindlichen Raumer nahm ihre Stelle ein. Beckers Flaggschiff, die Chaxothal , raste dem Roug-Schiff entgegen, dem grotesken Tierkopf, der reglos in der Schwärze des Raumes verharrte. Er hatte sich in der Zwischenzeit nicht von der Stelle bewegt, sondern lediglich das Gesicht dem sich nähernden Gegner zugewandt.

    »Becker hatte Recht mit dem aufgetauchten Raumfahrzeug, Sir«, sagte Malachi. »Als unsere Systeme noch liefen, wurde ein Fernscan durchgeführt, der keine Hinweise auf konventionelle Waffen oder Schutzschirmsignaturen erbracht hat.«
    In einer Entfernung von etwa 800 Kilom eröffnete das tygranische Schiff die Feindseligkeiten. Kleine Schwärme von Raketen starteten in Wellen, während gleichzeitig die Strahlenprojektoren feuerten. Darunter waren superkohärente Laser und auch nahezu unsichtbare gepulste, hochenergetische Partikel. Auf dem Monitor war zu beobachten, wie die Strahlen in das Gesicht des Roug-Schiffes einschlugen, die graue Oberfläche durchdrangen und einen Nebel aus Trümmern und pulverisierter Materie absprengten. Dann schlugen die Raketen ein, und aus den blassen, turbulenten Wolken flogen granatenähnliche Fragmente hervor.
    Die Sekunden dehnten sich, während die Tygraner das Roug-Schiff attackierten, das keinerlei Gegenmaßnahmen einleitete.
    Aber der Roug hat so zuversichtlich gewirkt, dachte Theo. Und es hatte nicht den Anschein, als würde er leere Versprechungen machen.
    Auf einmal setzte das Roug-Schiff sich in Bewegung.
    Das inzwischen zernarbte Gesicht mit den leeren Augen noch immer dem Gegner zugewandt, nahm der Roug-Raumer in einem Bogen Kurs auf die Backbordseite des tygranischen Schiffes. Unablässig feuernd drehte sich Beckers Schiff, um dem Gegner den Bug zuzuwenden - das Roug-Schiff aber flog eine verrückte Kurve, die es bis auf hundert Meter an den Gegner heranpirschte. Während der Tygraner sich zu drehen versuchte, klappte das Maul des Roug-Schiffes auf und spuckte einen gleißend hellen Energiestrahl aus.

    Von der Oberseite des tygranischen Raumschiffs schwangen sich zwei Flügel nach vorn, an deren breit auslaufenden Enden zahlreiche Strahlenkanonen und Raketenwerfer angebracht waren. Die Steuerbordseite bekam die Wucht des ersten Angriffsschlags zu spüren, eine gleißende Energiesäule, welche die Abschirmung mühelos durchdrang. Das Gleißen fraß sich in die Rumpfpanzerung hinein - auf dem stark vergrößerten Monitor war deutlich zu erkennen, wie sich Narben eten und das Metall aufglühte, bevor es schmolz und abblätterte. Es dauerte nur Sekunden, den Steuerbord-Waffenflügel in einen verbogenen, versengten Stummel zu verwandeln.
    Obwohl der Tygraner sich zurückzuziehen versuchte, hielt das Roug-Schiff mühelos den Abstand bei und schnitt den Backbordflügel ab, bis nur noch ein deformierter Stummel übrig war. Als Nächstes nahm es sich die Triebwerksauslässe vor und verwandelte sie in nutzlosen Schrott. Dann kamen die Hyperraum-Knoten an die Reihe und schließlich die verbliebenen Waffenbatterien. Inzwischen war Beckers Schiff ein zerschossenes, antriebslos dahintreibendes Wrack, doch dabei ließ der Roug es nicht bewenden. Mit bleistiftdünnen Energiestrahlen versengte und verbrannte er den gegnerischen Raumer, packte ihn mit seinen Greifern und schleppte ihn zurück zum Stützpunkt Wolf.
    »Tja, meine Herren«, sagte Gideon. »Ich glaube, wir können die Systeme der Sternenfeuer jetzt gefahrlos booten, was meinen Sie?«
     
    In den nachfolgenden Stunden ging Theo der unerbittliche Gegenschlag des Roug nicht aus dem Kopf. Für Becker musste das eine demütigende Erfahrung gewesen sein, aber verdient hatte er es bestimmt. Er und Gideon befanden
sich nun an Bord des Roug-Schiffes, der Vyrk , und standen auf der breiten, geräumigen Brücke. Mandator Reen, der Kommandant der Vyrk , hatte sie persönlich willkommen geheißen, und nun warteten sie darauf, mit den Vertretern der »Menschensippe von V’Hrant« zusammenzutreffen.
    Eine ganze Wand der Brücke wurde von einem riesigen Sichtfenster eingenommen, das Ausblick bot auf den tygranischen Asteroidenstützpunkt. Die Sternenfeuer hing oben an der Backbordseite, umschwebt von mobilen Reparaturdrohnen,

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