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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Handwerkerdeck zurückging, die D-förmige Luke verschloss und den eiskalten Wind aussperrte. Im Decksinneren war es kalt und düster. Diese Ebene Malgovasteks umfasste sechs Hauptetagen und zahllose renovierte und umgebaute Untersektionen, Silos und Räume. Für die Beleuchtung sorgten Biogloben und Akkustreifen, doch die fielen zeitweise aus, und die Luft war feucht und übelriechend. Eine stark frequentierte Treppe führte zu einem geschwungenen Gang mit mehreren Eingängen zum obersten Balkon des Oszillodroms hoch. Ein paar Einheimische gingen umher, überwiegend Keklir, Angehörige einer Zweibeinerspezies mit kurzen,
kräftigen Gliedmaßen und breiten, spitz zulaufenden Schnauzen mit zwei Mundöffnungen. Außerdem waren noch Gomedraner, mehrere Hodralog und einige wenige Pozu vertreten.
    Er schob den schweren Vorhang beiseite und trat in die ohrenbetäubende Kakophonie des Oszillodroms hinaus, in ein vielstimmiges Gebrüll, das im Rhythmus eines lauten, metallischen Hämmerns an- und abschwoll. Der obere Balkon war U-förmig, vorne gab es Sitznischen, weiter hinten einfache Bänke und Eimersitze, daran schlossen sich die schummrig beleuchteten Spieltische und Verkaufsstände an der Rückwand an. Aus Neugier ging Robert bis nach vorne durch und spähte durch die bogenförmig gespannten Netze hindurch. In der Arena hielt ein großer Mecha auf Schienen mit der einen Greifklaue einen spindelförmigen Droiden fest und bearbeitete mit der anderen Klaue dessen gepanzerte Taille. Helle Spots folgten den Kämpfern, während die Zuschauer johlten und brüllten. Als die Panzerung des unterlegenen Droiden nachgab, tippte jemand Robert auf die Schulter.
    »Daddy!«
    Es war Rosa, seine Tochter, oder jedenfalls so gut wie. Bevor er als Sonderbotschafter der Erdsphäre nach Darien gekommen war, hatte seine Frau ihm eine Holosimprojektion seiner verstorbenen Tochter geschickt. Als Intrigen, Gefahr für Leib und Leben und zufällige Begegnungen ihn in den Hyperraum verschlugen, zu einer fremdartigen Zitadelle, genannt Garten der Maschinen, konnte er noch nicht ahnen, was da auf ihn zukommen würde. Seine Tochter erwachte als Simulation auf der Basis der Daten des Holosims wieder zum Leben, und er selbst wurde um Jahrzehnte verjüngt. Das Konstrukt, der AI-Herrscher des Gartens der Maschinen, hatte ihm aber auch Harry genommen,
sein AI-Implantat, und ihn in die Freiheit des Schichtnetzes entlassen, des allgegenwärtigen interstellaren Infonetzes. Erstaunt und überglücklich über Rosas zweites Leben, hatte er eingewilligt, dem Konstrukt bei der Kontaktaufnahme mit Gott behilflich zu sein. Aus diesem Grund wollte er sich mit dem Mittelsmann treffen, der Sonnenfluss-Oszillant genannt wurde.
    »Wo ist Reski Emantes?«, fragte er mit erhobener Stimme. »Das sollte ihn doch eigentlich interessieren.«
    »Er hat gemeint, wenn er dabei zuschauen wollte, wie dumme Maschinen aufeinander einschlagen, könnte er auch eine halbe Stunde dabei zugucken, wie ein automatisiertes Hammerwerk Besteckteile ausstößt.«
    Robert nickte. »Verständlich.«
    Inzwischen hatten sie das Gedränge der Zuschauer und Spieler hinter sich gelassen und schlenderten an den Verkaufsständen entlang, wo ihm hin und wieder appetitlicher Essensduft in die Nase stieg. Dann blieb Rosa stehen und legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Du platzt nicht gerade vor Mitteilungsdrang, deshalb nehme ich an, dass der gute alte Ku-Baar nichts zu berichten hatte.«
    »Nichts Neues, meine Liebe, von dem geheimnisvollen Mystiker fehlt jede Spur, aber Ku-Baar möchte weitere Nachforschungen anstellen.«
    »Vielleicht sollten wir die Dienste einer anderen Person aus Mirapeshs Clique in Anspruch nehmen, falls überhaupt noch jemand von ihr am Leben ist«, sagte der Droide Reski Emantes, der herangeschwebt kam, unter dem Rumpf ein volles Einkaufsnetz. Der knapp einen Meter große Droide ähnelte einer auf dem Kopf stehenden schmalen, gleichschenkligen Pyramide. An den Spitzen befanden sich kugelähnliche Buckel, und auf der Oberseite saß
eine kleine dreieckige Kuppel. »Oder wir heuern ein paar Schläger an und machen uns selbst auf die Suche nach dem Mystiker. Schließlich ist er ein Bargalil; ein großer, sechsbeiniger Sophont mit Tonnenbrust kann sich nicht so leicht verstecken.«
    »Die Untertanks sind gefährliches Gelände«, gab Robert zu bedenken. »Ku-Baar hat versprochen, seine Kontaktleute anzubohren, deshalb sollten wir ihm noch anderthalb Tage Zeit lassen. Dann können wir

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