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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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über die Schwärme, deren Heimatwelten und die Übergriffe auf Regionen im Umkreis der Tiefenzone ein.
    Ihm fiel auf, dass Rosa ein wenig größer war als er, und er fragte sich, ob das wohl Absicht war. Wie er trug auch sie eine dunkelblaue, eng anliegende Kampfmontur, doch Robert hatte in Anbetracht der Parasiten, von denen es in einem Achorgabau angeblich wimmelte, auf schweren, kniehohen Stiefeln bestanden.
    »Noch zweiundzwanzig Minuten bis zum Erreichen des Orbitals von Purliss Zwei«, sagte das Schiff. »Atmosphärentaugliche Pinasse zu zweiundsiebzig Prozent abgetrennt.«

    Rosa nahm einen Flechettekarabiner mit Granatwerfervorrichtung und zusätzlich einen Handstrahler aus dem Waffenregal; Robert entschied sich für ein großkalibriges Gewehr mit verschiedenen Munitionssorten. Die Waffe fühlte sich kalt und schwer an, was eine eigentümlich beruhigende Wirkung auf die ihm kürzlich eingepflanzten Kampfinstinkte hatte. Er hatte noch nie eine Waffe abgefeuert, weder im Gefecht noch im Training. Dennoch hatte er das Gefühl, das Gewehr genau zu kennen, und freute sich darauf, es einzusetzen. Und als er an die historischen Bezüge dachte, an die Schwarminvasion vor hundertfünfzig Jahren und den Angriff auf die Erde, zeigte sich auch sein altes Ich kampfbereit.
    »Die Pinasse ist zu neunundachtzig Prozent abgetrennt. Purliss Zwei weist achtundsiebzig kleinere Achorga-Nester auf sowie fünfzehn kleinere und drei große Baue, die miteinander um die Vorherrschaft wetteifern. Das Ziel befindet sich unter dem größten Bau, der die Ostregionen des klimatisch gemäßigten Nordkontinents kontrolliert.«
    Bevor sie aufbrachen, wählte Robert als Zweitwaffe einen Säbel mit schlichtem Heft; dessen Klinge war vermutlich nicht ganz so widerstandsfähig wie eine Kezeqscherbe, eignete sich aber dennoch gut für den Nahkampf. Die Scheide, die man schultern konnte, war mit silbernen Intarsien verziert und passte perfekt.
    »Wir gehen nun über der Nordhemisphäre von Purliss Zwei in den parastationären Orbit. Die Pinasse ist einsatzbereit -bitte begeben Sie sich in den vorderen Mehrzweckhangar und gehen Sie an Bord.«
     
    Die Pinasse war eine runde, abgeflachte Kapsel mit Stummelflügeln und verschiedenen Antriebssuspensoren. Das Cockpit verfügte über eine transparente Kuppel, die glatt
an der oberen Rumpfseite anlag. Als sie sich von der Beweis des Mangels entfernten, nahm Robert ein unangenehmes Schlingern wahr, das aber gleich wieder aufhörte. Zurück blieben gelassene Bereitschaft, sogar so etwas wie freudige Erwartung. Offenbar gewöhne ich mich allmählich an diese Mantel-und-Degen-Geschichten - noch vor einer Woche hätte ich mit Panik zu kämpfen gehabt.
    Er blickte am Planetenrand entlang auf den Nebel der Omet-Tiefenzone, gewaltige Wirbel aus interstellarem Staub, die ein Raumvolumen einnahmen, das an der breitesten Stelle einen Durchmesser von fast dreitausend Lichtjahren hatte. Die Omet-Zone grenzte an die Indroma-Tiefenzone, an Ginima-Fa und Urdisha, die alle immer wieder unter Schwarmangriffen zu leiden hatten, wenngleich in weit geringerem Ausmaß als das Sonnensystem vor anderthalb Jahrhunderten.
    Ein Viertelsegment der Planetenkugel weiter standen mehrere helle Punkte reglos im Raum, eine Flotte von Flotten, eine Ansammlung von Nestschiffen und Transportern, die auf das nächste Schwärmen warteten.
    Eine leichte Vibration war zu spüren, als das Schiff in die Atmosphäre eintrat. Die Rumpftarnung und die Stealthvorrichtungen, die dafür sorgten, dass das kleine Raumfahrzeug nach außen hin nicht größer als ein Blatt erschien, waren aktiviert. Die Wolkendecke war ausgedehnt, und es dauerte einige Minuten, bis sie hindurchstießen und die von den Achorga modifizierte Landschaft erblickten.
    Früher einmal hatte auf dieser Welt eine Zivilisation gelebt. Die Muster von Siedlungen und den dunkleren, dichter bebauten Stadtzentren waren selbst aus dieser Höhe deutlich zu erkennen, desgleichen die Narben, die vom Krieg herrührten. Gewaltige Krater waren über die Ballungsgebiete
verteilt, am Rande verwittert und vom Unkraut überwuchert, während dunkle, unfruchtbare Schneisen vom Einsatz von Giften Zeugnis ablegten.
    Und auf den Ruinen einer dieser zerstörten Städte hatten die Achorga einen Bau errichtet. Sich nach oben hin verjüngende, asymmetrische Türme ragten im ehemaligen Stadtzentrum auf, eine Ansammlung von purpurroten, ockerfarbenen und scharlachroten Spitzen mit einer Höhe von bis zu einem

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