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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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bereitwillig
aushändigte. Dann aber gerieten sie bei der Suche nach dem Bargalil-Mystiker, dem Sonnenfluss-Oszillanten, nach Malgovastek in der 65. Schicht, und die Schwierigkeiten begannen. Sie fanden heraus, dass der Bargalil bis vor kurzem unter dem Schutz von Mirapesh, dem Clanchef der Rotbärte, gestanden hatte, den einer seiner Cousins bedauerlicherweise in den Bioschredder geworfen hatte. Während die Blutsverwandten um seine Nachfolge stritten, suchten sich die ehemaligen Offiziere Mirapeshs neue Posten, und der Mystiker verschwand irgendwo in den labyrinthischen Untertanks der Stadt. Ihre Nachforschungen führten Robert und dessen Begleiter zu einem Stoffladen, an dem Ku-Baar beteiligt war, der sich bereiterklärte, ihnen zu helfen.
    »Vielleicht sollten wir uns in die Untertanks begeben«, sagte Robert. »Sie sagten, Sie hätten vor kurzem einer solchen Aktion beratend zur Seite gestanden, Hauptmann, aber uns läuft die Zeit davon. Könnte nicht eine gut bewaffnete Eskorte unsere Sicherheit gewährleisten?«
    »Ich fürchte nein, Sucher«, erwiderte Ku-Baar. »Bei Bewohnern der oberen Schichten provoziert eine Demonstration der Stärke lediglich Vergeltungsmaßnahmen. Bitte gestatten Sie mir, andere Kanäle zu nutzen - ich habe noch längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Einige Untertank-Informationsvermittler könnte ich auf dem Augenweg erreichen. Ich werde ihnen noch heute entsprechende Anfragen übermitteln.«
    »Ich weiß Ihre Bemühungen zu schätzen und hoffe, dass sie rasch zum Erfolg führen werden.«
    »Ich bin Ihnen gerne behilflich. Gestatten Sie mir eine Frage, Sucher: Wo sind eigentlich Ihre charmante Tochter und die amüsante Dienermaschine?«

    »Die sind am Eingang des Oszillodroms zurückgeblieben - sie wollten sich die Verkaufsstände ansehen.«
    »Die auf dem obersten Balkon?«, fragte Ku-Baar und legte besorgt den Kopf schief.
    »Ja, genau.«
    Der Gomedraner wirkte erleichtert. »Das Oszillodrom ist nie ganz ungefährlich, aber heute werden Manegenkämpfe für Organiker und Maschinen abgehalten, und jeder, der die unterste Sitzebene betritt, gilt automatisch als Bewerber und kann von jedem und jeder herausgefordert werden.«
    »Ich bin sicher, dass meine Begleiter alle nötigen Vorsichtsmaßnahmen beachten werden«, sagte Horst und blickte kurz durchs Teleskop zu den Haltetrossen hinüber. »Hauptmann, ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, die Sie mir hoffentlich nicht übelnehmen - wie oft steigen und fallen die Städte?«
    »Ihre Frage betrifft in der Tat ein Thema, das viele Malgovaster als tabu betrachten. Auf mich trifft das jedoch nicht zu. Um Ihre Frage zu beantworten: Von solchen Kalamitäten erfahren wir alle paar Jahre, entweder durch Gerüchte, die von den Aerohändlern verbreitet werden, oder aus erster Hand von Flüchtlingen, oder - was seltener vorkommt - anhand von Sichtungen. Ich selbst habe das einmal erlebt, als ich noch Messerkind war. Ich erinnere mich, dass ich auf einem der Federwege stand, und zwar zwischen den Glockenschlägen, also schon spät. Ich blickte auf die Eissturmschleier hinaus, beobachtete, wie sie umherfegten, dunkle Wirbel eten und sich wieder entfalteten. Dann schaute ich plötzlich nach oben, vielleicht aufgrund eines Geräuschs oder einer Windveränderung, und da sah ich ein blassgraues Objekt von der Größe einer Ishibohne auf Malgovastek herabstürzen. Nach und nach
wurde das Objekt immer größer und dunkler, und ich konnte erkennen, dass es wohl an unserer Stadt vorbeistürzen würde. Als es größer wurde, traten regelmäßige Details hervor, die Umrisse und Ecken der Decks, Wohnblocks und Türme einer Stadt. Irgendwann sah es so aus, als fielen rote und goldene Fahnen von oben herab, bis mir klarwurde, dass die herabstürzende Stadt in Flammen stand.
    Ich beobachtete, wie sie in einem knappen Kilometer Entfernung vorbeiflog. Die Trossen wehten ihr in den Rauchfahnen nach, und die Schneeschleier wogten aufgrund der verdrängten Luft wild umher. Seitdem bin ich mir stets bewusst, woran unser Leben hängt.« Der Gomedraner grinste. »Ich war ein ängstlicher Junge, aus dem ein ängstlicher Erwachsener geworden ist. Aber wer zögert, dem entgleitet die Zeit, Seher Horst - ich muss zu meinem Laden zurückkehren und weitere Augenweg-Nachforschungen nach unserem unberechenbaren Bargalil anstellen.«
    Sie verneigten sich, und als Ku-Baar aus dem Observatorium verschwunden war, wartete Robert noch ein, zwei Minuten, bevor er zum

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