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Waisen des Alls

Waisen des Alls

Titel: Waisen des Alls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Erinnerung, dass die bekannten Regionen nur einen kleinen Teil der Galaxis umfassten und dass seine Erfahrungen nur einen winzigen Teil dessen abdeckten, was der Normalraum zu bieten hatte.

    »Was sieht man auf dem nächsten?«, fragte er.
    Rosa berührte den schirm. »Das ist eine Exethi-Barke, die wir nur dann benutzen werden, wenn wir der dreiundachtzigsten, der vierundachtzigsten und der fünfundachtzigsten Schicht nahe kommen sollten …«
    Stimmenlärm vom hinteren Teil der Brücke ließ sie verwundert aufschauen.
    »… Es ist mir egal, was deine Sensoren aufgefangen haben, du Dödel!«, tönte Reski Emantes. »Stabile, differenzierte Ökosysteme sind in dieser Tiefe ein Ding der Unmöglichkeit. Paraentropischer Stress beeinträchtigt die submolekularen Kräfte und führt quasi zwangsläufig zu genetischer Entartung und chaotischen Mutationen.«
    »Tut mir leid, aber du bist ein arrogantes Würstchen - meine Sensoren lügen nicht und wurden weder von einer Projektion ausgetrickst noch sind sie einem Cyberangriff erlegen. Die Sensordaten sind korrekt, somit hat der Planetoid mitsamt seiner Biosphäre existiert. Er war ebenso real wie der Bargalil dort drüben.«
    Die geschlossene Tür im achterlichen Schott hatte sich unvermittelt geöffnet, und ein sechsgliedriger Bargalil mit Kapuze, bekleidet mit mehreren Schichten graubrauner netzartiger Lumpen, kam gemächlich hereingeschlurft.
    »Wie …?«
    »Schiff«, sagte Rosa. »Weshalb hast du diese Person an Bord gelassen?«
    »In diesem Fall blieb mir kaum etwas anderes übrig«, antwortete die Plausible Antwort . »Unser Gast scheint sich einer Art von zustandskausaler Phasenverschiebung zu bedienen.«
    »Das klingt nach pseudo-theoretischem Abfallprodukt«, sagte Reski Emantes, der dem Neuankömmling hinterherschwebte. »Entschuldigen Sie bitte, aber wenn Sie sich
schon selbst einladen, könnten Sie uns wenigstens sagen, wer Sie sind.«
    Der Bargalil blieb stehen, schwenkte den langen Hals mit dem breiten Kopf herum und betrachtete den Droiden mit seinen großen, goldfarbenen Augen.
    »Ein kluges Ding«, tönte es pfeifend aus seinem traurigen Mund. »Ein kluges Ding mit … mit …«
    »Ja, gewiss«, sagte die Plausible Antwort .
    »… Elementen und Komponenten und vielen, vielen Einzelteilen, und ich sehe sie alle, sehe, wie sie sich formen und verbinden, deshalb kann ich sie trennen und neu anordnen, wenn Sie möchten. Möchten Sie all diese klugen Einzelteile sehen?« Die goldenen Augen wandten sich Rosa und Robert zu. »Möchten Sie?«
    Robert starrte den Bargalil entgeistert an, denn Reski hatte nichts gesagt und rührte sich nicht mehr.
    »Äh … nein, danke. Ich weiß Ihr freundliches Angebot zu schätzen, aber … unser Droidenkollege hat … Aufgaben wahrzunehmen, verstehen Sie …«
    Der Bargalil vollführte ein eigentümliches Achselzucken, indem er den Kopf zwischen die Schultern einzog, dann wandte er sich ab und ging weiter zur Vorderseite der Brücke. Reski Emantes ruckte plötzlich nach oben und senkte sich langsam wieder ab.
    »Das … das …«
    »Immer schön diplomatisch, Reski«, murmelte Robert. »Bitte …«
    Der Droide drehte sich wutentbrannt einen Moment lang um die eigene Achse, dann zog er sich in den Hintergrund zurück. Robert näherte sich dem Bargalil und verneigte sich würdevoll.
    »Willkommen an Bord des Schichtenraumers Plausible Antwort - ich bin Robert Horst, und das ist meine Tochter
Rosa. Unseren Droidenbegleiter haben Sie ja bereits kennengelernt. Habe ich die Ehre, mit dem Sonnenfluss-Oszillanten zu sprechen?«
    »Der bin ich«, lautete die Antwort. »Ich weiß, dass ich es bin, denn ich habe nach innen geblickt und all die Elemente und Komponenten und Einzelteile geschaut, deshalb weiß ich … weiß ich … dass ich es bin.«
    Immer gut, sich zu vergewissern, dachte Robert und wechselte einen Blick mit Rosa.
    »Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen«, sagte er. »Wir sind Sucher auf dem Weg …«
    »Du bist der Abgesandte«, sagte der Bargalil. »Der Weg ist dein, der Weg ruft dich, der Weg sucht dich, während du von den Vielen zum Einen reist, während das Eine selbst unterwegs ist … lass die Vielen, dann siehst du das Eine.«
    »Sonnenfluss-Oszillant, werden Sie uns dabei helfen, unsere Reise fortzusetzen?«, fragte Robert geduldig. »Wohin sollen wir uns als Nächstes wenden?«
    »Oszillierender Sonnenfluss-Oszillant«, murmelte der Bargalil mit hängendem Kopf. »Er schwankt zwischen Dunkelheit und Licht,

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