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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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während ein Stück weiter das zerschossene tygranische Schiff von automatischen Drohnen zum Stützpunkt Wolf geschleppt wurde. Mandator Reen hatte unterdessen zu Becker und dessen Besatzung ein ausführliches Protestschreiben verfasst (Auszüge davon kursierten unter den Soldaten und der Besatzung der Sternenfeuer ).
    »Da Becker und dessen Männer überlebt haben«, sagte Theo, »nehme ich an, dass die Nachricht von seiner Demütigung allen Tygranern zu Ohren kommen wird.«
    »Das ist unvermeidlich«, sagte Gideon düster, den Blick auf das treibende Wrack gerichtet. »Aber ich bin mir nicht sicher, welche Folgen das haben wird. Beckers Handeln orientiert sich an den Interessen der Hegemonie - gegen den Willen der Hegemonie hätte er die Anführer der Menschensippe niemals entführt, deshalb ist es unwahrscheinlich, dass er selbstständig Vergeltungsmaßnahmen gegen die Roug durchführen wird.« Er schaute Theo an. »Allerdings könnte das die Hegemonie tun, wenn sie zu der Ansicht gelangen sollte, dass die Roug ihre Interessen beeinträchtigen und ihre Pläne gefährden.«
    Als sich Schritte näherten, verstummte er. Drei Personen näherten sich über den glänzenden Boden der Brücke, ein Mensch von asiatischer Herkunft, ein dunkel gekleideter
spindeldürrer Roug und ein kurzbeiniges Wesen, das Theo unwillkürlich an einen Orang-Utan denken ließ. Im Unterschied zu den Abungen, die er in Büchern zur Naturgeschichte der Erde gesehen hatte, trug dieser hier jedoch eine eigentümlich gerippte Hose und mehrere Schichten Oberbekleidung. Das waren die Insassen des Shuttles, das aus Beckers Raumschiff entkommen war.
    Der Roug ergriff als Erster das Wort.
    »Diese Begegnung entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenngleich ich froh bin, hier zu sein …«
    »Versülzte Umständlichkeit, das ist Ihr Problem«, sagte der Kleinste von den dreien. »Vielleicht sollten Sie sich erst mal dafür bedanken, dass man uns nicht in die Luft gejagt hat …«
    Der Asiat lächelte strahlend. »Unser Freund Yash wirkt manchmal etwas verletzend und zynisch - in Wahrheit ist er der liebenswürdigste und angenehmste Reisegefährte, den man sich nur wünschen kann …«
    »Verfluchte Sülze, Mensch!«
    »Ich habe vergessen, uns vorzustellen«, sagte der Roug. »Ich bin Assessor Ajegil; der Mensch heißt Kao Chih, Pilot eines Gravitationsschleppers der vormals zur Zwangsarbeit verpflichteten Menschensippe von V’Hrant; und das ist der Voth Yash, dessen Staubsammler in der Atmosphäre von Darien verglüht ist und somit ein vorzeitiges Ende gefunden hat.«
    »Sie waren auf Darien?«, sagte Theo. »Oh, Verzeihung, ich bin Theodor Karlsson, Major der Freiwilligenstreitkräfte von Darien im Ruhestand.«
    Kao Chih machte große Augen. »Sie sind Gregorys Onkel!« Lachend schüttelte er Theo die Hand.
    »Ja, der bin ich«, sagte Theo grinsend. »Dann waren Sie also ebenfalls auf Darien. Was macht mein Neffe denn so?«

    »Ich war vor einigen Tagen dort«, sagte Kao Chih. »Greg hat sehr viel zu tun. Er leitet den Widerstand in den Bergen …«
    »Er ist der Anführer?«, erwiderte Theo verdutzt. »Wie und wann … also, wir sollten uns gleich mal zusammensetzen und ein wenig unterhalten, was meinen Sie? Uns gegenseitig tolle Geschichten erzählen …«
    »Für Plaudereien fehlt uns die Zeit«, sagte der Roug Ajegil. »Der Kommandant der Vyrk möchte so schnell wie möglich nach V’Hrant zurückkehren. Auf meine Veranlassung hat er diese Begegnung ermöglicht, die uns Aufschluss über die Absichten Ihrer drei Kolonien geben soll, denn die Krise schreitet unterdessen voran. Zunächst aber sollten Sie, Major Karlsson, die Vorstellung abschließen.«
    »Sehr gern. Mein Waffengefährte ist Franklyn Gideon vom Aufklärerraumschiff Sternenfeuer , Captain der Kommandantur der Sturmlöwen.«
    Gideon nickte belustigt in Theos Richtung, dann wurde er wieder ernst.
    »Ich bin leider nicht befugt, für mein Volk zu sprechen - aufgrund einer politischen Intrige betrachtet man mich, meine Offiziere und einfachen Soldaten als Verbrecher. Allerdings ist davon auszugehen, dass die große Mehrheit der Tygraner sich ihren Führern gegenüber loyal verhalten und den Pakt mit der Sendrukanischen Hegemonie nicht infrage stellen wird.«
    »Ein Volk, das irrigen Ansichten anhängt, ist zu schrecklichen Dingen fähig«, sagte Ajegil. »Woran glauben Sie und Ihre Männer, Captain?«
    »An die Prinzipien der Gründer und an das Recht, unsere Welt zu verteidigen.

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