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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Geräte in funkelnden Schrott verwandelte.
    »Was machst du da?«
    Das Wesen huschte zur Seite und brabbelte: »Mensch … Mensch-Mensch … Mensch-Anglik … ja, Mensch-Anglik ist … ist!«
    Dann warf er sich auf Robert und fasste ihn beim Arm.
    »Komm! Wir gehen. Vilorga sind wach, Vilorga riechen Funkwellen, Vilorga jagen dich und die andere! Ich weiß, wo sicher - komm mit …«
    Das seltsame Wesen zupfte ihn am Arm, halb geduckt im Schein der Rotlichtlampe. Sein hübsches, zartes Gesicht,
der kleine Wuchs, das Fell und der schlanke Körperbau ließen nur einen Schluss zu.
    »Bist du ein Uvovo?«, fragte Robert. »Wie bist du hierhergekommen?«
    »Bin ich …?« Verwirrung spiegelte sich in dem kleinen Gesicht wider, die Augen huschten nach rechts und nach links. »Ah, ich versteh, ich versteh. Mein Volk Rivovo, nicht Uvovo. Ich Taklos. Jetzt aber müssen gehen.«
    Halb aus Neugier, halb aus Angst, sich zu verlaufen und abgeschnitten zu werden, ließ Robert sich von Taklos bei der Hand nehmen und um den oberen Hang der Kreuzung herum zu einem anderen Gang geleiten, der sich weiter in die Tiefe schlängelte. Der Rivovo war mit einer Art schmutzigem langem Unterhemd bekleidet, und wenngleich Robert sich nicht sicher war, welchem Geschlecht er angehörte, beschloss er, ihn als »er« zu betrachten. Taklos brabbelte unaufhörlich vor sich hin, manchmal auf Anglik, dann wieder in unterschiedlichen Sprachen, von denen Robert nur wenige kannte. So erfuhr er die Bezeichnungen einiger insektenartiger Symbionten und bekam einen Eindruck von verschiedenen gefährlichen Achorga-Varianten wie zum Beispiel den Lysorga, die ihre Beute mit Giftnetzen umspannen, oder den Jikorga, die ihr Opfer mit säurehaltigem Speichel lähmten oder töteten, oder den Marorga, die mit langen Stacheln tödliche Stromschläge auszuteilen vermochten.
    Einige Unterarten waren Robert von den historischen Berichten über den Schwarmkrieg, aus dem Vee oder aus Glowfilmen her bekannt. Er konnte nur hoffen und beten, dass er ihnen nicht begegnete.
    Als sie jedoch in einer niedrigen, düsteren Kammer anlangten, drang aus einem davon abgehenden breiteren Tunnel eine Art dumpfes Getrappel hervor. Im nächsten
Moment stürmten ausgewachsene, stiergroße Achorga in die Kammer, wurden langsamer und näherten sich ihnen. Der Rivovo bückte sich sogleich und gab ein seltsames auf-und abschwellendes Stöhnen von sich, wobei er die Hände trichterförmig um den Mund legte und sich den rastlosen, merkwürdig unentschlossen wirkenden Wesen zuwandte. Robert verspürte eine eigentümliche Gelassenheit, obwohl er vermutlich der erste Mensch seit anderthalb Jahrhunderten war, der einem solchen Wesen so nahe gekommen war.
    Wo bleibt nur Rosa?, dachte er. Sie wüsste bestimmt, was in dieser Situation zu tun ist.
    Auf einmal schienen die Achorga das Interesse zu verlieren; sie wandten sich ab und eilten durch einen anderen Ausgang davon. Robert entspannte sich merklich.
    »Sicher ist da«, sagte Taklos und zeigte auf einen ansteigenden Gang mit ovalem Querschnitt, aus dem ein gelbliches Leuchten kam. »Kommen nah an Gemächer der Königin - halten Füße und Mund still.«
    Das gelbe Leuchten wurde nach einer Weile heller. Robert überprüfte verstohlen seine Strahlenpistole, denn er war sich nicht sicher, ob es klug war, sich allein auf den Rivovo zu verlassen. Dann gelangten sie zu einer Ansammlung kleiner Bäume mit glänzenden, dunkelgrünen Blättern und tief herabhängenden orangefarbenen Schoten, die einen süßlichen Geruch verströmten. Der Raum war mittelgroß und hatte eine hohe Decke. Der Boden war mit einer Art Gras bedeckt, und irgendwo im Unterholz rieselte Wasser.
    »Mit einem solchen Ort hätte ich unter der Erde nicht gerechnet, Taklos«, sagte Robert und warf einen Blick auf den Detektor, um zu sehen, ob der Zyradin in der Nähe
war. »Vielleicht könntest du mir helfen, jemanden zu finden …«
    Er blickte sich um und verstummte. Das Gesicht des Rivovo war erschlafft und zuckte, während sich das spitz zulaufende Ende einer grauen, feucht glänzenden Membran in einen Schlitz in Taklos’ Hals hineinschlängelte. Unvermittelt straffte sich der Uvovo und blickte Robert in die Augen.
    »Humanform-Subjekt«, sagte er. »Erdsphäre, Erde, der Große Exodus, die vielen Glorreichen Schlachten, ah, wir erinnern uns …«
    »Taklos, was redest du denn da …?«
    »Das ist nur eine Übermittlung, aber manchmal steuern wir ihn auch, erfreuen uns an der

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